Mittwoch, 25. Juni 2014

Hochstapler überall

Einer der zentralen Planer des Berliner Irgendwann-Flughafens BER (Slogan frei nach Walter Ulbricht: Niemand hat die Absicht, einen Flughafen zu errichten!) hatte offenbar kein Ingenieursdiplom – sondern lediglich einen Gesellenbrief als technischer Zeichner. Immerhin - dieser Mensch besaß wenigstens eine solide Ausbildung. Sein großer Boss, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Hartmut Mähdown, soll zwar Diplom-Ingenieur sein. Als Männätscher taugt er allerdings genauso viel zum Männätschen wie ein technischer Zeichner zum Planen einer Entrauchungsanlage.

Flughafen Berlin-Schönefeld (alt) - Willfahrt  / pixelio.de
Aber es kann ja alles noch werden: Der dreiundsiebzigjährige Mähdown - sein herausragendes Charaktermerkmal, dass sich bei allen seinen bisherigen Anstellungen und auch beim BER zeigte, ist ja das Niedermähen jeder Kritik an seinen Handlungen (vorzugsweise werden Kritiker sofort entlassen) - kann nach dem endgültigem Scheitern des BER  immer noch die neue Olympiabewerbung des jetzt offenbar völlig durchgeknallten Berliner Senats männätschen. Vorzugsweise würde ich an seiner Stelle erst einmal alle Berliner Sportler entlassen. Das heißt also jeden, der etwas von Sport versteht. Damit ihm niemand reinreden kann. 

Die letzte Berliner Olympiabewerbung für das Jahr 2000 hatte damals mit vielen, vielen Milliarden DM (unter anderem Bestechungsgelder an das IOC)  ein ähnlicher Tiefflieger - ein Freund des damaligen CDU-Regierenden Bürgermeisters Diepgen* namens Axel Nawrocki - in den Sand gesetzt. Nach 25 Jahren ist Berlin nun noch ein wenig ärmer, noch wesentlich mehr verschuldet, bekommt den Hauptstadtfluchhafen nicht fertig  und ist über den Länderfinanzausgleich noch viel abhängiger vom Goodwill aus  Bayern und BaWü. Was liegt da näher als eine erneute Olympiabewerbung?

Es ist wohl auch kein Zufall, dass Nawrocki nach dem Berliner Bewerbungsdebakel 1993  als kaufmännischer Geschäftsführer der Projektgesellschaft der Berliner S-Bahn eingesetzt wurde. Merke: Niemand ist zu blöd, als dass er nicht noch etwas mehr bei der Bahn versauen könnte, jeder kleine Junge hatte ja schließlich mal 'ne Modelleisenbahn. Bei der Berliner S-Bahn wollte Nawrocki neben einer geänderten Farbgebung der S-Bahn-Waggons auch eine Erste Klasse und einen Snackverkauf einführen. Nichts braucht(e) die S-Bahn bis zum heutigen Tag nötiger!

Der Vollständigkeit halber ist noch zu vermerken, dass Nawrocki  1998 die Leiter sogar noch hoch fiel. Er löste Heinz Neuhaus als für den Fernverkehr zuständiges Mitglied  im Vorstand der Muttergesellschaft der Berliner S-Bahn, der Deutschen Bahn AG, ab. Allerdings beschloss der Aufsichtsrat des Unternehmens DB am 24. September 1999, ihn zum 1. Oktober 1999 endlich raus zu schmeißen. Gemeinsam mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Johannes Ludewig - der wiederum durch Helmut Kohl auf den Posten gehieft worden war - wurde Nawrocki mitverantwortlich für die Stagnation bei Fahrgastzahlen und Umsatz gemacht, so dass sich Bundesregierung und Aufsichtsrat der DB AG auf eine Ablösung von Ludewig und Nawrocki einigten. Auch hatte Nawrocki Eisenbahn-Netzkarten kostenlos an bekannte Persönlichkeiten weitergegeben.

Es ist wohl kein Zufall, dass wir hier- genau an dieser Stelle - unseren Freund Mähdown wiedertreffen: Nachdem sich Bundesregierung und Aufsichtsrat im September 1999 auf die vorzeitige Ablösung Ludewigs sowie des Nawrockis geeinigt hatten, übernahm Superriesenchefmanager Napoleon Mähdown im Dezember 1999 den Vorstandsvorsitz der Deutschen Bahn AG. Mit den bekannten Folgen, d.h. bei seinem Ausscheiden fuhr  die Bahn seltsamerweise noch. Was wohl eher NICHT ihm zu verdanken war...



* Einem anderen Freund des CDU-Diepgen haben wir wahrscheinlich durch unaufgeklärte Immobilen-Schiebereien den für BER völlig ungeeigneten Standort in Schönefeld zu verdanken. Was soll's?! Wir haben es ja! Und wenn es nach optimistischen Schätzungen noch 43 Jahre dauert...

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