Freitag, 11. April 2008

Mal wieder Fernsehzeit

Gestern einen Blick in die Gratis-Fernsehzeitung getan. Abgesehen vom grausigen Programm auf allen Sendern fällt mir die Ankündigung eines Blöd-Krimis mit unser aller Gottfried - ja, dem Fettwanst vom Dienst in ARD und ZDF - direkt ins Auge. Gottfried oder Ottfried spielt ja in dieser Serie den Pater Braun und so schlecht wurde diese Romanfigur noch nie verwurstet. Selbst Rühmann seeligen Gedenkens war damals in den 60ern um Längen besser und der war schon schlecht. Aber mir blieb immerhin sein trockener Ausspruch "Hübsch hässlich habt Ihr' s hier !" , wenn er mal wieder in die Verbannung geschickt wurde, im Gedächtnis. Nun, Gottfriedottfried sucht sich diesesmal keine Nutte in Wien. Er wird laut Fernsehzeitung in den Osten nach Ribbeck ins Havelland geschickt, denn dort sollen die Birnen des berühmten Birmenbaumes vergiftet sein. Ottfriedgottfrieds Hauptaufgabe ist allerdings laut Zeitung die Missionierung der Evangelen in Ribbeck. Also geht es darum, den blöden Ossis endlich mal Kultur beizubringen. Ob die dort eigentlich schon mit Messer und Gabel essen können ? Ich habe die Sendung mit diesem peinlichen Plot natürlich nicht gesehen, hoffe aber inbrünstig, der schlabbrige Typ hat im wilden Osten welche zum Missionieren gefunden...

Und damit uns für den heutigen Tag nicht nur kurzatmige und schaurige Mimen in Erinnerung bleiben, reiche ich noch Fontanes wunderbares Gedicht über den Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland nach:


Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: "Junge, wiste 'ne Beer?"
Und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick heb 'ne Birn."

So ging es viele Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende, 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit.
Da sagte von Ribbeck: "Ich scheide nun ab,
Legt mir eine Birne mit ins Grab!"
Und drei Tage darauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht,
Sangen: "Jesus, meine Zuversicht,"
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
"He is dod nu. Wer giwt uns nu' ne Beer?"
So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht.



Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum streng verwahrt,
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birne ins Grab er bat.
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus,
Ein Birnbaumsprößling sproß heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' über den Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: "Wiste 'ne Beer?"
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: "Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick geb di 'ne Birn."


So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Theodor Fontane


Das Foto zeigt ein Teil des Stammes von Fontanes alten Birnbaum und ist von Stepahn Reutner (cc-by-sa)

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