Sonntag, 14. Juni 2009

Eine Hoffnung weniger

Neulich las ich wieder einmal einige wichtige Sätze von Zensursula über die Sperrung von Kinderporno-Seiten. Und mir fiel meine alte, liebe Kollegin - nennen wir sie einfach Bärbel- ein, mit der ich vor nunmehr fast 30 Jahren ein Arbeitszimmer in einem Institut der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften teilen durfte. Bärbel war allein erziehende Mutter einer schon fast erwachsenden Tochter, wesentlich älter als ich, hatte schon einiges an jähen Wendungen in der DDR erlebt, verschiedene Parteischulen besucht und auch selbst an einer gelehrt. Von einer dieser Parteischulen, die direkt der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED unterstand, kam sie direkt zu uns ans Institut und ließ keine Gelegenheit aus, sich im Kollegenkreis über die unglaublichen Typen an dieser Schule lustig zu machen. Der dortige Chef hieß bei seinen Untergebenen nur "Dolle Wichtig", weil er alle Anweisungen von oben mit der Bemerkung, sie wären "dolle wichtig" , duchzusetzen versuchte und oftmals den Sinn der Anweisungen gar nicht verstand. Da die Parteischüler, aber auch der Lehrkörper quasi gemeinsam kaserniert auf dem Lande bei L. untergebracht waren, bewachte man sich gegenseitig. So kam es manchmal dazu, dass sich mancher Genosse des Lehrkörpers schon am frühen Morgen verantworten musste, weil in seinem Fenster zu sehr später Stunde noch ein bläuliches (Fernseh-) Licht gesehen worden war, obwohl Adlershof - das DDR- Fernsehen - den Sendebetrieb an diesem Tag schon längst eingestellt hatte. Es muss ein wahrer Genuß gewesen sein, dort in L. zu arbeiten oder zu lernen. Bärbel hatte es jedenfalls geschafft, nach einigen Jahren von dort weg zu kommen.

Vieles, was in L. geschah oder an Unsinn als offizielle Landwirtschaftspolitik der SED durchgesetzt wurde, war für Bärbel dem mangelhaften Verstand der Männer, ob an der Parteischule oder im Politbüro, geschuldet. Sie sagte immer: " Man muss nur ein paar Frauen an die Spitze der Regierung stellen, die sind meist nebenbei Hausfrauen und kennen sich daher mit der Wirtschaft am besten aus. Überhaupt sind Frauen viel menschlicher, müssen durch die Kinder und die Familie mehr Interessen ausgleichen und sind insgesamt viel klüger."

Leider haben sich nach der sogenannten Wende und dem Anschluß vor 20 Jahren auch diese Hoffnungen nicht erfüllt. Was würde Bärbel wohl heute über solche Frauen wie Ulla Schmidt, Zensursula von der Leyen, Claudia Roth oder Bundesmerkel sagen ? Schade, Bärbel ist mir völlig aus den Augen geraten, ich würde sie gern um ihre Meinung fragen. Und sicher wären wir uns nicht nur über die Männer unserer diversen Führungsriegen völlig einig...

1 Kommentar:

  1. Tja, Valli, scheint so, als wären Frauen auch nur Menschen und für Macht empfänglich...zumindest die, die wir in solchen Machtfunktionen kennen.

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