Freitag, 14. Juli 2017

Unnütze Gewissensbisse

Ehrlich: Manchmal plagen mich schon arge Gewissensbisse! Wenn ich wieder einmal meinen Bedarf an Elektronik, Büromaterial, feinem Tee oder Wein und Whisky nicht bei einem einheimischen Händler oder in Berlin befriedige, sondern mit meinen Wünschen einen Internethändler beglücke. Ich gebe zu, dass ich meistens sogar mit dem Teufel Geschäfte mache. In letzter Zeit hat der Teufel auf seiner Webseite eine Vielzahl kleiner Internethändler gelistet, so dass die Auswahl noch größer geworden ist.

Selbst Salami gibt es jetzt online in der Hölle und Satan hat gedroht, in absehbarer Zeit sogar Lebensmittel ins Haus zu liefern. Nie mehr von sich zankenden, geifernden und vor allem unschlüssigen Rentnerehepaaren den Zugang zum Käseregal - wie heute morgen beim heimischen Aldi - erobern müssen, kann nur das Paradies sein. Da verkaufe ich meine Seele liebend gern an Amazon. Uff, jetzt habe ich den Namen des Teufels  doch genannt.

Nun gibt es wieder Schlauberger, die etwas von CO2 und Ozon oder Stickoxiden faseln. Lieber Freund, aus meiner 14jährigen Erfahrung mit Spediteuren sei Dir gesagt, dass kein Kurier dieser Welt extra wegen meinem kleinem Päckchen oder auch einem Riesenpaket ein zusätzliches Fahrzeug belädt. Will heißen, dass die Speditionen und Kuriere, wie DHL, DPD, UPS, FedEx etcetera sowieso fahren und mein Päckchen nur dafür sorgt, dass im jeweiligen Fahrzeug nicht unnütz Luft transportiert wird. Und wenn es heute nicht mehr hineinpasst, dann eben morgen. Da passiert es schon mal, dass eine winzige SD-Speicherkarte eine Woche unterwegs ist. Ärgerlich nur, wenn es Waren für den Augen-OP betrifft, wie ich es schon oft genug erlebt habe. 
 

Wegen der SD-Karte hättest Du ja auch zum ortsansässigen Elektronikmarkt fahren können, habe ich mich letzte Woche doch stillschweigend geärgert. Und dann diesen Artikel hier gelesen.

Im Einkaufscenter (Rainer Sturm  / pixelio.de)
Was ist der Grund für diese Abzocke am Bernauer Bahnhofscenter? Mitnichten die Gier der ansässigen Händler. Es ist der Mangel an Parkplätzen, der ursächlich aus der Unfähigkeit der Stadt resultiert, für eine dem (leider!) fortgesetzten Zuzug adäquate Infrastruktur zu sorgen. Man baut Mietwohnungen in einem Umfang, der jeden Verstand vermissen lässt, das Bauland ist noch relativ preiswert, die Menschen ziehen ins Umland nach Bernau, Zepernick, Hohen Neuendorf usw.

Allerdings sagt man ihnen nicht die ganze Wahrheit. Einerseits ist der ländliche Charakter der Ortschaften am Rande Berlins schon lange verloren gegangen. Die Bevölkerungszahl wächst weiter, es gibt andererseits nicht mehr Arbeitsplätze vor Ort. Die Leute müssen fahren, um arbeiten zu können. Die Busse und S-Bahnen vermehren sich nicht, die S-Bahn hat noch immer nicht das Niveau von 1936 erreicht. Das 1946 von den Russen abgebaute zweite Gleis zwischen Berlin-Buch und Bernau wird es wahrscheinlich niemals mehr geben. Die vorhandenen Parkplätze an den Bahnhöfen sind überlaufen, die anliegenden Straßen von den Autos der Pendler verstopft. Kostenlose Parkhäuser wie im Münchner Umland kennt man in unseren Stadtverwaltungen nicht. Jetzt stellen die Pendler sich auch noch am Bahnhofscenter hin und daher versuchen die Geschäftsleute dort, die Parkplätze mittels drastischer Geldstrafen von den Pendlerautos frei zu halten ! Für ihre Kunden.

Ich bin nicht für diese Situation verantwortlich und ich will  keine ominösen Abzocker mästen, die sich dann auch noch irgendetwas mit "fair parken" nennen. Wir sind vor 21 Jahren in das Dorf meiner Kinder- und Jugendzeit gezogen, das inzwischen zur Schlafstatt verkommen ist. Ein Zwitter, nicht Dorf, nicht Stadt. Wenn die Autos Tag und Nacht die Dorfstraße entlang dröhnen, wird uns bewusst, was wir in den letzten Jahren an Lebensqualität verloren haben. Und da ich nebensächliche Dinge wie Parkscheiben immer vergesse, kaufe ich weiter beim Teufel ein.

Für die oben genannte "Vertragsstrafe"  hätte es übrigens eine SD-Karte mit 120 GB gegeben.... 

2 Kommentare:

  1. Und dazu kommt, dass das was z.B. ich kaufen will, kein Geschäft in meiner Umgebung anbietet. Die Angebotspalette ist richtig mieß. Da gibt es ein paar 0-8-15-Dinge und Schluss. Ich bin wirklich nicht so wählerisch, aber ich bekomme in den Läden in den seltensten Fällen das, was ich möchte. Bei amazon schon. Da bekomme ich alles mit ganz, ganz wenigen, klitzekleinen Ausnahmen. Ganz zu schweigen davon, wenn man etwas umtauschen möchte. Bei Saturn hätte ich fast in die Knie gehen müssen, damit mir der Verkäufer eine PC-Maus zurückgenommen hat. Ich habe mir sein Lamentieren anhören müssen und dann hat er probiert, ob es stimmt, was ich sagte, aber er hatte ja kein PC-Spiel auf seinen Computer im Markt. Ich habe absolut keine Lust, mir Null-Service anzutun. Ich kaufe nur in ganz seltenen Fällen noch in den Geschäften. Es bringt einfach nichts.

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  2. Und diese Vergesslichkeit kostet ca. 20,00 €.
    Barnimer

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