An manchen Tagen frage ich mich ernsthaft, ob meine ständige Nörgelei an der Bernauer Stadtverwaltung nicht überzogen ist, ob ich nicht überkritisch bin und den Chefs im Rathaus mehr Gerechtigkeit zukommen lassen sollte. Und dann kommt wieder so ein Bericht über den neu gestalteten Bahnhofvorplatz in der Zeitung:
Zur Erinnerung: Hier vor dem Bernauer S- und Fernbahnhof baut man seit ca. 5 Jahren an einem falschen Projekt herum. Es wurden an der Taxiinnung vorbei zu wenig Taxihalteplätze projektiert, die Wendeschleife der Busse ist kreuzgefährlich für Fußgänger, individueller PKW-Verkehr zum Aufnehmen oder Absetzen von Reisenden kann kaum stattfinden, da auch für Privat-Autos kaum Stellplätze vorgesehen sind. Jahrelang wartete man auf das richtige Pflaster aus China, das - endlich angekommen - sofort schadhaft war. Dann musste man wieder anhalten, weil ja noch das Fahrradparkhaus gebaut werden sollte - willkommende Ausrede für die Verantwortlichen. Man hatte schlicht vergessen, das benötigte Grundstück von der Bahn zu kaufen. Man wartete weiter, die Bauunternehmen wechselten, der Baudezernent hatte nichts im Griff.
Der Bahnhofsvorplatz sieht nun - fast fertig - wie der misslungende Prototyp für eine neu gestaltete KZ-Gedenkstätte aus: Düster, grau, traurig. Alles andere als ein einladenes Fenster zur Stadt. Jetzt will man noch 36 Bäume pflanzen. Ich weiß nicht, ob Bäume anstelle von genügend Taxi - oder PKW- Halteplätzen oder ungefährlichen Bushaltestellen den Platz optisch und vor allem funktional noch aufwerten können.
Am Dienstag jedoch war großer Bahnhof am Bahnhof angesagt. Fürst Potemkin (der mit den Dörfern), mit bürgerlichem Namen Ekkehard Illge, einzig artiger Baudezernent der Stadt (unartige Mitarbeiter gibt es im Rathaus keine mehr) , hatte zum großen Baumpflanzen geladen.
Mit "Bäumchen wechsle dich" überschreibt unsere Lokalzeitung ein fünf Spalten
breites Bild im "Barnim Echo", das einige Kinder, den Bernauer
Baudezernenten, schweres Baugerät und einen verloren
wirkenden Baum auf dem Bernauer Bahnhofvorplatz zeigt.
Und weiter schreibt das Blatt ganz lapidar und unbeteiligt: "Verwirrspiel: Kinder der Kitas Kleiner Bär und Kreatives Freizeitzentrum
durften am Dienstag helfen, den ersten von 36 Weißdornbäumen vor dem Bahnhof zu pflanzen. Weil jedoch das Substrat
nicht rechtzeitig geliefert wurde, blieb es bei dem einsamen Exemplar, das im Laufe des Tages noch einmal umgesetzt wurde."
Kein Substrat, der einzige Show-Baum wurde dann gleich wieder umgesetzt? War RTL irgendwo in der Nähe oder "Verstehen Sie Spaß?" ? Bevor ich an einem Lachkrampf oder Tobsuchtsanfall ersticke, danke ich an dieser Stelle lieber dem Fürsten für diese reife Leistung, die als Lehrstück dienen kann. Nur so muss man heute arbeiten! Nur so wird man auch öffentlich gefeiert!
Sehen wir es positiv: Die armen für Propagandazwecke der Stadtverwaltung missbrauchten Kinder haben ja immerhin mal einen Baum gesehen und sind in der Zeitung. Zusammen mit einem schon lange überforderten Stadtangestellten, der im Gegensatz zum Fürsten Potemkin auch schon viel zu lange von unseren Steuergeldern lebt. Und der am Dienstag im Wettbewerb um die Goldene Pflaume für den unfähigsten Kommunalangestellten in Brandenburg uneinholbar in Führung ging...
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