„Du bist krank, mein Vaterland, sehr krank! Kommt nur alle her in den durchgetretenen Pantoffeln eurer Gemeinplätze und der müffigen Nachtmütze eurer Philisterweisheiten und werft mir Sozialismus und Kommunismus vor und schimpft mich Wühler und Aufhetzer und roten Republikaner.“ schrieb Fritz Reuter im Jahre 1847 in seinem ersten Romanversuch „Der Herr von Hakensterz“. Fritz Reuter (eigentlich Heinrich Ludwig Christian Friedrich Reuter; * 7. November 1810 in Stavenhagen; † 12. Juli 1874 in Eisenach) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dichter und Schriftsteller der Niederdeutschen Sprache.
Ab 1831 studierte Fritz Reuter in Rostock und später Jura in Jena. Als Mitglied der Burschenschaft „Germania“ diskutierte er mit seinen Kommilitonen über die dringend notwendigen demokratischen Reformen, die der Willkür des Adels infolge der Restauration der alten Machtverhältnisse in Europa nach Napoleons Niederlage ein Ende bereiten sollten. Nach dem Sturm auf die Frankfurter Hauptwache im April 1833 griffen die Regierungen in ganz Deutschland gegen die Burschenschaften durch. Reuter wurde am 31. Oktober 1833 in Berlin verhaftet, wegen Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt. Nach vier Jahren Haft wandelten die Richter das Urteil in eine 30-jährige Festungsstrafe um. Im August 1840 wurde der unschuldig Verurteilte durch die Intervention einflussreicher Freunde begnadigt. Reuter schrieb später über seine Haft und deren Gründe:
„Un wat hadden wi denn dahn? Nicks, gor nicks. Blot in uns’ Versammlungen un unner vir Ogen hadden wi von Ding’ redt, de jetzt up apne Strat fri utschrigt warden, von Dütschlands Friheit und Einigkeit. Äwer taum Handeln wiren wi tau swack, taum Schriwen tau dumm, dorum folgten wi de olle dütsche Mod’: wi redten blot doräwer.“
Nach dem Scheitern der bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848 brach er die Arbeit an dem o. g. Roman ab und wurde Lehrer für Turnen und Zeichnen in Treptow. 1850 begann er mit der Arbeit an einer plattdeutschen Gedichtsammlung, die ihn 1853 schlagartig bekannt machte: den „Läuschen un Riemels“. Es folgten u.a. "Ut de Franzosentid", "Ut mine Festungstid", "Ut mine Stromtid ", "Dörchläuchting" u.v.a.m.Trotz seines großen Erfolgs und seiner "Einstufung" als "Heimatdichter" in Plattdüütsch blieb er seinen Überzeugungen treu. „Da sitz ich nun schon an die dreißig Jahre, bis mir das Haar grau geworden ist und warte auf eine tüchtige Revolution, in der sich der Volkswille einmal energisch dokumentieren soll, aber was hilft’s?“, schrieb er an seinen Festungskameraden Wilhelm Wolff, der ein enger Weggefährte von Karl Marx und Friedrich Engels war.
Reuters Geburtstag am 7. November sollte uns Anlass sein, einmal öfter über die jüngere deutsche Geschichte nachzudenken. Seien wir mal ehrlich - Reuter würde wohl auch heute noch warten, denn "Wi redten blot doräwer"...
wir Deutsche können doch nicht "Revolution". Das liegt uns doch gar nicht.
AntwortenLöschen1848 bekamen die Bürger so einen großen Schreck, ob der eigenen Courage, dass sie schnell wieder Monarchie und Bourgeoisie zu Hilfe riefen. und 1990 - wer kam da zu Hilfe, weil wir ob unserer eigenen Kühnheit zu Tode erschrocken waren?
Kaffee, Bananen und ALDI-Schoko düngten uns doch ein riesiger Sieg.
Zu der schönen Umfrage: wer soll denn Kaiserin-Mutter sein? Der Dicke? Und die Hofnarren waren meißtens klüger als die Herren.
Ich würde den Baron vorschlagen.
Barnimer
Herrlich, Frank! Bei uns war Fritz Reuter doch auch eher als “Heimatdichter“ eingestuft. Er war mehr Lektüre für „Unpolitischen“, sowie Ehm Welk und Hans Fallada. Ich habe mich damals mal an seinen „Ut de Franzosentid“ gewagt. Sprachlich habe ich es richtig verstanden nachdem ich gut Flämisch-Niederländisch kannte. Der Kommentar von ‚Barnimer‘ hat mir diesmal auch gut gefallen.
AntwortenLöschenMusikalische Frage: Garry Moore (Irland), ist das deine Strecke? Demnächst kommt etwas von ihm in „Politiek en Cultuur“…
Herbstgrüße aus Flandern,
Nadja
@Nadja: Habe gerade Gary Moore gegoogelt. Klingt sehr gut.Die Tourdaten auf seiner Homepage sind erinnerungsträchtig: Sowohl in Kiew als auch in Odessa war ich schon, auch in den Sportpalästen dort.
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