Montag, 9. Februar 2015

Dein Auto ist nicht weg, es hat nur ein Anderer

Am Freitag alarmiert mich die ADAC Motorwelt mit einer Information über die neuesten Tricks der im Osten Deutschlands allgegenwärtigen Autodiebe. So muss man jetzt schon aufpassen, wenn man das Auto mit einer Fernbedienung abschließt, ein sogenanntes Key-Go-System nutzt, bei dem das Auto sich öffnen lässt und anspringt, wenn der Schlüssel auch nur in der Nähe ist. Mithilfe eines Signalverstärkers klinken sich die Diebe beim Abschließen zwischen Besitzer (Sender) und Auto (Empfänger) ein und täuschen der Elektronik vor, dass der Schlüssel noch in der Nähe ist. Damit lässt sich der Wagen dann ohne Probleme starten. Hightec wohin man sieht. Eben gestohlen, morgen schon in P. . Ach nein, das darf man ja so nicht sagen.

Maximal vier Minuten brauchen die Banditen im Durchschnitt vom Aufbrechen des Wagens bis zum Anlassen. Dabei wird streng arbeitseilig gehandelt - wie auch beim  Abtransport der Beute. Die Banden sind international und handeln vor allem auf Bestellung. Die Geschichten, wie jemand durch eine osteuropäische Stadt schlendert und plötzlich vor seinem vor 14 Tagen (oder so) geklauten Auto steht, sind Legion, aber sicher alle nur erfunden. Oder?

Der Staat hat in Brandenburg mit der Sonderkommission Grenze, in Sachsen mit der Soko Kfz. reagiert. Und jetzt kommt endlich auch die schärfste Waffe der Politik zum Einsatz: Die Statistik. Die wird es richten.

Thorben Wengert  / pixelio.de
Dpa beruhigt mich also heute morgen mit der Meldung, dass die Zahl der Autodiebstähle in Brandenburg  deutlich zurückgegangen ist. Das geht aus einer Antwort von Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Fraktion im Potsdamer Landtag hervor. Leider - und das ist fast immer abträglich für mein sanftes Ruhekissen - bin ich es gewohnt, die absoluten Zahlen solcher Meldungen grundsätzlich nachzurechnen. Im Jahr 2013 wurden insgesamt 3522 Diebstähle von Kraftfahrzeugen registriert. 2011 waren es noch 3963. Hmmm. Warum nimmt man in dieser Statistik nicht Bezug auf das Vorjahr von 2013, also 2012?  Weil 2012 die Aussage "verfälschen" , also die Erfolgsstatistik unserer gloriosen Politiker vermasseln würde?  Oder weil man einfach zu doof ist, um Statistik auch sinnvoll anzuwenden? Dass man mit dem Vergleich von lediglich zwei Zahlen keinen Trend ableiten kann, dürfte doch selbst dem Dümmsten klar sein, oder?  Die Statistik ist nämlich gar nicht eine solche Hure, zu der sie durch die Politik regelmäßig gemacht wird.

Bei diesen Gedanken bleibt beinahe auf der Strecke, dass der Rückgang von 2011 auf 2013, also innerhalb von 2 Jahren, auch nur lächerliche 11,1 Prozent beträgt. Deutliche Erfolge sehen anders aus.

Den Rest des dpa- Geschmieres spare ich mir, wie ich es schon seit einiger Zeit bei allen diesen Propagandameldungen der Lügenpresse mache.

Trotzdem habe ich immer noch die Hoffnung, dass sich irgendwann mal eine neue Generation von Schreiberlingen findet, die diesen albernen, durchsichtigen Quatsch der Lesermanipulation nicht mehr mitmacht. Vielleicht setzt sich doch noch mal die Ansicht des früheren schwedischen Außenministers Carl Bildt durch, der gesagt haben soll, dass es keine andere Möglichkeit zur Bekämpfung von Verschwörungstheorien als die Wahrheit gibt?

Die Aufklärungsquote bei Autodiebstählen lag  2010 in Brandenburg übrigens bei rund 20 Prozent, 2013 waren es nur  unwesentlich mehr, nämlich 21 Prozent. Einen Tiefstand gab es 2011 mit einer Aufklärungsquote von nur rund 17 Prozent. Wahrlich: Ein Ruhmesblatt der Politik.

Offenbar kann man als Autofahrer die Banditen trotz aller Alarmanlagen und eingebautem elektronischem Schnickschnack nicht aufhalten. Man kann nur z.B. mit Lenkradklemmen und ähnlichem Metallzeug dafür sorgen, dass ihnen die Klauerei zu lange dauert und die Gangster das Nachbarfahrzeug nehmen...


3 Kommentare:

  1. Kein Wunder, dass immer mehr Autos produziert werden, die auf Halden darauf warten, geklaut zu werden. Das erfreut die Automobilindustrie und stärkt die Schattenwirtschaft, auch Export genannt.
    Ich fahre Fahrrad mit Drei Gang und Rost. Das klaut mir keiner weg.
    :-)

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  2. Im glücklichen Hessen! Meine Familie hat am S-Bahnhof (Strecke nach Berlin) in den vergangenen 20 Jahren 4 Fahrräder verloren. Die waren angeschlossen und zwei davon sahen aus wie Deins. Im Raum Zittau - Dreiländereck zwischen D, PL und CZ - klauen sie sogar die Metallbuchstaben von den Grabdenkmälern. Es lässt sich mit allem ein Geschäft machen.

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  3. @Volker: Meine Frau macht mich gerade auf einen Fehler aufmerksam. Es waren 4 Fahrräder in 4 Jahren, sein 16 Jahren stellen wir keines mehr dort ab.Wir laufen zum Bahnhof, was ich durchaus als Einschränkung meiner Lebensqualität ansehe. Weil man ja nicht immer Zeit zum Spazierengehen hat.

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