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Donnerstag, 26. Februar 2009

Der politische Aschermittwoch oder: Grüße von Diederich Heßling


Fast alle westlichen Sitten wie z.B. der einmalig-jährliche Fröhlichkeitsbefehl zum Karneval, verbunden mit typisch deutscher Marschmusik, Uniformen und blödsinnigem Marschieren (wo ich z.B. vor Ekel ob des Gleichschritts nicht mal die sicherlich hübschen Beine der Funkenmariechen wahrnehmen kann) oder der Religionsunterricht in den Schulen, Bonner Beamte in Berlin oder das alberne Pidgin-English in Werbung und Politik stoßen bei mir auf völliges Unverständnis. Und da auch ekliges Regenwetter immer aus einer bestimmten Himmelsrichtung kommt, gibt es bei mir eine einfache Lebensweisheit: "Alles Schlechte kommt (fast) immer aus dem Westen." Nun hat unser Westimport S. , Ex-Generalissimus , ehemals CDU-Chef in Brandenburg und leider immer noch Innenminister, natürlich auch die Unsitte des politischen Aschermittwochs importiert. Die Brandenburger CDU- mühsam geeint unter einer fachlich schwachen Justizministerin W. und eigentlich beherrscht von einem weiteren schmierigen Westimport und seiner Clique - traf sich also gestern in Doberlug-Kirchhain, um über den politischen Gegner herzuziehen. Politische Inhalte kann man nicht verbreiten - man hat einfach keine. In der Personalpolitik arbeitet man auch unter der Grauen Eminenz P. nach dem Prinzip "Champignonzucht", d.h. immer wenn sich etwas hellere Köpfe zeigen (und "Helligkeit" bedeutet bei der Brandenburger CDU - und leider auch in der SPD- nicht viel !) werden sie sofort abgesäbelt. Wichtig ist den ehemaligen Blockflöten vor allem der Religionsunterricht. Hier will man unbedingt eine Gleichwertigkeit der Zensuren mit denen anderer Fächer erreichen. Das Mittelalter lässt grüßen. Irgendwann - und das dauert nicht mehr lange - wird dieses stockreaktionäre Volk noch allen Ernstes fordern, dass die PISA-Tests EU-weit nur noch im Fach Religion stattfinden. Das ganze alberne Kasperletheater wäre also eigentlich den Aufwand eines Blogbeitrages nicht wert, wenn man in den unsäglichen Typen, die sich dort verlustieren und sich für außerordentlich wichtig halten, nicht einen ganz bestimmten Typ Mensch erkennen könnte. Ich habe da vor einiger Zeit einen sehr zutreffenden "Spiegel"-Artikel ausgeschnitten, der nicht nur das Streben einiger Finsterlinge nach mehr Religionsunterricht deutlich erklärt und aus dem ich hier zitieren möchte:

>>Wie die Diskussionen derzeit in Deutschland laufen, sind sie Beleg für die These des politischen Soziologen Robert Michels: "Die Demokratie führt zur Oligarchie:" Wenige sagen den vielen, wo es lang geht. Sie stellen sich nicht den Argumenten anderer und vermögen auch nicht mit eigenen zu überzeugen. Auf Kritik an ihren Positionen reagieren die Meinungsoligarchen hart. Sie stellen nicht das Argument zur Debatte, sondern die Zugehörigkeit des Kritikers: "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns." ... Wollen wir diese neue Form der Oligarchie aus Verantwortungskneifern und Positionsvermeidern ? In der die Kritik am Andersdenkenden - wenn überhaupt - mit wohlfeilem Anspruch aufs Rechthaben formuliert und absolut gesetzt wird ? In der die Ambivalenz des Arguments keine Rolle mehr spielt und die abweichende Position nicht mehr geduldet, geschweige denn gewünscht wird, um sie öffentlich verhandeln zu können ? Wollen wir uns wieder als Volk kleiner Diederiche erkennen, " den scharfen Lehrern ergeben und willfährig" (Heinrich Mann), nur dann zur Haltung fähig, wenn sie zu einem verhältnismäßig geringen Preis einzunehmen ist ?

Wenn wir das nicht wollen, brauchen wir Vordenker, Vorredner, Vorprovozierer, die Ambivalenz ertragen oder gar herausfordern. Wir müssen sie spüren, um sie zu verstehen, statt sie mit dem Abdeckstift der herrschenden Meinung zu übertünchen. Zur Demokratie gehört, Ambivalenz auszuhalten und sie als besonderen Wert des demokratischen Systems zu betrachten. Wir brauchen Argumente, die diese Ambivalenz auszuloten vermögen und durch denkende Menschen vorgebracht werden. Stattdessen haben wir Chefdeuter und jede Menge kleiner Diederiche. Sie stehen zusammen, begeistert von der eigenen Interpretation der Dinge. Wer sagt ihnen, dass sie nicht die einzige ist?<<

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Außer, dass eine Gesellschaft, in der nicht mehr quer gedacht wird, völlig erstarrt. Aber eigentlich sind wir ja schon lange wieder so weit...


D
ie Autorin des Artikels "Lauter kleine Diederiche" aus dem Spiegel Nr. 49/2008 heißt Miriam Meckel. Sie lehrt Kommunikationswissenschaft an der Universität St. Gallen.

Foto: Denkmal von Kaiser Wilhelm I. in Stuttgart (Peter Röhl, www.pixelio.de )

3 Kommentare:

  1. Ist doch aber man gut, daß Du einen Link zum "Untertan" gesetzt hast. Ich denke, nicht viele können mit dem reinen Namen Diederich Heßling etwas anfangen. Wobei ich gern zugebe, daß H. Mann mir auch nicht wirklich liegt, was an der politischen Aussage des Buches aber nichts ändert.

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  2. Natürlich ist das Kasperletheater einen Beitrag (und eigentlich noch viel mehr...) wert, denn wir müssen es ja bezahlen.

    Diese Oligarchen können sich ihre Denkfäule und Schmierenkömödien nur erlauben, weil unser Schweiß ihnen ein hohes und sicheres Einkommen garantiert.

    Sie sind austauschbare Leihendarsteller geworden, die sich auf Volksbelustigung und das "verkaufen" vorbereiteter Informationen spezialisiert haben. Eigenständiges Denken oder Entscheiden können sie nicht.

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  3. ...und noch was zum Thema Demokratie:

    Es wird immer häufiger ernsthaft diskutiert ob wir die hier überhaupt noch haben. Einige Argumente dafür, dass sie bei uns schon vor langem stillschweigend abgeschafft wurde, finde ich (leider) durchaus nachvollziehbar. Leider findet diese Diskussion "nur" in blogs statt und bleibt damit eher unbeachtet.

    Für mich ist unsere Form der Demokratie eher so etwas wie unsere vielgerühmte Freiheit: Ein Idealbild um andere zu blenden und ihnen dann wahlweise Geld, Arbeitskraft, oder Öl aus der Tasche zu ziehen.

    Fast müßig zu sagen, dass sich unsere herrschende Klasse selbst nicht an dieses Ideal gebunden fühlt und sich das System schon entsprechend eingerichtet hat...

    Aber was kann man tun? Außer Generalstreik (und zwar sowohl Konsumenten als auch Arbeiter) fällt mir nicht viel ein was bei dem hohen Durchseuchungsgrad unserer Politik & Medien die Souveränität unseres Volkes erhöhen könnte.

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Wir sind noch lange nicht am Ende, wir fangen ja gerade erst an...