Mittwoch, 15. Februar 2012

Nazis, wohin man sieht

"Der Dreiachteljude, der einen volljüdischen und einen halbjüdischen Großelternteil besitzt, gilt als Mischling mit einem volljüdischen Großelternteil, der Fünfachteljude mit zwei volljüdischen und einem halbjüdischen Großelternteil als Mischling mit zwei volljüdischen Großeltern." Mit dieser Präzision kommentierte Hans Globke, führender Mitarbeiter im nazistischen Reichsinnenministerium, die Nürnberger Rassengesetze.Und er sorgte dafür, dass den deutschen Juden zwangsweise die Vornamen Sara und Israel verordnet wurden.

Nach der Zusammenbruch des NS-Regimes wurde dieser unheilvolle Jurist nicht etwa vor Gericht gestellt. Nein, er arbeitete sich wieder hoch und ab 1953 war er Chef des Bundeskanzleramtes und Ober-Staatssekretär unter  Bundeskanzler Konrad Adenauer. Globke gilt auch heute noch als Symbol für die fast vollständige Durchseuchung aller Machtstrukturen der BRD mit Alt-Nazis.

"... jeder, der es wissen wollte, (konnte) die antisemitischen Machwerke des furchtbaren Juristen nachlesen..." schreibt der " Spiegel" in seinem ersten Heft 2012. Adenauer störte das nicht: "Ich wüsste keinen, der mir den Globke ersetzen könnte." äußerte er.

So wie Globke gab es Tausende und sie waren nicht nur Schreibtischtäter. Während man nun heute, fast 70 Jahre nach dem Ende des faschistischen Staates,  endlich beginnt, die Nazi-Vergangenheit der bundesdeutschen Institutionen aufzuarbeiten, sind die meisten dieser Verbrecher gestorben und haben vorher  in Ruhe ihre Pension unter voller Anrechnung der Bezüge des Nazi-Reichs  verzehren können. Die Akten und damit die Dokumentationen ihrer Greueltaten sind zum größten Teil vernichtet oder verschollen. Und immer noch und immer öfter  regt sich die Hand dieser Strolche aus dem Grabe,  denn die geistigen Erben der Täter sind nicht untätig, wenn z.B. beim Verfassungsschutz urplötzlich Beweise gegen neonazistische Verbrecher "verschwinden" müssen...


2 Kommentare:

  1. ...und die Neonazis kommen ja alle aus der sogen. DDR.
    Barnimer

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  2. Über Globke gibt einen schönen DDR Film:
    ´´Die schwarze Eminenz´´(1960)
    Ein Fernsehspiel, Folge 6 der Reihe "Das aktuelle Kurzspiel"
    Dramaturgie: Gottfried Grohmann
    Regie: Percy Dreger
    Sendedaten:
    Erstausstrahlung:26.08.1960 Inhalt
    Im Mittelpunkt der Handlung des 60 Minuten langen Fernsehspiels standen die Opfer des Wirkens eines Hans Globke während der Zeit des Nationalsozialismus. Globke selbst (1898-1973) war zunächst Verwaltungsjurist im preußischen und dann im Reichsinnenministerium der Nazis. Er war maßgeblicher "Kommentator" der Nürnberger Rassengesetze, die Grundlage der Verbrechen gegen die Juden und andere Menschen waren. Trotz dieser großen Schuld, die Globke damit auf sich geladen hatte, wurde er im Jahre 1953 unter der Regierung Adenauer zum Chef des Bundeskanzleramts berufen, wo er als "graue Eminenz" oder "schwarze Eminenz" für Adenauer eine wichtige Rolle einnahm.In der DDR und auch bei fortschrittlichen Kräften in der BRD war Globke das Paradebeispiel für eine personelle Kontinuität in den staatlichen Verwaltungseliten zwischen dem "Dritten Reich" der Faschisten und der Bundesrepublik.

    Der Film müßte noch im DRA vorhanden sein.

    Peter

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