Freitag, 16. Dezember 2011

Der Beitrag des Zweiten Deutschen Fernsehens zur kapitalistischen Unkultur

Geschätzte 176 Millionen deutsche Fernsehzuschauer sehen durchschnittlich bei "Wetten, daß..." mit der blondierten Oma Gottschalck zu. Oder ist mir da ein Komma verrutscht? Keine Ahnung, ist mir auch wurscht, ich sehe den Mist nicht. Statt dessen stehe ich auf abgefahrene TV-Serien aus den USA wie z.B. "In plain sight" (dt. "In der Schußlinie") mit der einzigartigen Mary McCormack in der Rolle des US-Marshals Mary Shannon.

Die Film-Mary kommt aus einer total durchgeknallten Familie. Die Mutter ist Alkoholikerin, die Schwester dealt mit Koks, der Vater ist vor Jahren abgehauen. Mary hat es geschafft, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Ständig löst sie die fast unlösbaren Probleme ihrer Familienmitglieder, meist gegen deren ausdrücklichen Willen. Beruflich betreut sie das Zeugenschutzprogramm der US- Regierung in Albuquerque / New Mexiko und hat es deshalb auch dienstlich ausschließlich mit durchgeknallten, meist kriminellen Typen zu tun. Deshalb ist die Film-Mary ziemlich deutlich in ihren Ansprachen, knurrig, reichlich beziehungsunfähig und in Wirklichkeit ein zutiefst unglücklicher, weil sensibler Mensch. Beide Marys haben sehr intelligente Drehbuchschreiber und am Ende jeder Folge gibt es einen  Satz, über den man fast immer lange nachdenken kann oder  muss.

Mit dem ZDF hat diese Serie nur insofern zu tun, als dass dieser Sender einige Folgen ständig wiederholt. Im ZDF selbst, in ZDf neo undundund. Immer dieselben Folgen. In Endlosschleife. Inzwischen sind weitere zwei Staffeln aiuf dem Markt, eine davon ist bereits synchronisiert. Aber natürlich sind Shoffs am Samstag abend mit unintelligenten blondierten Millionärs-Omas viel wichtiger als eine halbwegs schlaue US-Serie, über die man ab und zu mal nachdenken  kann oder muss.


Am Ende der  Folge Eins der dritten Staffel ( neu, nicht im ZDF zu sehen) spricht Mary über die Verletzungen im ihrem Leben. Und da dieses Zitat so einigermaßen in die Weihnachtszeit passt, sei es hier  wieder gegeben:

" Manchmal vergessen wir, wie verletzend das Leben sein kann. Es kann geliebte Menschen verletzen und ungeliebte. Oder Menschen, die zwischen den Fronten stehen. Sogar Menschen, die alles dafür tun, um nicht erneut verletzt zu werden. Doch manchmal kann man dem Schmerz nicht aus dem Weg gehen. Er trifft uns, wir können ihn nicht aufhalten, er ist in uns und unsichtbar. Oder er liegt im Dunkeln neben uns und wartet.
Manchmal aber kommt etwas anderes aus dem Nichts heran geflattert und bleibt gerade lang genug, um uns Hoffnung zu geben.Und selten, sehr selten, doch manchmal genau dann, wenn wir es am meisten brauchen und am wenigsten erwarten, dürfen wir durchatmen."

In diesem Sinne: Leute, lasst die anderen herum hetzen, sich gegenseitig auf die Füße treten und auf den Nerv gehen. Es ist bald Weihnachten, hört auf, Euch gegenseitig zu verletzen! Atmet einfach durch.
Schönes Wochenende.

Foto: Kathrin Brechbühler  / pixelio.de




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