Dienstag, 26. August 2014

Fremde Federn und berauschte Traumtänzer

Im Moment tobt Wahlkampf in Bernau. Am 14. September werden sowohl Landtag als auch neuer Bürgermeister gewählt. Als Kandidaten für das Bürgermeisteramt stehen die von allen Blockparteien unterstützte amtierende Bürgermeisterin (die noch bei unserem Hubert gelernt hat und deshalb der Ansicht ist, die Bürger wären für das Amt da und nicht umgekehrt) der Finanzdezernent der Stadt (der seinen Job beherrscht, für die Schuldenfreiheit der Stadt steht und dem abgewählten Bürgermeister des öfteren widersprach und deshalb gemobbt wurde) und ein linker Kandidat (über den sich bei mir langsam der Eindruck verfestigt, "links" wäre nicht von seinen politischen Ansichten abgeleitet , sondern hätte eher etwas mit einem bestimmten Verb zu tun).

So hat der Bericht in der Regionalpresse über eine Wahlkampfveranstaltung der Linken mit ihrem BM-Kandidaten und ihrem Altstar Gysi Montagabend auf dem Bernauer Marktplatz nur für sehr verhaltene Freude bei mir gesorgt. Der überwiegend negative persönliche Eindruck, den die beiden eitlen Selbstdarsteller bei mir hinterlassen haben, wird vor allem durch die Aussagen des Kandidaten verstärkt. 

Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Mit seinem Kompromiss-Vorschlag zur Altanschließer-Problematik, dem sogenannten Abschmelzungsmodell will er "Erfahrungen sammeln". Also ich nenne das ein soziales Experiment am lebenden Objekt, das als Tierversuch verboten wäre. Kein normaler Mensch möchte doch an so etwas als Versuchskarnickel beteiligt werden !

Vollends entlarvt ist dieser Kandidat, wenn er quasi zugibt, dass sein eigenes Modell keinen Bestand haben kann, denn "wenn es später, also 2016 oder 2017 zu Verfahren kommt, sind die Ansprüche auf jeden Fall verjährt." Aha. Früher nannte man so eine Verfahrensweise tricksen oder gar bescheißen und ich befürchte, dass sich kein Wasser- und Abwasserzweckverband auf diese primitive Art hinter die Fichte führen lässt. Und was ist mit den Menschen, die schon jetzt einzahlen mussten und ihr Geld dann niemals wiedersehen werden? Weil nämlich 2015 Verjährung eingetreten ist und das politische Interesse am Thema dann folgerichtig gegen Null tendieren wird? Eine Sechs, setzen, Kandidat! Sie schwafeln und wollen nur ihre Wähler linken!

Der Kandidat ist übrigens Rechtsanwalt und als solcher superschlau. Daher müsste er auch schon mal etwas von Verjährungshemmung oder gar von arglistiger Täuschung gehört haben.

So schlau in Bernau (Pino Madeo  / pixelio.de)
Weiter in der eitlen, vierundzwanzigstündigen Selbstbespiegelung: Vorwärts soll es also gehen in Bernau. Dabei hat der linke Kandidat noch nicht einmal mit bekommen, dass es in Bernau durchaus tragfähige Straßenbaulösungen geben könnte - es gab nämlich 2013 einen Bürgerentscheid zur Mitbestimmung der betroffenen Bürger beim Straßenbau. Initiiert war der Entscheid von den Unabhängigen, die einfache Straßenbaulösungen wie Bitumendecken schon seit Jahren fordern und immer wieder vom geschaßten Bürgermeister Handke und von der Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung - und dort besonders von den Linken - ausgebremst wurden. Aber da die Linke in Bernau, Barnim und Brandenburg noch nie mit fundierten eigenen Ideen aufgefallen ist, bedient sie sich immer mal eben sehr gern und nicht zum ersten Mal beim Klassenfeind - den Bürgerbewegten.

So bleibt von der Veranstaltung auf dem Bernauer Marktplatz ein wahres Wunder übrig:  Der Kaiser ist eigentlich nackt und kann außer schönen Phrasen - nichts.

Gegen Ende des Artikels musste ich dann doch noch fast lachen.  Beim Thema Gysi und seinem wohl eher peinlichen Auftritt fiel mir sofort Frank Sinatra ein. Der wusste auch nie, in welcher Stadt er gerade ein Konzert gab. Allerdings war Sinatra Alkoholiker und daher immer blau. Gysi hingegen hat  sich  wahrscheinlich wie sein Bernauer Kandidat nur so schön an der ach so nahen Macht berauscht und deshalb "nur" die Kandidaten verwechselt.




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