Samstag, 29. März 2014

Am Vorabend des Dritten Weltkriegs

Wie wäre es mal - in diesen schicksalsträchtigen Zeiten, in denen es, folgt man der Mehrheit der deutschen Massenmedien, um nicht weniger geht, als dem deutschen Pflug mit dem deutschen Schwert den Boden zu bereiten (Zitat fast wortwörtlich aus "Mein Kampf", dem Werk eines unbekannten Autors) und "den Russen" endgültig in seine Schranken hinter den Ural zu weisen - mit der Feder eines wahrhaft demokratischen und antimilitaristischen Journalisten, Herausgebers und  Verlegers? Gemeint ist Karl Kraus, leider schon wieder ein Österreicher, allerdings ein Autor, der im Unterschied zum oben Zitierten diese Nation ehrt.  Mein "leider" bezieht sich dann auch nur darauf, dass es ähnlich klare Aussagen zur  „Journaille“, also der Presse (heute muss man dringend auch die Wahrheitsmörder des  ZDF dazu zählen), in Deutschland bis heute nicht gibt. Kraus' eherne Wahrheit, dass „Vervielfältigung ... insofern ein Fortschritt (ist) , als sie die Verbreitung des Einfältigen ermöglicht", hält den bürgerlichen Medien gerade in der heutigen Zeit den Spiegel vor das Gesicht und macht uns sehend. Wenn wir es wollen.

 Kraus hatte  in Wien 1899 die Zeitschrift Die Fackel gegründet und  war ab dem Jahre 1912 ihr einziger Autor und Chefredakteur, Herausgeber und Verleger in Personalunion. Er brachte bis zu seinem Tod im Jahre 1936 sage und schreibe 922 Nummern der Zeitung mit insgesamt zwanzigtausend Seiten heraus.Die "Fackel" war sein "Sprachrohr und Forum, in dem er, vorsätzlich keiner Partei und keiner Ideologie angehörend, seiner Zeit die Leviten las. Seine „Erledigungen“ „Es ist mein Verhängnis, daß mir die Leute, die ich umbringen will, unter der Hand sterben!“–, rhetorische Vernichtungsversuche und gnadenlos geführte Auseinandersetzungen mit bedeutenden und weniger bedeutenden Persönlichkeiten, die nicht selten mit Gerichtsverfahren und Verleumdungsklagen endeten, waren legendär."

Frank Schirrmacher in der "FAZ" postuliert, dass es heute "... keine Journalisten (gibt) , die, um Karl Kraus zu zitieren, ihre "Feder in Blut tauchen und ihre Schwerter in Tinte". Stattdessen entsteht eine permanente Echtzeit-Erzählung, in der das Herz gleichsam unablässig im Kriegs- und Erregungsmodus schlägt. Formal ist nicht zu unterscheiden, ob es um Uli Hoeneß, den neuen Konflikt auf der Krim oder den heroischen Verteidigungskampf der Firma Ritter Sport gegen die Sanktionen der Stiftung Warentest geht.

Es sei egal, so hatte Karl Kraus als Erster ein Kennzeichen der Massenmedien definiert, ob man eine Operette oder einen Krieg lanciert. Gemeint war: Die dramaturgischen, auf Kunden oder Klicks zielenden Strukturen von Konflikt, Eskalation, Krise und Katastrophe, mit denen man über die Welt redet, verändern die Welt beim Reden. Die Erzählung vom Kalten Krieg samt Atomwaffen-Angst und der biblischen Apokalypse ist dabei das schlechthin unüberbietbare Narrativ."

Mit anderen Worten: Kasperle-Theater allüberall, das uns durch ständige künstliche Erregung, mithin Adrenalin-Schub, sturmreif schießen soll für den neuen Krieg.

"Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce." schrieb Marx 1852 in seinem Aufsatz  "Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte". Farcen bedingen als Hauptdarsteller Narren. Narren können auch gefährlich sein. Also Personen wie diese Steinmeiers oder Merkels, gewisse Friedensnobelpreisträger, reiche Gasprinzessinen mit dem Sturmgewehr, Boxer mit Gehirnschlag oder irgendwelche Kasper von der EU. Krieg ist leider keine Farce und es ist eine Schande, dass man beim Aufschlagen der Zeitung oder dem Einschalten des Radios/Fernsehgerätes 100 Jahre nach Beginn der ersten Katastrophe des 20. Jahrhunderts immer wieder meint, sich zeitlich im August 1914 zu befinden...