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Freitag, 24. Oktober 2008

The Germans to the Front *


Im Biesenthaler Ortsteil Danewitz hat die Nachricht vom Tod des jungen Patrick B. tiefe Betroffenheit ausgelöst. Erst vor drei Wochen hatte der Stabsunteroffizier seinen 25. Geburtstag gefeiert. Patrick B. starb bei einem Selbstmordanschlag der Taliban. In Afghanistan, nicht etwa in Deutschland. Nun überbieten sich Politiker der herrschenden Parteien vor Ort in Betroffenheitsbekundungen:

"Der Tod ist tragisch und bedauerlich", sagte Karl-Heinz Neu, Stadtverordneter der SPD in Biesenthal. Am schlimmsten sei es für die Eltern. "Und schlimm finde ich, dass solche Einsätze nötig sind", erklärte der SPD-Stadtverordnete. Immerhin weiß er: "Ich persönlich glaube aber nicht, dass dieser Krieg zu gewinnen ist." Nach amerikanischen Muster zu sagen - ihr müsst so leben wie wir - dies sei dort am Hindukusch nicht zu erreichen. "Eine Lösung habe ich aber auch nicht", bekannte Neu.

Frage zwischendurch an Herrn Neu: Warum ist dieser Krieg dann "nötig" ? Damit wir dort unsere Arbeitslosen verheizen können ?

Seine tiefe Betroffenheit über den Tod von Patrick B. hat auch Carsten Bruch, CDU-Stadtverordneter aus Biesenthal, geäußert. "Da überlegt man selber, ob das sinnvoll ist, dass wir als Deutschland so tief drin ste­cken." Bedenkenswert sei in dem Zusammenhang ein Statement des deutschen Verteidigungsministers: Werde der Terror nicht dort bekämpft, wo er herkommt, dann komme er zu uns. "Da ist wohl auch was dran, dass Deutschland Ziel für die Terroristen ist. Das macht einen sehr betroffen und sehr nachdenklich", sagte Carsten Bruch.

Der alte Blödsinn von Deutschlands Freiheit, die am Hindukusch verteidigt werden muss. Unbewiesen, nachgeplappert einem rechten SPD-Kriegsminister, für den der vor einigen Jahren erlittene Gehirnschlag ganz offensichtlich ein Schlag ins Leere gewesen sein muss.

Der Danewitzer Ortsbürgermeister Friedrich-Wilhelm Gesche weist darauf hin, dass schon 30 Deutsche bei Einsätzen in Afghanistan gestorben sind. "Das ist ein viel zu hoher Blutzoll und ich fürchte, dass es dabei nicht bleiben wird. Das Mandat ist ja gerade erst verlängert worden", ist Gesche besorgt. Er persönlich sei gegen solche Einsätze, aber dagegen stünden ja die internationalen Verpflichtungen.

Auch das könnte man besser wissen: Diese internationalen Verpflichtungen sind -ganz nebenbei bemerkt - nicht von internationalen Gremien - außer natürlich von der NATO - gedeckt.

Bei aller Trauer und bei allem Mitgefühl für die Eltern, die sich 25 Jahre lang bemüht haben, aus ihrem Kind etwas Ordentliches zu machen: Bisher ist der Einsatz dort unten immer noch freiwillig. Niemand muss dorthin. Es ist eine Binsenweisheit und hört sich sicher zynisch an: Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Allerdings frage ich mich vor allem wieder einmal besorgt, was derartig lernunfähige oder -unwillige Pfeifen wie diese kommunalen "Größen" in der Politik zu suchen haben. Warum können diese Parteikader sich nicht einmal eindeutig positionieren? Mit diesem Wischiwaschi, mit diesem Kriechen wegen der Parteidisziplin, mit diesem Einerseits der richtigen Erkenntnis und dem Andererseits "aber ich muss ja an meine Parteikarriere denken" machen sie sich mitschuldig an jedem toten Bundeswehrsoldaten. Wenn man die Oberbonzen von SPD und CDU nicht von der Basis aus zum Nachdenken zwingt - auf das in ihren Augen "tumbe Stimmvieh" hören sie ja schon lange nicht mehr - werden die Deutschen noch in Afghanistan sterben, wenn alle anderen schon zu Hause am warmen Ofen sitzen...



*Befehl des britischen Oberkommandierenden Lord Edward Hobart Seymor an den Leiter der 500 Mann starken deutschen Marine-Einheit, Kapitän von Usedom, am 22.6. 1900 nach der fehlgeschlagenen Entsetzung des von Auftsändischen belagerten Gesandschaftsviertels in Peking. Im Frühjahr und Sommer 1900 hatten die Attacken der Boxerbewegung gegen Ausländer und chinesische Christen einen Krieg zwischen China und den Vereinigten acht Staaten (bestehend aus dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Österreich-Ungarn, Russland und den USA) herbeigeführt, der mit einer Niederlage der Chinesen und dem Abschluss des sogenannten „Boxerprotokolls“ im September 1901 endete. Da die Bezeichnung „Boxeraufstand“ einseitig die imperialistische Perspektive widerspiegelt (die chinesische Regierung wurde von den Boxern ausdrücklich unterstützt), spricht man neuerdings häufig vom „Boxerkrieg“ oder verwendet die chinesische Bezeichnung. Bei der Verabschiedung eines Teils der deutschen Truppen am 27. Juli 1900 hielt Kaiser Wilhelm II. seine berüchtigte Hunnenrede.

Quelle: "Märkische Oderzeitung" vom 24. Oktober 2008
Bild: "Es reicht!" (Gerd Altmann, www.pixelio.de)

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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...