„Immer mehr Menschen sammeln sich in sozialen Bewegungen oder in Nichtregierungsorganisationen - außerhalb der formalen demokratischen Institutionen. Dort werden inzwischen die wahren Probleme eher erfasst und behandelt als im engen Parteienkorsett. Gleichzeitig sehen wir eine massive Verschiebung der Macht vom politischen Leben zum wirtschaftlichen System. Die Wirtschaft ist in der Lage, sich auf eine Art zu lokalisieren, wie es Politik niemals kann. Die globale Firma befindet sich jenseits des Zugriffs einer Demokratie. Sie ist mit den formalen demokratischen Mitteln nicht zu fassen. Deswegen leistet das demokratische System inzwischen viel weniger, als wir eigentlich von ihm verlangen müssten.“ (aus: „Die Macht verschiebt sich „ - der britische Politikwissenschaftler Colin Crouch über seine umstrittene Theorie der Postdemokratie im „SPIEGEL“-Interview.)
Das, was hier beschrieben wird, sind nichts anderes als die Erscheinungsformen des staatsmonopolistischen Kapitalismus im höchsten Stadium. Zwar spricht Crouch im weiteren Verlauf des Interviews eher schaumgebremst von einer so genannten „eigenen Unternehmensmoral“, die sich Konzerne mittlerweile als gesellschaftliche und politische Verantwortung auferlegen würden. Das wahre Leben jenseits von "political correctness" sieht leider ganz anders aus. Die Globalisierung des Kapitals schreckt vor Kinderarbeit in der Dritten Welt, übelster Ausbeutung, Umweltverschmutzung und –zerstörung im höchsten Ausmaß sowie politischer Einflussnahme auf Parteien und Parlamente-was nichts anderes ist als z.B. die so genannte Lobbyarbeit im Bundestag oder das immer öfter funktionierende fröhliche Wechseln von gescheiterten Politikern an höchste Stellen in der bundesdeutschen Wirtschaft– ja, selbst vor Staatsstreichen und Mord nicht zurück. Wie sind sich plötzlich alle Parteien, auch die sogenannte Opposition im Bundestag, so schnell einig, als es um die Rettung angeschlagener Monster-Banken geht? In der von Crouch festgestellten Postdemokratie geht immer mehr Macht an so genannte Eliten außerhalb der demokratischen Institutionen. Die etablierten Parteien verkommen zu Erfüllungsgehilfen dieser so genannten Eliten. Und sie sind es, die für diesen Zustand verantwortlich sind, der zu Politikverdrossenheit und Wahlbeteiligungen unter 50 Prozent führt, und die gleichzeitig beklagen, dass sich die mündigen Bürger in Notwehr in freien Wählergemeinschaften oder Bürgerbewegungen zusammenschließen. Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus. Selbst ernannte, so genannte Eliten sind nicht der Wald, mögen sie auch das große Geld besitzen, um sich so viele Politiker zu kaufen, wie nur möglich ist und sich dann für unüberwindlich halten. Der Wald sind wir.
(Danke an Klaus, der mich auf den o.g. Artikel im SPIEGEL Nr. 32/2008 aufmerksam gemacht hat)
Bild: S. Hofschlaeger (www.pixelio.de)
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