Jedes mißbrauchte oder vernachlässigte Kind ist ein gequältes Kind zuviel. Kinder können sich meist nicht wehren gegen physische oder psychische Gewalt durch Erwachsene und deshalb hat Vater (oder Mutter) Staat für diese Fälle ein ausgedehntes Netz von Hilfen installiert. Da gibt es unter anderem die Jugendämter. So etwas haben wir auch beim Landkreis Barnim, nur das dieses Jugendamt offensichtlich seinen Aufgaben nur in ganz seltenen Fällen - wenn für diese Fälle ein Formular passt - tätig wird.
Zu den Fakten: Dreimal hatte eine Tagesmutter dem Barnimer Jugendamt gemeldet, dass ein einjähriger Junge schon längere Zeit nicht mehr in ihre Obhut gegeben wurde. "Weil das Kind Läuse hatte, hatte die Tagesmutter zuvor die Kindsmutter gebeten, mit dem Jungen zum Arzt zu geben." schreibt die "Märkische Oderzeitung" gestern. "Doch dann erschien das Kind gar nicht mehr. Da die Familienverhältnisse vom Jugendamt schon vorher als problematisch bekannt waren und ein Familienhelfer sich zeitweise um die damals noch minderjährige Mutter gekümmert hatte, sorgte sich die Tagesmutter um das Wohl des Kindes."
"Doch im Amt kam ihre Meldung offenbar anders an. "Es war für die Mitarbeiter zunächst nicht erkennbar, dass es sich um eine Kindesgefährdung handeln könnte", gibt (der amtierende Landrat - der Autor) Carsten Bockhardt die Aussagen der entsprechenden Mitarbeiter weiter. "Die hatten es so verstanden, als wenn es nur um das Thema Läuse ging." Außerdem habe die Tagesmutter keinen "Kindesgefährdungsbogen" ausgefüllt. Wie sich später herausstellte, haben die Barnimer Tagesmütter solche Bögen überhaupt nicht. Tätig wurde daher niemand." schreibt die "MOZ" weiter.
"Die eigentliche Ansprechpartnerin der Tagesmutter war im Urlaub. Die Anruferin wurde mit vier verschiedenen Ansprechpartnern verbunden. Die Vertretung vergaß nach der Rückkehr ihrer Kollegin, die Information weiterzugeben. Schließlich war es die Kinderärztin, die den kleinen Jungen wegen des Verdachts auf Unterernährung ins Krankenhaus einweisen ließ."
Das Barnimer Jugendamt war bereits im September 2008 schwer in die Kritik geraten. Kinder waren damals aus einer völlig vermüllten Wohnung in Löhme befreit worden. Das Jugendamt hatte in diesem Fall trotz mehrfacher Hinweise aus der Bevölkerung nicht reagiert. Es hat sich also nichts geändert.
Soso, die Tagesmutter hat keinen "Kindesgefährdungsbogen" ausgefüllt. Von der Wiege fast bis zur Bahre eines einjährigen Menschen: Formulare, Formulare.... Es muss zunächst einmal eindeutig festgestellt werden, dass die Tagesmutter nichts versäumt hat, ihr gebührt uneingeschränkter Dank. Aber was für eine Scheiß-Ausrede eines amtierenden Landrates. Ich bin kein Politiker und ich muss mich nicht des allgemein üblichen Politiker-Schönsprechs und Blablas befleißigen. Ich sage daher ganz deutlich: So etwas gehört abgelöst ! Und da man diesen Menschen nicht los wird, ihn aus arbeitsrechtlichen Gründen sicher nicht entlassen kann, muss man ihn zusammen mit der sogenannten Sozialdezernentin der Kreisverwaltung zum Kohlenputzen in den Keller schicken !
Organisierte Verantwortungslosigkeit: Das ist unsere Kreisverwaltung in Eberswalde. Oder wie Thomas Dyhr von Bündnis 90/ Die Grünen heute in einem Leserbrief an die "Märkische Oderzeitung" schreibt: " (dieses Ereignis ist) ... Ausdruck und Ergebnis einer Führungskultur, die ihre Mitarbeiter zu willenlosen Befehlsempfängern degradiert und jede Form von Kreativität in der Amtsausübung tötet."
