Dienstag, 21. September 2010

Anderthalb Jahre Knast

Wer so richtig zum Menschenfeind werden will, tue sich einmal einen Besuch im Tierheim an. Dabei meine ich nicht etwa die Menschen dort vor Ort, die eine ausgesprochen wichtige Arbeit machen und den Tieren im Asyl ein vernünftiges Leben ermöglichen. Nein, ich meine diejenigen unter uns, die sich meist völlig unüberlegt ein Tier anschaffen und dann aus irgendwelchen Gründen nicht damit klarkommen. Und da Tiere nach Bürgerlichem Gesetzbuch eine Sache darstellen - wie z.B. die Möbel oder der Fernseher - landen sie im Alter, bei Nichtgefallen oder Lästigsein umgehend auf dem Müll. Auch hier gilt, dass der Idiot immer am oberen Ende der Leine zieht.

Nachdem wir am 8. September unseren Willy verloren hatten, gestaltete sich das Leben hier ziemlich traurig. Abends schlichen wir, da wir unseren Hundespaziergang aus gesundheitlichen Gründen nicht aufgeben wollten, mit elendem Gesichtsausdruck um den Block und mussten jedem unserer Hundefreunde erklären, wo der Willy geblieben war. Fast alle rieten uns zu, umgehend einen neuen Hausfreund anzuschaffen. Natürlich hatten die Freunde Recht.

Am Donnerstag habe ich die Totenstille hier nicht mehr ausgehalten. Ich fuhr in das Tierheim nach Ladeburg. Wie damals beim Willy war es Liebe auf den ersten Blick. Unser neuer Kumpel heißt Nero, wurde im Alter von ca. 1 1/2 Jahre durch die Jugendhilfe aus einer Familie heraus geholt und ins Tierheim gebracht. Er ist heute fast drei Jahre alt und hat dort im Zwinger quasi die Hälfte seine Lebens verbracht.

Seit Sonnabend ist er bei uns. Er lernt gerade alleine in den Garten zu gehen, denn wie ein menschlicher Knasti ist er gewöhnt, dass ihn immer jemand beim Freigang begleitet. Nachts wacht er regelmäßig auf und freut sich ungestüm erst einmal wenigstens fünf Minuten, dass er bei uns ist. Nun, er wird sich an seine Freiheit gewöhnen. Wir alle haben wieder Gelegenheit zu langen Spaziergängen. Als Nächstes werden wir dann das Laufen am Fahrrad üben.

Natürlich werden wir den Willy nicht vergessen, er war schließlich unser erster Hund. Nero ist allerdings charakterlich völlig anders. Aber warum soll es bei Hunden anders sein als bei den Menschen...


P.S. Spenden für das Tierheim Ladeburg können an die Sparkasse Barnim, Kto.-Nr. 370 952 0516, Bankleitzahl 170 520 00 überwiesen werden. Oder man bedenkt sein örtliches Tierheim.

Foto: Nero (fv 2010)

4 Kommentare:

  1. @Frank: Ist das rührend, und deine Bemerkungen sind sehr zutreffend! Ich wünsche Euch viele Jahre Freude mit Eurem Nero. Herzlichst,
    Nadja

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  2. Gratulation,
    auch wenn es mit dem neuen Hausgenossen zuerst etwas schwierig sein sollte, das Positive wird sicher überwiegen.
    Jedenfalls hat der junge Mann Nero einen sehr aufmerksamen Blick.
    (Hunde-IQ über Durchschnitt
    Barnimer

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  3. Hallo Frank,

    nun durfte ich ja Willy ja voriges Jahr kennenlernen, es tut mir sehr leid, daß er nicht mehr ist.

    Ich wünsche Euch mit Nero genauso viel Frauede, wie Ihr sie mit Willy erleben durftet.

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  4. Hallo Frank,

    Nero hat auf dem Foto sogar etwas ähnlichkeit mit dem jungen Willi.

    Mal schauen ob ich Gelegenheit habe bei der diesjährigen Herbstwanderung (findet doch statt, oder?) Nero kennenzulernen.

    Liebe Grüße,
    der Marian

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