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Dienstag, 10. November 2009

Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit - Friedrich Schiller zum 250. Geburtstag (Schluß)


"Die Axt im Haus erspart den Zimmermann", "Früh übt sich, was ein Meister werden will", "Durch diese hohle Gasse muss er kommen", "Da werden Weiber zu Hyänen" oder "Der kluge Mann baut vor": Was viele Menschen für deutschen Volksmund halten, stammt aus der Feder eines einzigen Dichters - von Friedrich Schiller. Schiller wurde am 10. November 1759 - heute vor 250 Jahren - in einem Fachwerkhaus in Marbach am Neckar geboren. Er war das zweite Kind des Offiziers und Wundarztes Johann Caspar Schiller und Elisabeth Dorothea Schiller, geb. Kodweiß, und der einzige Sohn neben fünf Schwestern. Sein Vater stand in Diensten des württembergischen Herzogs Karl Eugen. Auf herzoglichen Befehl und gegen den Willen der Eltern musste Friedrich 1773 in die Militärakademie des Fürsten eintreten und erlebte dort sieben harte Jahre mit militärischem Drill, Demütigung und Überwachung. Bald las er mit Kameraden verbotene Schriften und bereits 1776 erschien sein erstes gedrucktes Gedicht "Der Abend". Ebenfalls 1776 begann er die Arbeit an dem freiheitlichen Theaterstück "Die Räuber". 1779 bestand er die ersten medizinischen Examina und bat er um die Entlassung als Militärarzt. Sie wurde ihm aber erst nach dem Abschluss der Dissertation "Versuch über den Zusammenhang der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen " 1780 gewährt.

Schiller schrieb in jeder freien Minute an den "Räubern" und vollendete das Theaterstück im Jahr 1781. Es wurde noch im selben Jahre anonym veröffentlicht. Am 13. Januar 1782 kamen "Die Räuber" am Mannheimer Nationaltheater zur Uraufführung und trafen absolut den Nerv der Zeit.

Ein Augenzeuge berichtete: " Das Theater glich einem Irrenhause, rollende Augen, geballte Fäuste, heisere Aufschreie im Zuschauerraum, fremde Menschen fielen einander schluchzend in die Arme." Sieben Jahre vor der bürgerlichen Revolution in Frankreich waren das Schauspiel und die dadurch initiierten Beifallsstürme ein Ausdruck der Wut, die sich gegen die Willkür der deutschen Fürsten angestaut hatte.

Schiller war nun berühmt, er hatte heimlich der Uraufführung beigewohnt und bekam jetzt allerdings richtige Probleme mit seinem Fürsten. Dieser warf den Dichter für vierzehn Tage in den Kerker und verhängte striktes Schreibverbot für Komödien „und dergleichen Zeugs“. Schiller desertierte in der Nacht vom 22. auf den 23. September 1782 aus württembergischen Diensten und floh in das kurpfälzische Mannheim. Er brach mit seinem bisherigen Leben: "Ich schreibe als Weltbürger, der keinem Fürsten dient. Früh verlor ich mein Vaterland, um es gegen die große Welt einzutauschen. Die Räuber kosteten mir Familie. Das Publikum ist mir jetzt alles."

Er war nun zwar bekannt, verdiente allerdings kaum Geld und war manchmal kurz vor dem Verhungern. Dazu erkrankte er auch noch an Malaria, einer Krankheit, die im damals noch sumpfigen Rheintal heimisch war. Doch ab 1785 unterstützte ihn der Verleger Christian Gottfried Körner aus Leipzig, ein Schriftsteller und Jurist und Vater des Nationaldichters der Befreiungskriege Theodor Körner.

Im Jahr 1789 nahm Schiller eine Professur in Jena an – entgegen seinen Hoffnungen ohne Gehalt – und lehrte dort als Historiker. Insbesondere mit seiner Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande hatte er sich für dieses Amt qualifiziert. Bekannt und beliebt, wie er vor allem durch "Die Räuber" war, löste die Nachricht der Lehrtätigkeit Schillers in Jena Begeisterungsstürme aus. Die Antrittsvorlesung "Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?" brachte die ganze Stadt in Aufruhr.

1791 erkrankte Schiller lebensgefährlich, vermutlich an Tuberkulose , von der er zeitlebens nicht mehr genas. Im Jahre 1792 wurde er für "Die Räuber" neben Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Heinrich Campe, Johann Heinrich Pestalozzi, George Washington und Tadeusz Kościuszko zum Ehrenbürger der französischen Republik ernannt.

1794 lernte er den bereits wohlsituierten Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe kennen, mit dem sich einen enge Freundschaft entwickelte. Goethe nannte diese Freundscchaft zeitlebens "ein glückliches Ereignis". Dabei waren sie grundverschieden: Goethe, der finanziell stets erfolgreiche Gefühlsmensch, Schiller , der arme theoretische Idealist. Nach Schillers Umzug nach Weimar im Jahre 1799 entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit der beiden Dichter. In dieser Zeit entstanden der "Wallenstein" und "Maria Stuart" sowie Schillers letztes vollendetes Werk, der "Wilhelm Tell".

Im Februar 1805 erkrankte er sehr schwer und traf am 1. Mai zum letzten Mal mit Goethe auf dem Weg ins Theater zusammen. Am 9. Mai 1805 starb Friedrich Schiller an einer vermutlich durch seine Tuberkuloseerkrankung hervorgerufenen akuten Lungenentzündung in Weimar.

Was blieb, was sagen uns seine Werke heute? Schiller ist nicht nur Verfasser sprach- und bildgewaltiger Dramen wie "Die Räuber", "Kabale und Liebe", "Don Carlos", "Die Jungfrau von Orleans" oder "Wilhelm Tell". Er war vor allem ein Zeitgenosse des Übergangs vom absolutistischen zum bürgerlichen Zeitalter und der Französischen bürgerlichen Revolution. Er brachte seinem Publikum die Vernunfts-, Humanitäts- und Freiheitsgedanken des aufstrebenden Bürgertums nahe und rechnete gnadenlos mit den überholten, verkommenden Idealen und Moralvorstellungen des Adel ab. Sein Ausspruch "Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei, und würd' er in Ketten geboren" ist ein Ausdruck für diese Positionen Schillers. Und: Der „Bau einer wahren politischen Freiheit“ ist das „vollkommenste aller Kunstwerke“. An dieser wahren politischen Freiheit sollten wir auch 250 Jahre nach Schillers Geburt und 204 Jahre nach seinem Tode nicht aufhören zu bauen und vor allem dafür immer weiter streiten. Und es gibt so viel zu tun...

Foto: Schillerdenkmal auf dem Gendarmenmarkt in Berlin (Michael Leps, www.pixelio.de)

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