Montag, 15. März 2010

Heute mal unappetitlich

Gestern abend bekomme ich von irgendwoher den Brief auf den Tisch, den der amtierende Barnimer Landrat Bockhardt zwecks eigener Reinwaschung in der Angelegenheit Jugendamt an die Kreistagsabgeordneten geschickt hat. Danach bestand zu keiner Zeit eine Gefährdung des einjährigen Jungen! Die Zeitung lügt! Tatsächlich ? Man möchte mir zugestehen, dass ich ob des ansonsten wenig konkreten Wortschwalls erst recht misstrauisch bleibe und hoffe, dass der Kreistag endlich eine Untersuchung anstellt. Wenn ich mir das Wischiwaschi im typischen Verwaltungssprech so durchlese, fällt mir auf Anhieb eine recht nettes, zu Unrecht wenig publiziertes Gedicht von Hans Magnus Enzensberger ein, das eigentlich immer zutrifft, wenn irgendwelche Verwaltungs- und Politiktypen eine ihrer Großtaten oder Verbrechen vertuschen oder schönreden wollen. Mit Poesie gegen die totale Verarsche:

Die Scheisse

Immerzu höre ich von ihr reden
als wäre sie an allem schuld.
Seht nur, wie sanft und bescheiden
sie unter uns Platz nimmt!
Warum besudeln wir denn
ihren guten Namen
und leihen ihn
dem Präsidenten der USA,
den Bullen, dem Krieg
und dem Kapitalismus?

Wie vergänglich sie ist,
und das, was wir nach ihr nennen
wie dauerhaft!
Sie, die Nachgiebige,
führen wir auf der Zunge
und meinen die Ausbeuter.
Sie, die wir ausgedrückt haben,
soll nun auch noch ausdrücken
unsere Wut?

Hat sie uns nicht erleichtert?
Von weicher Beschaffenheit
und eigentümlich gewaltlos
ist sie von allen Werken des Menschen
vermutlich das friedlichste.
Was hat sie uns nur getan?


Ja, warum tunken wir alle diese plappernden Wichte ohne Gewissen, Rückgrat und voller übler Gedanken an noch üblere Taten nicht einfach hinein? Die stinken doch sowieso schon...


Foto: Harald Grunsky, www.pixelio.de



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