Donnerstag, 26. Juni 2014

Kasperl, Hanswurst, Teufel, Krokodil - das Bild des Politikers im deutschen Wahlvolk


Seid Ihr alle da? (Rike  / pixelio.de)
"Seinen schlechten Ruf verdankt der Politiker auch der Tatsache, dass er, als Massen-Individuum auftretend, we­nig von dem hat, was man am Einzelmenschen schätzt. In dieser Hinsicht ist er wie ein Saalpublikum oder ein Fußballstadion. Sowenig er zurückscheut vor Exzessen des Eigenlobs, so wenig blamiert ihn jede denkbare Ver­unglimpfung des Gegners.

Der Abgeordnete ist nicht de­maskierbar, auch nicht durch die Wahrheit. Denn solange er seine Funktion für Partei und Fraktion erfüllt, sind rhetorisch fast alle Mittel erlaubt. So entwickeln sich die Abgeordneten allmählich zu Charaktermasken. Wie die handelnden Personen im Kasperletheater erfüllen sie die Auflagen ihrer Rollen-Charaktere: Gretel, Polizist, Teufel, Hanswurst, Krokodil." schreibt Roger Willemsen in seinem Bestseller " Das Hohe Haus" *.

Willemsen hatte sich ein Jahr lang in die Plenarsitzungen des  Bundestages gesetzt und seine Beobachtungen am lebenden Objekt - dem "Volksvertreter" - aufgeschrieben. Das Buch ist in literarisch schöner, berauschender  Sprache geschrieben - W. ist Honorarprofessor für Literaturwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität und kann wirklich schreiben -  und politisch weitgehend deprimierend. 

Es deckt sich völlig mit meinen Erfahrungen in der Kommunalpolitik, so dass mir als Kommentar nur noch übrig bleibt:  Ja, so sind sie, die sogenannten Volksvertreter. Offenbar auf allen Ebenen,vom Ortsbeirat bis hoch zum Bundestag und nur mit wenigen Ausnahmen ...


*erschienen April 2014 in 4. Auflage bei  S. FISCHER Verlag GmbH, Frankfurt am Main, ISBN-10: 3100921097, ISBN-13: 978-3100921093.

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