Samstag, 21. Februar 2015

Schadenfreude

Schadenfreude ist die schönste Freude. Und so lese ich mit leisem und befriedigtem Schmunzeln die Nachricht, dass der Schotte Sir Robert Watson-Watt einst das Opfer seiner eigenen Erfindung wurde.
Watson-Watt,  (* 13. April 1892 in Brechin, Aberdeenshire; † 5. Dezember 1973 in Inverness) war  Physiker und  gilt als einer der Erfinder des Radars.

Er arbeitete zunächst über die Reflexion von Radiowellen in der Meteorologie. 1919 ließ er sich ein Verfahren zur Ortung von Objekten mittels Radiowellen (Radar) patentieren, das nach Weiterentwicklungen (Entwicklung des Sicht- oder Kurzzeitpeilers; Watson-Watt-Peiler) 1935 erstmals zur Radarortung von Flugzeugen im Meterwellenbereich eingesetzt werden konnte. Am 26. Februar 1935 gelang dem Wissenschaftler der Versuch, den testweise den Ort Daventry anfliegenden Bomber des Typs Handley Page H.P.50 mittels Radar zu entdecken. Sofort danach stellte das britische Air Ministry Gelder zur Verfügung. 1936 wurden die ersten fünf Türme gebaut, um die Themsemündung zu beobachten und London zu schützen. Beim Kriegsbeginn waren 21 Türme der Chain Home in Betrieb.

Watson-Watt war maßgeblich an der Entwicklung der britischen Radaranlagen im Zweiten Weltkrieg und damit der Abwehr der Nazi-Luftwaffe beteiligt.

Tim Reckmann  / pixelio.de
Für den Normalsterblichen gilt seine Erfindung gemeinhin als die Erfindung des Verderbens, weil sie heutzutage im Zivilleben vor allem zur Geschwindigkeitsmessung und damit zur Disziplinierung bzw. Abzocke von Autofahrern missbraucht wird. Allgemein gilt allerdings als offenes Geheimnis, dass man die richtigen Raser sowieso nicht schnappt und deshalb vor allem harmlose, trantütige Familienväter, aber vor allem von ihren Chefs gebeutelte Außendienstmitarbeiter erwischt und gnadenlos abstraft.

Sir Watson-Watt wurde eines Tages selber das Opfer einer Radarfalle. Er war einsichtig, merkte aber wohl erst jetzt, welche Höllenmaschine er geschaffen hatte. Mit typisch britischem Humor schrieb er ein Gedicht über diese plötzliche Erkenntis, das er gern bei seinen Vorlesungen vortrug:



Pity Sir Robert Watson-Watt,

strange target of this radar plot

And thus, with others I can mention,

 the victim of his own invention.

His magical all-seeing eye

enabled cloud-bound planes to fly

but now by some ironic twist

it spots the speeding motorist

and bites, no doubt with legal wit,

the hand that once created it.*


Was wollen uns diese, einem Shakespeare würdigen Worte sagen? Ganz einfach: Lieber Erfinder ! Wenn Du eine Erfindung machst, stelle Dir  immer die Fage, ob sie nicht eines Tages auch gegen Dich selbst eingesetzt werden könnte.Solltest Du diese Frage bejahen können, vergiss sie oder schmeisse das Patent möglichst in eine ganz dunkle Ecke.

    Und nein: Ich habe definitiv keinen einzigen Punkt in Flensburg...




*freie, poetisch unkorrekte Übersetzung:
Der arme Sir Robert Watson-Watt
seltsamerweise die Zielscheibe einer Radarfalle
und mit andren, die ich erwähnen muss,
ein Opfer seiner eigenen Erfindung. 
Das magische, allsehende Auge,
erlaubte Flugzeugen in Wolken zu fliegen,
 hat jetzt mit Ironie des Schicksals
den rasenden Autofahrer erwischt
und beisst, wer merkt den bösen Witz,
die Hand, die es einst erfand.
 


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