Zugegeben: Die besten Zeiten der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sind auch schon lange vorbei. Dieses Schicksal teilt die Zeitung mit vielen anderen Käseblättern in dieser Republik. Aber manchmal findet eben auch ein blindes Huhn ein Korn, wie der Volksmund sagt. So kommentiert die Zeitung gestern das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Kürzung von DDR- Ministerrenten mit einem Vergleich der beiden Systeme und fragt "Was wäre, wenn Honeckers DDR die Bundesrepublik und Mielkes Leute die Wacht am Rhein übernommen hätten?". Weiter: "Sicherlich wären viele Politiker und Beamte der »BRD« im günstigsten Falle mit einem längeren Aufenthalt in Sibirien davongekommen, bei Umerziehung und Zwangsarbeit. Bekanntlich kam es anders, so daß der gesamtdeutsche Rechtsstaat auch dem Spitzenpersonal des ostdeutschen Unrechtsstaats Renten und Zusatzrenten zahlen muß, wenn auch Letzteres gekürzt. Gegen dieses »Rentenstrafrecht« klagten nun zwei Alt-Minister in Karlsruhe, was die Verfassungsrichter nun zurückwiesen (…)".
Mich fasziniert an diesem Kommentar die Idee mit den Umerziehungslagern. Abgesehen davon, dass ich selbst mich seit fast 20 Jahren in einem Umerziehungslager wähne - mit der realen Umerziehung fing bei mir schon im Frühjahr 1990 eine etwa sehr bornierte Angestellte der Dresdner Bank am Berliner S-Bahnhof Gesundbrunnen an, als sie mich in Tonfall und Stil einer chinesischen Kommissarin über das Bankleitzahlsystem der BRD aufklärte, später brachte man mir auf ähnliche Art bei, wie ich mich auf dem bundesdeutschen Arbeitsmarkt zu bewähren hätte - wäre die Idee mal einen Test wert: Warum bringen wir nicht zuerst einmal unseren Spitzenpolitikern bei, sich nach den sogenannten christlichen Werten (du sollst nicht lügen, du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen, du sollst nicht töten., du sollst deinen Amtseid nicht brechen usw.) zu verhalten? Besonders hartnäckigen Verweigerern könnte man schon mal eindringlich mit einem Umerziehungslager drohen. Man muss ja nicht immer nach Osten gucken, es reicht ja so ein Ferienlager wie das von Obama schon vor einem Jahr geschlossene Guantanamo. Ach nein, das gibt es ja immer noch. Er w o l l t e es innerhalb eines Jahres schließen, so ist es richtig. Hat er wohl vergessen. Also, Guantanamo ist bis auf weiteres belegt. Aber daran soll die Idee nicht scheitern !
So quasi als Nachbemerkung: Ich kenne einige Minister aus den sogenannten Industrieministerien der DDR, auch einige ihrer Stellvertreter und Kombinatsdirektoren, für die dieses Rentenrecht ebenfalls gilt. Diese Leute waren quasi Tag und Nacht unterwegs, damit wir etwas zu Essen und Einzukaufen hatten. Und ich weiß, dass die meisten Vertreter dieser Riege zu DDR-Zeiten ihr zugegebenerweise über dem DDR-Durchschnitt liegendes Gehalt vor allem als Schmerzensgeld betrachtet haben. Dazu kommt, dass es nur Masochisten Spaß gemacht hat , sich vom größten Wirtschaftsstrategen aller Zeiten, dem SED- Politbürosekretär Günther Mittag und seinen noch unfähigeren Parteisekretären quasi täglich für die aus dem System der sozialistischen Planwirtschaft resultierenden und nicht behebbaren Mängel abbürsten oder in die Wüste schicken zu lassen.
Heute wirft man diesen Leuten vor, das "Unrechtsregime" in führender Position am Leben erhalten zu haben und kürzt ihnen die Renten. Auch wenn die "FAZ" suggeriert, dass sich der Initiator der feindlichen Übernahme nicht rächen will - was ist dieses Rentenrecht anderes als eine lebenslange Rache des "Klassenfeindes", verbrämt mit einer unerträglichen Heuchelei über sogenannte "Rentengerechtigkeit", weil selbst die gekürzten Renten immer noch erheblich über der Durchschnittsrente eines früheren DDR-Bürgers lägen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Rente ganz wesentlich unter der eines Bundeskanzlers Kohl oder der eines Chefs der Deutschen Bank - um nur mal zwei ziemlich dubiose Gestalten dieser Bundesrepublik zu nennen - liegen wird. Vielleicht sollte man auch hier endlich einmal Rentengerechtigkeit einklagen?
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Freitag, 30. Juli 2010
1 Kommentar:
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Sehr gut. Mir wurde in einer Westfirma 1990 in Leipzig beigebracht, was ein Telefon ist und das man an ein Telefon zu gehen hat, wenn es klingelt. Ich war zutiefst dankbar, denn solch außerordentliche Infos musste man einem Ostdeutschen schon mitteilen. Ich dachte immer, wenn's klingelte, dass das der Wecker wäre. ;)
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