
"Ich bin ja öfter in Berlin. Aber die Stadt hat sich verändert. Es ist nicht mehr das Berlin meiner Kindheit und Jugend, weder das unbeschädigte noch das zerstörte und heruntergekommene Berlin. Es ist ein Berlin, das in der Hauptsache aus Glaskästen besteht, in denen statt Goldfischen Menschen herumschwimmen... es gibt da so merkwürdige Gegenden wie den Potsdamer Platz. Der erinnert mich immer an das Kabinett des Dr. Caligari. Das hat etwas Kulissenhaftes und Unheimliches. Zum Glück haben sich noch Ecken erhalten, die ich von früher her kenne." sagte der Lyriker Günter Kunert , der heute seinen 80. Geburtstag feiert, in einem Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel".
Wie schon so oft, spricht mir der Dichter aus der Seele ! Überhaupt: Kunert hat mich vor allem mit seinen Gedichtbänden "Notizen in Kreide" (1970), "Offener Ausgang" (1972) oder "Die geheime Bibliothek" (1973) in meiner Jugend- und Sturm-und Drangzeit ganz entscheidend beeinflusst. Später, als er dann im Westen war - ich bin heute noch der Ansicht, dass sich der Einsatz für diesen Biermann einfach nicht gelohnt hat - war er mir stets zu düster. Seinem Gedicht "Über einige Davongekommene" verdanke ich viele Leser in diesem Blog. Weil es nämlich in NRW im Schulbuch steht und die Schüler Interpretationshilfen auch bei mir suchen. Dabei ist es so einfach zu verstehen und braucht eigentlich überhaupt keine Interpretation, gerade in der heutigen Zeit ist der Sinn so klar...
Das Foto zeigt keine "geheime Bibliothek", sondern die berühmte Klosterbibliothek des Klosters Strahov in Prag (Carina Döring, www.pixelio.de) -
Trotzdem Berlin immer meine Heimat bleiben wird, kann ich ihm nur beipflichten, nicht mal mehr der Alex ist das, was er mal war. Straßenbahnen, die 40 Jahre vorher dort abgeschafft wurden, keine Hnas-Beimler-Straße, kein Palast...teilweise eben fremd, aber vielleicht zieht es mich auch nur wegen bestimmter Menschen zurück, die mir hier fehlen.
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