Das wiederum hat aber nicht der jetzige amtliche Vertreter verursacht. Das ist das Ergebnis von 18 Jahren Amtsführung durch den ehemaligen Landrat Bodo Ihrke. Leider nicht nur im Jugendamt, wie viele Bürger mir im Wahlkampf leidgeprüft berichteten.
Klaus Geissler , Mitglied des Jugendhilfeausschusses des Kreistages, fragt dann im gleichen Blatt: " Wann ... wird endlich in unserem Jugendamt das Wort "VERANTWORTUNG" größer geschrieben als das Wort "Bürokratie"? So gr0ß jedenfalls, das man sie erkennen und wahrnehmen kann ?"
Dem gibt es fast nichts hinzuzufügen. Außer eine fast klitzekleine Fußnote: Am 21. April 2010 soll nun nach zwei fehlgeschlagenen Direktwahlen der neue Landrat durch den Barnimer Kreistag gewählt werden. CDU, FDP, SPD und die Grünen stehen nach wie vor zum Kandidaten Ihrke. Spätestens jetzt wäre der Zeitpunkt zum Umdenken, damit in dieser Kreisverwaltung endlich umgesteuert wird. Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht Akten, Befehlsabläufe oder Formulare...
Foto: Rike, www.pixelio.de
Sehr geehrter Herr Valentin,
AntwortenLöschenLeider öfters vorkommendes Problem, leider nicht nur Sonderfall in Barnim, sondern auch sonst wo bürokratischer Alltag. Die BRD ist dabei wohl unrühmlicher Spitzenreiter. Gut daß es noch Menschen wie Sie gibt die das nicht normal finden und sich dagegen wehren, sich einsetzen für ihre Mitmenschen.
Hingegen gefällt mir der niedlicher Bummibär. Der kommt in meine Bildersammlung.
Und noch ist der Lenz nicht gekommen, in Flandern gibt es zwar keinen Schnee jedoch weiterhin Minusgraden. Oh weh die hohen Gebühren für Heizungskosten (Erdgas)…
Womit erwärmen Sie sich in Bernau?
Freundschaftlich,
Nadja Norden
Hallo Frau Norden,
AntwortenLöschendanke für Ihren treffenden Kommentar und den Wetterbericht aus Flandern. Sie haben doch noch ein wenig Golfstrom, was sollen wir (fast) Sibirjaki hier sagen;-) ? Wir heizen mit Erdgas, haben außerdem einen schönen skandinavischen Kaminofen (für Holz) und wenn es ganz kalt wird, krabbeln wir ins Bett und wärmen einander. Schön, wenn man jemanden zum Wärmen und Festhalten hat.Auch im Frühjahr, das nun hoffentlich bald kommt.
Viele Grüße
Frank Valentin
Hallo Herr Valentin,
AntwortenLöschenDas mit der (wenig) Golfstrom stimmt zwar, nur ist in diesen Tage recht wenig davon zu merken.
„Schön, wenn man jemanden zum Wärmen und Festhalten hat“: das ist romantisch und kann ich Ihnen nur beipflichten. Meinen Sie nur nicht ich sei so ne alte alleinstehende Tante die ihre Tröstung in den Gesellschaftswissenschaften suchen muß ;-) Mit meine Enissa klappt das vorzüglich, und zwar ebenfalls in jede Jahreszeit ;)
Herzliche Grüße,
Nadja Norden
Hallo Frau Norden, ich glaube schon lange, dass Sie sehr glücklich sind.Und Gesellschaftswissenschaften kann man ja nebenbei als Hobby betreiben.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
FV
Hallo lieber Herr Valentin,
AntwortenLöschenEinfach super, genau so ist! :)
Herzliche Grüße,
Nadja Norden
Wer früher gedacht hat, es ätte in der DDR Bürokratie gegeben (und die gab es für meine Begriffe sehr wohl viel zu viel) ist seit 20 Jahren eines Besseren belehrt worden. In der Freiheit gibts von alledem noch ein bißchen(weit untertrieben) mehr. Gruß, Jeanette
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