Dienstag, 10. März 2009

Übergangspunkte der Weltgeschichte

"Es gibt Lebensmomente, die wie Grenzmarken vor eine abgelaufene Zeit sich stellen, aber zugleich auf eine neue Richtung mit Bestimmtheit hinweisen.

In solch einem Übergangspunkte fühlen wir uns gedrungen, mit dem Adlerauge des Gedankens das Vergangene und Gegenwärtige zu betrachten, um so zum Bewußtsein unserer wirklichen Stellung zu gelangen. Ja, die Weltgeschichte selbst liebt solches Rückschaun und besieht sich, was ihr dann oft den Schein des Rückgehns und Stillstandes aufdrückt, während sie doch nur in den Lehnstuhl sich wirft, sich zu begreifen, ihre eigne, des Geistes Tat geistig zu durchdringen."

Dieses Zitat von Karl Marx aus einem Brief an den Vater in Trier (10. November 1837) und die heutige Zeitungsmeldung, dass weitere 600 Soldaten der Bundeswehr nach Afghanistan geschickt werden sollen - schließlich hat der große Bruder dort Schwierigkeiten und ruft um Hilfe - haben mich wieder einmal zu einem Blick in Geschichte veranlasst: Wie oft und mit welchem Ergebnis wurde in der jüngeren Historie dieses Landstrichs am Hindukusch schon versucht, dort fremde Regimes aufzurichten und die afghanischen Stämme dauerhaft zu "befrieden"?

  • 1838–1842 Erster afghanisch-britischer Krieg, England wollte Russland zuvorkommen, erfolglos für die Invasoren
  • 1878–1880 Zweiter afghanisch-britischer Krieg, ohne nennenswerten Dauererfolg für die Kolonialmacht, im Ergebnis wurde A. als Pufferstaat zwischen den Kolonialmächten Großbritannien und Russland belassen.
  • 1919 Dritter afghanisch-britischer Krieg, Afghanistan bekommt verlorene Gebiete zurück
  • 1979–1989 afghanisch-russischer Krieg, erfolglos für die Invasoren.
  • 2001 bis jetzt aktueller Krieg der USA unter Mittäterschaft Deutschlands und der NATO.

Die Geschichte zeigt uns also, dass sich diese Völker dort unten weder unterjochen, noch ausrotten oder gar missionieren lassen. Die übliche imperialistische Praxis der Eroberungskrieger hat demnach versagt. Jetzt ist der Krieg so gut wie verloren. Der britische Oberbefehlshaber hat schon mal offen über einen Rückzug nachgedacht. Karsai verhandelt seit langem schon heimlich mit den Taliban, er ist beim neuen US-Präsidenten Obama nicht gut angesehen und fürchtet um seinen Hintern. Übrigens: Einen von Karsais Vorgänger im Amt schleifte man an seinen Hoden durch Kabul, allerdings war er da schon totgeschlagen. Auch Obama will mit gemäßigten Taliban verhandeln. Über kurz oder lang wird also ein seit 1838 erfolgloses Unterfangen, das von den unterschiedlichsten Kräften betrieben worden ist, wieder einmal beendet werden müssen. Und da auch unsere deutschen Politiker nicht aus der Geschichte lernen können, werden Merkel, Jung und Steinmeier die Verteidigung unserer Demokratie am Hindukusch sicherlich bis zum jüngsten Tag fortsetzen. Es wäre fast lächerlich, wenn im Krieg nicht immer Menschen sterben würden...

2 Kommentare:

  1. dazu passt folgende meldung der ARD: NATO und ISAF töteten mehr Zivilisten als die Taliban

    und jetzt wundern wir uns warum die uns da nicht mögen? das kann ja nur an deren mittelalterlichen einstellung liegen. jedes andere volk würde sich darüber freuen von unseren hi-tech waffen geröst... äh demokratisiert zu werden.

    ehrlich gesagt frage ich mich wer hier mittelalterlich ist, wenn es ums frauen und kinder töten geht sind das unsere kreuzfahrer ganz bestimmt.

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  2. nachtrag:

    wir verdienen übrigens nicht schlecht an diesem krieg.

    deutschland ist weltweit der drittgrößte waffenexporteur, übrigens auch nach Pakistan

    und über die waffendeals die vermutlich im umfeld der afghanistan "mission" geschlossen werden habe ich ja schon mal hier berichtet

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