Staatdessen endlich wieder einmal im Bundestag über den Unrechtsstaat DDR herumsalbadern, von einer "Revolution" schwafeln, die man selber scheut wie der Teufel das Weihwasser. Allen Menschen das wahre Glück in diesem heutigen Deutschland preisen, in dem alle ihre Probleme gelöst sind, das ein wahres Paradies auf Erden ist. Vor allem natürlich für die regierenden zehn Prozent. Freiheit, die d i e meinen. Nur mit genügend Geld zu erlangen.
Und dann so etwas: Nach dem üblichen Kotau mit dem political Richtigsprech, den ewig gleichen und tatsächlich höchstens zu fünfzig Prozent wahren Phrasen über Unrechtsregime, unterdrückte Arbeiter, Stasi, Mauer und Stacheldraht, Ulbricht und Spitzbart wagt es Genossin Gesine tatsächlich, unter ihrem Tuff hervorzukommen und hält den Parteien und den von ihnen herangezogenen Monstern den Spiegel vor ! "Ein Gefühl der Ohnmacht und der Ungerechtigkeit hat sich in unserer Demokratie ausgebreitet", sagt sie in der Gedenkstunde des Bundestages. Überzeugte Demokraten müsse es beunruhigen, wenn die Bürger gleichgültig gegenüber Wahlen und Wahlfreiheit seien. Viele hielten die Parteien für nicht unterscheidbar. Die Distanz zur Demokratie wachse, wenn es immer mehr Millionäre gebe und zugleich die Kinderarmut zunehme. Und sie fragt tatsächlich, ob nicht die Distanz der Menschen zur Demokratie weiter zunehmen müsse, wenn die wachsende Zahl der Millionäre nicht zur Bewältigung der Krise zur Kasse gebeten würden. Wenn zugleich aber bei Familien und Hartz-IV-Empfängern gespart würde und die Kommunen ihre Aufgaben für die Bevölkerung nicht mehr erfüllen könnten
Sie stellt auch in Frage, ob es noch gerecht sei, dass Bürgschaften in Milliardenhöhe zur Rettung von Banken gestellt worden seien, diese heute aber schon wieder Milliardengewinne einstreichen könnten. Zugleich fordert die Wissenschaftlerin, Deutschland müsse auf die aktuell schwierige Situation mit mehr Demokratie reagieren. "Die Finanz- und Wirtschaftskrise spannt unser System bis zur äußersten Grenze an."
Prompt kommen die Kritiken. Zuerst natürlich von der FDP. Wie kann die Dame überhaupt? Einfach an dem üblichen Hohlsprech an diesen dumpfen Gedenktagen vorbei angebliche Probleme in Deutschland ansprechen! Wo doch alles so gut geregelt ist! Jeder und alles ist in seiner Schublade, da hat er/es zu bleiben. Ob Hartz IV-Empfänger oder deutsche Geschichte. Ist das jetzt ihre Rache, weil sie zweimal nicht zur Bundespräsidentin gewählt wurde ?
Mir fällt dazu nur Dreierlei ein: Natürlich war die Frau zu lange in Frankfurt/Oder, im tiefsten Dunkeldeutschland. Sie weiß, wovon sie redet. Und natürlich hat die Frau Recht und es ist zu erwarten, dass die Anspannung "des Systems" noch eine Weile so weiter geht. Da hilft auch nicht mehr Demokratie, die ist sowieso nur ein Pflaster auf dem Krebsgeschwür namens Kapitalismus.
Es wäre fast spannend, die vergeblichen gymnastischen Übungen unser Gewaltigen zur Bewältigung des Systemabsturzes zu beobachten. Wenn, ja wenn man nicht selbst in diesem gigantischen Haufen Scheiße feststecken würde. Denn die Kleinen trifft es immer zuerst und am meisten...
Hallo Frank,
AntwortenLöschenDa kann ich mich nur noch mehr freuen daß ich schon 25 Jahre weg bin von Frankfurt (Oder), vom „tiefsten Dunkeldeutschland“( herrlicher Ausdruck!). Frankfurt (Oder) ist vom Status einer Bezirkstadt der DDR herabgesunken zur provinziellen Bedeutungslosigkeit.
Desweiteren bekommt Dein Bericht: „Prädikat ausgezeichnet“
Herzliche Grüße aus meiner flämischen Sommerfrische (wo Regenwetter angesagt ist)
Nadja