Sonntag, 31. Mai 2020

Einmal Ruderer, immer Ruderer: Ruhe in Frieden, Wolfgang Gunkel.

Was ist das Schlimmste für mich am Älterwerden? Dass mich immer mehr meiner einstigen Idole und Jugendfreunde verlassen! Bei Wolfgang trifft sogar beides zu: Er ist sowohl mein Idol als auch mein Jugendfreund gewesen. Da ist es unerheblich, dass im Nachruf des DRV, des deutschen Rudersportverbandes, auf den  Olympiasieger und doppelten Weltmeister Wolfgang G. unser gemeinsamer Sportclub Berlin-Grünau schlicht "vergessen" wird. Alten Gegnern und vor allem Klassenfeinden tritt man doch nur zu gerne in die Kniekehle. Vielleicht ist es aber auch die so typische westdeutsche Dummheit, denn die Wikipedia weiß es auch nicht besser. Und von der schreibt man einfach ab, ohne den eigenen Kopf zu bemühen.

Bei allem ( schon oft wiederholten) Ärger über die seit dreissig Jahren grassierende Ignoranz unser sogenannten Landsleute in den gebrauchten Bundesländern ist allerdings der Nachruf des Landesruderverbandes Berlin positiv zu erwähnen. Nun, auch im Westen ist nicht alles schlecht und deshalb wird der Artikel auch trotz des grässlichen Fotos verlinkt. Und die Überschrift geklaut, aber die ist eh eine Binsenweisheit.

Rudern auf dem Rhein (Dietmar Meinert  / pixelio.de)
Gerne denke ich an die Zeit zurück, als wir Skuller uns den Wolfgang aus der Riemenruderertruppe als Schlagmann ausborgten. Wir waren nur sieben Mann in der Trainingsgruppe und so fehlte uns ein Mann für den Riemenachter, den wir fast jeden Sonntag im Winter zum Ausgleich fuhren. Den verrückten Chefkoch vom Club setzen wir jedesmal auf den Steuermannsplatz und der fuhr mit uns jede Bucht aus. Da wir uns beschwerten - üblich war natürlich die gerade Linie über das Wasser - drohte er uns spaßhaft mit Denunziation beim Trainer. Allerdings waren diese Sonntage auch häufig mit einigem Biergenuß in den Bootshäusern rund um Köpenick verbunden, so daß unsere Proteste dann langsam leiser wurden. 

 Wolfgang war noch im Herbst in der Bernauer Waldsiedlung  zur Reha gewesen. Wir haben uns dort getroffen und letztmalig in den Armen gelegen. Er ist am 20. Mai nach langer schwerer Krankheit verstorben. Ruhe in Frieden, mein alter Freund. Auch Du mit Deiner ruhigen Zielstrebigkeit warst ein Vorbild für mich und hast mich jungen Kerl damals geprägt. Und vielleicht werden wir uns ja  irgendwann und irgendwo mal wieder zum Achterfahren treffen ...

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