Seit 35 Jahren höre ich mir die ewig gleichen Geschichten über mein Heimatland, die DDR an. Im wesentlichen besteht die bundesdeutsche, also die offizielle Geschichtsschreibung aus drei Eckdaten:
- 17. Juli 1953
- 13. August 1961 und
- 9. November 1989.
Dabei werden immer wieder dieselben Stereotypen herunter gerasselt, als da sind:
- sowjetische Panzer retten Ulbricht
- sowjetische Panzer retten Ulbricht samt Honecker
- sowjetische Panzer retten Honecker nicht mehr.
Ansonsten erschöpft man sich in der öffentlichen Wahrnehmung der DDR-Realität in albernen Fluchtgeschichten der Sorte "Die S-Bahn wurde nach Hawaii entführt" oder ähnlichem Quatsch. Die Wahrheit und damit die Geschichte ist komplizierter, als z.B. die ausgewiesenen "Widerstandskämpfer" Murksel oder ein Gauckler sie uns heute erzählen wollen.
Seien wir doch einmal ehrlich zu uns selber und fragen wir uns, was wir 1989 eigentlich wirklich wollten. Wofür haben wir damals demonstriert? Eigentlich wollten wir doch nur ein paar Südfrüchte und ein paar schöne Reisen in Richtung Westen. Den ganzen übrigen Mist wie Finanzämter, Steuererklärungen, ein vorsintflutliches Bildungssystem aus Olims Zeiten, Ämter, Verfassungsschutz und BND, den lächerlichen Bundestag mit seinen gleichgeschalteten Idioten (die sich auch noch stolz Volksvertreter nennen, aber dabei lediglich ihren Parteiführern gehorchen), Tschändern anstelle von Haushaltstag und gleichen Löhnen für Frauen und diesen ganzen übrigen Käse, auf den sie hinter dem eisernen Vorhang heute immer noch so stolz sind, hätten sie doch behalten können!
Jeder kleine Abgeordnete der Volkskammer hat sich damals mehr für die Sorgen und Nöte seiner Wähler eingesetzt als heute die Mehrzahl der aufgeblasenen Mitglieder eines beliebigen Kreistages. Das nach 35 Jahren immer noch viel geschmähte DDR-Bildungssystem der "Hexe Honecker", das man bereits vor Jahren in Skandinavien einfach kopiert hat, wäre mit Englisch als Hauptfremdsprache und ohne Staatsbürgerkunde Honeckscher Prägung sowie in seiner polytechnischen Orientierung führend in der Welt gewesen. Ich sage nur PISA.
Dafür kann ich mir heute noch alle Nase lang anhören, wie glücklich wir im Osten doch sein könnten, da man uns einfach ohne jede Gegenleistung unsererseits in ihr Paradies aufgenommen habe, in dieses wunderschöne Land Buntschland, in dem in jeder Sekunde quasi von allein Milch und Honig fließen, die Irrenhäuser fast täglich Freigang haben und bitterböse Menschenfeinde an den Stellknöpfen der Macht spielen dürfen, wenn sie nur in der richtigen Partei sind. Liebe Leute, rundum glücklich waren und sind auch heute nur die Immobilienhaie und die Nichtskönner der fünften Reihe aus dem Westen, die beispielsweise unsere Universitäten zu Horten der antisemitischen Verblödung verkommen ließen.
Ach ja, noch eine Bemerkung zum glücklich sein: Meine Familie gehörte zu den Wendegewinnern, denn wir haben 1990 eine Immobilie geerbt, die wir niemanden wegnehmen mussten. Andere Menschen im Osten waren nicht so glücklich, sie wurden einfach vertrieben. Und dass diejenigen Werktätigen aus der DDR, die 1990 am lautesten "Wir sind ein Volk!" bläkten, auch die ersten waren, die arbeitslos wurden, ist nicht nur eine ganz kleine Ironie der Geschichte ...


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