Mittwoch, 21. Mai 2008

Schade: Westberliner Philharmonie brennt nicht ab


Wie fast alles im komplizierten (West-) Berliner Bewußtsein ist auch die Philharmonie wahrhaft großartig. Ich hatte nach der Wende mehrmals das zweifelhafte Vergnügen, in diesen Bau zu müssen, weil berühmte Künstler leider nirgendwo anders in Berlin auftreten konnten. Man stelle sich z.B. die grandiose Sängerin Cecilia Bartoli mit einem phantastischen Abendkleid in einem überdimensionierten, potthässlichen Hühnerstall vor. Sie stand dazu noch auf einem staubigen Podium, auf dem man sich Splitter in den Rocksaum ziehen musste. Von Blumen oder eventuellem Bühnenschmuck keinerlei Spur. Mir tat die Frau nur noch leid. Aber wie gesagt: In (West-) Berlin ist alles großartig. Über Jahre eingemauerte Kulturbanausen können nicht sehen, dass sie keinerlei Geschmack besitzen und so wird auch nie zugegeben, dass man auch mit Deutscher Oper, ICC, Neuer Nationalgalerie u.a. nur architektonische Missgeburten an Land gezogen hat. So titelt der Berliner "Tagesspiegel" heute tatsächlich: " Ikone, Wahrzeichen, Wallfahrtsort – und vielleicht der allerschönste Konzertsaal der Welt: All das ist Berlins Philharmonie." Und das ist durchaus nicht als Witz gemeint! Von soviel Irrsinn und vor allem Selbstüberhebung bekomme ich eine Gänsehaut. Und die Mafia des schlechten Geschmacks will sich auch im Osten weiter austoben. Es reichte ja nicht, den besten modernen Konzertsaal Berlins im Palast der Republik nieder zu reissen - immerhin ging dort ständig der Geist Erich Honeckers um - nein: Nun will man mit der Baggerschaufel auch noch an die Staatsoper ! "Eine Fachjury hat sich im Zuge der Generalsanierung der Staatsoper für einen modernen Zuschauersaal ausgesprochen. Statt der 1951er-Version von Richard Paulick mit seiner akustisch unzulänglichen (?) PseudoRokoko-Ästhetik soll ein Entwurf des Berliner Büros Klaus Roth Architekten realisiert werden, der die Hör- und Sichtverhältnisse deutlich verbessert." berichtet der "Tagesspiegel". Es graust mich. Als nächstes kommt dann wohl das Konzerthaus am Gendarmenmarkt ran ? Erst wenn auch der letzte Konzert-oder Opernsaal in Berlin so "allerschönst" aussieht wie in der Philharmonie, kann der (West-) Berliner Kulturterrorist richtig zufrieden sein. Stoppt diese Narren, fallt ihnen in den Arm, denn Narrenhände beschmieren nicht nur Wände. Sie reissen sie auch ein...


Foto: "Deutsche Staatsoper Berlin" (Birgit Winter, pixelio.de)

1 Kommentar:

  1. gegen derartige gänsehaut hilft eins: nie mehr als überschriften lesen - weil neben der gänsehaut sich auch ganz leicht Magendruck aufbaut.
    Besser sogar noch: gar nicht erst lesen, denn das magengefühl bekommst du auch schon beim hören der nachrichten, die man leider gar nicht so schnell wegdrücken kann - labern die doch auf allen sendern gebetsmühlenartig nur noch die selbe sch....

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