Offensichtlich sind für einige Menschen die Parteitage dieser Splitterpartei immer noch interessant. Nachdem ich heute eher gewohnheitsmäßig auf diese Blog-Seite geraten bin, verfolge ich amüsiert und kopfschüttelnd die Diskussion über die tatsächlich runderneuerte SPD. Runderneuert jedenfalls, wenn man sich den großen Vorsitzenden ansieht. Inhaltlich bleibt man bei den Seeheimer Positionen und deshalb muss man eigentlich auch nicht weiter diskutieren, sondern kann gemächlich dem weiteren Niedergang der Arbeiterverräter zusehen.
Natürlich mache ich dann doch den Fehler, mich in meiner bekannten charmanten Art ( soll heißen: Direktschlag auf den Solarplexus) an der Diskussion zu beteiligen und zitiere aus den Twitter- Tweeds des Hönowers : "Sozialismus will se nich', Kapitalismus kann se nich". Aber auch mein Vorschlag, dass der Wähler doch lieber die Originale statt der billigen Kopie nehmen sollte, stößt nicht auf Gegenliebe der mitdiskutierenden Blockwarte und Bloß-Nicht-Revolution-Garden.
Ich kann damit leben, zumal ich ganz ähnliche Diskussionen und vor allem Beifallsbekundungen wie in Dresden schon vor über 20 Jahren gehört habe und die Mitläufer von damals alle vom Winde verweht wurden. Alles bekannte Phrasen: Bloß keine Fehlerdiskussion ! So kann man die Sache aber nicht betrachten , Genosse ! Nach vorne sehen !
Geschichte wiederholt sich. Was aber damals eine Tragödie war und einen ganzen Staat das Leben kostete, ist heute nur eine armselige Farce. Marx hat mal wieder Recht.
Überhaupt verblüffen mich diese Art von Diskussionsforen mit ihrer eigenartigen Klientel immer wieder. Die Diskussion läuft immer in krümelkackerischer Weise, es werden die Lautäußerungen, die Reden und Durchhalteparolen der üblichen Verdächtigen durchgekaut, Fakten angehäuft, Zahlen genannt, die bis auf die fünfte Stelle hinter dem Komma durchgerechnet sind, man fühlt sich so frei und politisch informiert und stößt doch selten zum Kern der Sache vor. Noch seltener kommt mal einer ganz kurz auf den Punkt, um sich dann sofort wieder in tausenderlei Kleinigkeiten zu verzetteln. Es ist eine eigenartige Kastration des Denkens in diesen Diskussionen, die vielleicht an der Grundausrichtung der Schulbildung in diesem Staat liegen könnte.
Wie wäre es, einfach mit dem dialektischen Denken zu beginnen und zunächst die Frage zu stellen: Wem nützt es ? Wenn ich diese Frage beantworte, brauche ich die langweiligen Reden z.B. von Müntefehríng nicht mal bis zum Ende zu lesen und stoße doch bis zum Kern seines Gesülzes vor. Aber dazu muss man etwas Dialektik gelernt haben oder vielleicht auch nur Menschenkenntnis besitzen.
Ich will nicht schon wieder auf Gabriels Leibesfülle anspielen - das wird langsam langweilig- aber trotzdem noch einer zum Schluss, der sich förmlich anbietet:
Das größte Insekt ist der Elefant,
der aus einer Mücke gemacht wurde.
der aus einer Mücke gemacht wurde.
Das meinte jedenfalls der österreichische Schauspieler Fritz Eckhart . Und leider trifft dieses Zitat nicht nur auf den neuen Vorsitzenden, sondern zu einhundertfünfzig Prozent auf die eher dürftigen Ergebnisse des SPD-Parteitages in Dresden zu...
Danke an Norbert für die prägnante Definition, was SPD heute bedeutet.
Foto: Farbfleck vor dem SPD-Gebäude in Nürnberg (Antje Schröter, www.pixelio.de)
Danke an Norbert für die prägnante Definition, was SPD heute bedeutet.
Foto: Farbfleck vor dem SPD-Gebäude in Nürnberg (Antje Schröter, www.pixelio.de)
Die Diskussionskultur in solchen großen politischen Blogs (wie Spiegelfechter) ist wohl einen eigenen Artikel wert.
AntwortenLöschenSelten wird beim Thema geblieben aber gern wirft man dem anderen Unsachlichkeit, falsche Sprache oder eben die falsche Ziffer an der 6. Kommastelle vor. Unliebige Argumente werden ignoriert wohingegen Ungenauigkeiten überspitzt, klugsch...erische Meta-Meta-Diskussionen und (für Aussenstehende nicht nachvollziehbare) Kleinkriege ausgefochten werden.
Peinlich aber wahr: Sobald da mehr als 10 Leute diskutieren verwandelt sich die ganze Bande in eine kopflose Herde.
Jedenfalls werden, anders als in maßloser Selbstüberschätzung behauptet, solche Blogs nichts revolutionieren -- es sei denn die Konstruktion von Festplatten um den ganzen Datenmüll zu speichern.