„ Ihr sollt zusammenschlagen!
Erst die Hacken.
Zweitens die Welt.
Am Schluss
Die Hände überm Kopf.“
Robert Gilbert, der 1918 im Spartakusbund an der Novemberrevolution teilgenommen hatte, floh 1933 rechtzeitig aus Berlin. In seinem obigen Appell an das deutsche Volk gab er eine Probe seines Könnens: Kurz und bündig durch einprägsame Bilder zur unbequemen Wahrheit – auf den Punkt - zu kommen.
Gilbert, eigentlich Robert David Winterfeld, geboren 1899 in Berlin war zwischen I. Weltkrieg und Beginn der Nazizeit ein Star der Unterhaltungsindustrie und der Menschen. Man liebte seine Lieder, auch wenn die wenigsten den Textdichter kannten. Mit seinen Liedern für das „Weiße Rössl“ („Was kann der Sigismund dafür“), die Comedian Harmonists („Das ist die Liebe der Matrosen“; „Ein Freund, ein guter Freund“) und für die Filmoperette “ Der Kongress tanzt“ sowie für Ernst Busch („Stempellied“) hatte er schnell die Straße und die Herzen der Menschen erobert. Ob nun für die Regisseure und Komponisten Frederick Loewe, Nico Dostal, Hermann Leopoldi, Friedrich Hollaender, Werner Richard Heymann, Ralph Benatzky und Erik Charell oder für die Schauspieler Lilian Harvey, Willy Fritsch, Heinz Rühmann, Paul Hörbiger, Zarah Leander und Willi Forst, stets wurden seine Lieder riesige Erfolge. Er schaute den Menschen aufs Maul und wurde mit Heinrich Heine verglichen, der ebenso wie Gilbert der Prosaik des Lebens in seinen Versen Rhythmus eingehaucht hatte.(Hannah Arendt) Auf dem Höhepunkt seines Schaffens musste er durch die judenfeindliche Politik der Nazis Deutschland verlassen , da auch er jüdischer Abstammung war. Über Österreich und Paris floh er schließlich nach New York, wo er 1944 auch die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm.
Gerade in den schwärzesten seiner Gedichte schlug er zunächst einen fröhlichen Kinderton an, um dann ganz gezielt zum Grauen überzuleiten, so z.B. in dem Zyklus „Grimmige Märchen“, der Anfang der 40er Jahre in New York erschien:
leben jetzt zwischen Jordan und Jemen.
Hoffentlich haben sie keine Verwandten
In Bremen.“
Bedenkt man, dass die 4 Bremer Stadtmusikanten in der gleichnamigen Fabel eigentlich alte, kranke und somit „unnütze“ Tiere sind, fallen einem sofort die unsäglichen Programme der Nazis zur Euthanasie und der Tötung „unwerten Lebens“ ein.
Gilbert kam nach dem Ende des Naziregimes 1949 nach Europa zurück und wurde wieder deutscher Staatsbürger. Trotzdem er z.B. 1950 für die Operette „Das Feuerwerk“ das Lied „Oh, mein Papa“ schrieb und später die Musicals „My fair Lady“, "Oklahoma", "Hello Dolly" und „Annie get your gun“ ins Deutsche übersetzte (der Zungenbrecher „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen“, den Eliza Doolittle irgendwann fehlerfrei aufsagen kann, ist von ihm) konnte er den Humor der Weimarer Zeit nicht zurückholen. Dazu war in 12 Jahren zuviel passiert. 1978 starb er im Tessin, wo er seit 1955 lebte.
- Durch Berlin fließt immer noch die Spree
- Kathrin, du hast die schönsten Beine von Berlin ( sein erster Schlager)
- Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist
- Das ist die Liebe der Matrosen (Film: Die drei von der Tankstelle)
- Im Salzkammergut, da kamma gut lustig sein
- Das gibt´s nur einmal, das kommt nicht wieder
- Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn
- Irgendwo auf der Welt (Musik Heymann)
- Annemarie (Operette, mit Vater Jean Gilbert 1925)
- Lene, Lotte, Liese - Josefines Töchter (Volksstück ,mit Vater Jean Gilbert 1926)
- Die leichte Isabell (Operette, 1926)Pit-Pit (burleske Operette, 1927 )
- Äffchen (Operette 1928 )
- Prosit Gipsy (musikalisches Lustspiel 1929 )
- Im weißen Rößl (Singspiel), Musik von Ralph Benatzky; musikalische Einlagen von Robert Gilbert, Bruno Granichstaedten, Robert Stolz und Hans Frankowski, Libretto vom Komponisten zusammen mit Hans Müller und Erik Charell, nach Oskar Blumenthal und Gustav Kadelburg; 1930 )
- Strammer Junge angekommen (Schwank mit Musik 1953)
Bücher:
„Mich hat kein Esel im Galopp verloren“. Gedichte aus Zeit und Unzeit. Piper Verlag München, 1971
Quelle: FAZ, Wikipedia u.a.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich über alle Kommentare. Bitte halten Sie sich aber an die Netiquette - keine rassistischen, sexistischen oder sonstwie diskriminierenden Äußerungen. Auch Militaristen haben hier ausdrücklich kein Forum. Falls Sie der Ansicht sind, ich wäre a. blöd b.hässlich oder c. beides, behalten Sie das bitte für sich. Es interessiert hier niemanden. Versuchen Sie, inhaltlich relevante Kommentare, die die Diskussion zum Thema voran bringen und das Thema erhellen, abzugeben. Ich behalte mir vor, Kommentare zu kürzen oder zu löschen und weise darauf hin, dass die in Kommentaren geäußerten Ansichten nicht unbedingt meinen eigenen entsprechen.