Wie wäre es mal - in diesen schicksalsträchtigen Zeiten, in denen es, folgt man der Mehrheit der deutschen Massenmedien, um nicht weniger geht, als dem deutschen Pflug mit dem deutschen Schwert den Boden zu bereiten (Zitat fast wortwörtlich aus "Mein Kampf", dem Werk eines unbekannten Autors) und "den Russen" endgültig in seine Schranken hinter den Ural zu weisen - mit der Feder eines wahrhaft demokratischen und antimilitaristischen Journalisten, Herausgebers und Verlegers? Gemeint ist Karl Kraus, leider schon wieder ein Österreicher, allerdings ein Autor, der im Unterschied zum oben Zitierten diese Nation ehrt. Mein "leider" bezieht sich dann auch nur darauf, dass es ähnlich klare Aussagen zur „Journaille“, also der Presse (heute muss man dringend auch die Wahrheitsmörder des ZDF dazu zählen), in Deutschland bis heute nicht gibt. Kraus' eherne Wahrheit, dass „Vervielfältigung ... insofern ein Fortschritt (ist) , als sie die Verbreitung des Einfältigen ermöglicht", hält den bürgerlichen Medien gerade in der heutigen Zeit den Spiegel vor das Gesicht und macht uns sehend. Wenn wir es wollen.
Kraus hatte in Wien 1899 die Zeitschrift Die Fackel gegründet und war ab
dem Jahre 1912 ihr einziger Autor und Chefredakteur,
Herausgeber und Verleger in Personalunion. Er brachte bis zu seinem Tod
im Jahre 1936 sage und schreibe 922 Nummern der Zeitung mit insgesamt zwanzigtausend Seiten
heraus.Die "Fackel" war sein "Sprachrohr und Forum, in dem er, vorsätzlich
keiner Partei und keiner Ideologie angehörend, seiner Zeit die Leviten
las. Seine „Erledigungen“ – „Es ist mein Verhängnis, daß mir
die Leute, die ich umbringen will, unter der Hand sterben!“–,
rhetorische Vernichtungsversuche und gnadenlos geführte
Auseinandersetzungen mit bedeutenden und weniger bedeutenden
Persönlichkeiten, die nicht selten mit Gerichtsverfahren und
Verleumdungsklagen endeten, waren legendär."
Frank Schirrmacher in der "FAZ" postuliert, dass es heute "... keine Journalisten (gibt) , die, um Karl Kraus zu zitieren,
ihre "Feder in Blut tauchen und ihre Schwerter in Tinte". Stattdessen
entsteht eine permanente Echtzeit-Erzählung, in der das Herz gleichsam
unablässig im Kriegs- und Erregungsmodus schlägt. Formal ist nicht zu
unterscheiden, ob es um Uli Hoeneß, den neuen Konflikt auf der Krim oder
den heroischen Verteidigungskampf der Firma Ritter Sport gegen die
Sanktionen der Stiftung Warentest geht.
Es sei egal, so hatte Karl Kraus als Erster ein Kennzeichen der
Massenmedien definiert, ob man eine Operette oder einen Krieg lanciert.
Gemeint war: Die dramaturgischen, auf Kunden oder Klicks zielenden
Strukturen von Konflikt, Eskalation, Krise und Katastrophe, mit denen
man über die Welt redet, verändern die Welt beim Reden. Die Erzählung
vom Kalten Krieg samt Atomwaffen-Angst und der biblischen Apokalypse ist
dabei das schlechthin unüberbietbare Narrativ."
Mit anderen Worten: Kasperle-Theater allüberall, das uns durch ständige künstliche Erregung, mithin Adrenalin-Schub, sturmreif schießen soll für den neuen Krieg.
"Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen
und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen,
hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce." schrieb Marx 1852 in seinem Aufsatz "Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte". Farcen bedingen als Hauptdarsteller Narren. Narren können auch gefährlich sein. Also Personen wie diese Steinmeiers oder Merkels, gewisse Friedensnobelpreisträger, reiche Gasprinzessinen mit dem Sturmgewehr, Boxer mit Gehirnschlag oder irgendwelche Kasper von der EU. Krieg ist leider keine Farce und es ist eine Schande, dass man beim Aufschlagen der Zeitung oder dem Einschalten des Radios/Fernsehgerätes 100 Jahre nach Beginn der ersten Katastrophe des 20. Jahrhunderts immer wieder meint, sich zeitlich im August 1914 zu befinden...