Freitag, 1. Oktober 2010

"... denn beim letzten Verse stech' ich!"

"Cyrano de Bergerac" im Schloßparktheater Berlin-Steglitz

Didi Hallervorden hat dankenswerterweise dem Berliner Theatersterben eigene Initiative entgegen gestellt und einige seiner privaten Mittel in das Steglitzer Schloßparktheater gesteckt. Das Ganze scheint zu laufen, denn Didi holt sich und uns eine Menge seiner Kollegen und Freunde auf die Bühne. Da sind in aktuellen Produktionen z.B. Ilja Richter, Hannelore und Nina Hoger, August Zirner, Hardy Krüger oder Eva-Maria Hagen, alles erstklassige Schauspieler, die in Film und Fernsehen - wenn überhaupt eingesetzt - nur für drittklassige Produktionen verheizt werden.


Mein gestriger Geburtstag war ein willkommener Anlass für M. und mich, sich die Sache einmal aus der Nähe anzusehen:

"Cyrano de Bergerac" von Edmond Rostand stand auf dem Programm. Die Hauptrolle spielte Richy Müller . Als einzige despektierliche Bemerkung sei mir der spaßig gemeinte Hinweis erlaubt, dass man ihm für seine Rolle als Cyrano nicht extra eine lange Nase ankleben musste. Ansonsten ziehen wir unseren Hut vor diesem großartigen Mimen, für dessen Fernsehauftritte im "Tatort" leider ebenfalls das Obengesagte zutrifft. Die letzte Szene des Stückes, in der die von Cyrano angebetete Roxane endlich merkt, wer ihr vor 14 Jahren diese wunderbaren Liebesbriefe geschrieben hat und in der der von Meuchelmördern schwer verletzte Cyrano in ihren Armen stirbt, war so ergreifend, dass man die sprichwörtliche Stecknadel zu Boden fallen hören konnte. Und das, obwohl die Mehrzahl der Zuschauer sicher den großartigen Spielfilm gleichen Namens von 1990 mit Gérard Depardieu gesehen hatte.

Fazit: Ein wunderbares Stück mit sehr guten Schauspielern, handwerklich überragend inszeniert. Ein Leuchtturm in einer Theaterlandschaft, in der sich ansonsten vor allem blödsinnige Regisseure tummeln, die ihre vornehmste Aufgabe offensichtlich darin sehen, Tonnen von Blut und Exkrementen auf der Bühne verschmieren zu lassen.

Danke Didi, wir wünschen Ihnen auch und vor allem unternehmerischen Erfolg, damit uns das Schloßparktheater in Berlin-Steglitz noch lange erhalten bleibt. Wir zwei werden jetzt jedenfalls öfter kommen.

P.S. Die Überschrift stammt aus einer Ballade, die Cyrano während des Degen-Duells mit einem Günstling des Grafen de Guiche aus dem Stegreif dichtet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ich freue mich über alle Kommentare. Bitte halten Sie sich aber an die Netiquette - keine rassistischen, sexistischen oder sonstwie diskriminierenden Äußerungen. Auch Militaristen haben hier ausdrücklich kein Forum. Falls Sie der Ansicht sind, ich wäre a. blöd b.hässlich oder c. beides, behalten Sie das bitte für sich. Es interessiert hier niemanden. Versuchen Sie, inhaltlich relevante Kommentare, die die Diskussion zum Thema voran bringen und das Thema erhellen, abzugeben. Ich behalte mir vor, Kommentare zu kürzen oder zu löschen und weise darauf hin, dass die in Kommentaren geäußerten Ansichten nicht unbedingt meinen eigenen entsprechen.