Freitag, 28. September 2018

Solidarität

Im September 1990 - die DDR solte noch fast genau einen Monat lang bestehen - fing ich gemeinsam mit 6 anderen Ossis bei einer Tochterfirma der Bayer AG an zu arbeiten. Wir 7 bildeten ein Team und bekamen auch eine junge Chefin, mit der ich auch heute noch Kontakt habe.

Ich weiß nicht mehr, worum es ging, aber irgendwann gab es Ärger mit der Leitung und wir standen alle zusammen wie eine EINS. Einer der ganz großen Chefs fauchte dann auch sehr wütend " Ihr Ostdeutschen mit Eurer verdammten Solidarität" in unsere Richtung. Im Ergebnis zerschlug man das ostdeutsche Team und verteilte uns auf andere Verkaufsgebiete. Unsere Chefin, die wir angesteckt hatten, wurde weggeeekelt. Mit den Wessis war natürlich an Solidarität unter Kollegen überhaupt nicht zu denken.

Diese kleine Geschichte fiel mir heute morgen wieder ein. Unser etwas arrogante Bürgermeister  hatte ja auf der Bürgerversammlung am 18. September großspurig verkündet, dass heute Morgen eine Begehung der Bernauer Chausse und der Waldstraße (wegen der Staubbelastung)  stattfinden würde, an der auch die Anwohner teilnehmen könnten. Ich hatte wegen der Staubbelastung schlecht geschlafen, meine Lunge ist noch immer angeknackst, aber M. schaffte es aus dem Bett.

Sie fand auch unseren Stahlin mit seiner Kamarilla, wurde aber sofort abgedrängt. Die Versprechungen des Bernauer Bürgermeisters haben tatsächlich eine Halbwertzeit von etwas über einer Woche.

Allerdings ist nun unsere unbefestigte Straße - zuletzt fuhren hier über 500 PKW, LKW, Kleintransporter und Baumaschinen  pro Stunde durch, der Staub liegt dick im ganzen Haus herum - heute seit 10:00 Uhr in der Früh gesperrt.

Die Solidarität der Bürger hat gewirkt. Sie haben telefoniert, geschrieben, gemailt, sind die Türen im  Rathaus eingerannt. Ein Albtraum für jeden Bürokraten, denn das bedeutet Arbeit. Und Arbeit mögen Bürokraten und Schönsprecher überhaupt nicht. Eine Frage sei mir allerdings gestattet: Warum nicht gleich so, Herr Stahl?


P.S.: Schöner Nebeneffekt: Wir haben uns in unserer Straße noch besser kennen gelernt...

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