Mittwoch, 17. Oktober 2012

Statistiken

Die gängige Vorstellung von deutschen Beamten ist, dass die den überwiegenden Teil des Tages verschlafen und eigentlich nur dann aus den Federn kommen, wenn  ihnen einer mit Arbeit droht. Und dann werden sie manchmal richtig eklig oder sogar kreativ - um sich nach Abwehr des Angriffs sofort wieder hinzulegen. Wie gesagt, das ist das gängige Klischee.

Dass dieses Klischee sogar ohne richtige Beamte funktioniert, bewies jetzt das Wirtschaftsamt der Stadt Bernau bei Berlin. Dazu muss man wissen, dass in Bernau  nur der Bürgermeister verbeamtet ist - wobei das Wort "verbeamtet" leider nichts mit dem amerikanischen Verb "beamen" aus der Fernseh-Kultserie "Enterprise" zu tun hat - einen deutschen Beamten wird man eben nicht los, indem man ihn auf die Oberfläche eines lebensfeindlichen Planeten beamt. Abgesehen davon, dass auf diesem Planeten dann innerhalb kürzester Zeit z.B. die giftigen Gase oder die menschenfressenden Monster knapp würden.

Jedenfalls wurde das o.g. Wirtschaftsamt zum Zwecke der Arbeitsabwehr so richtig kreativ und erfand eigens eine neue Statistik: Da hatten die Bernauer Bürger für den Bürgerhaushalt 2013 einen Vorschlag auf Platz 3 gewählt, der so richtig Arbeit bedeutet hätte. Mehr "Sitzmöglichkeiten, Papierkörbe und Hundeabfallbehälter" sollten aufgestellt werden, das käme den Einwohnern, Besuchern und nicht zuletzt der Umwelt zugute, meinten da einige Einwohner der Stadt. Allerdings hatten diese das Problem wieder einmal völlig falsch gesehen, denn "... die Anzahl der Papierkörbe in Bernau bei Berlin (liegt) weit über dem Bundesdurchschnitt." .Und: "nach dem Bundesdurchschnitt liegt dieser bei 6,4 Papierkörben pro 1000 Einwohner. In Bernau werden durchschnittlich 12,2 Papierkörbe pro 1000 Einwohner unterhalten." beschied das Amt die reinlichen Bürger. Sicherlich gibt es da irgendwo eine Bundesanstalt zur Zählung der bundesweit eingesetzten Papierkörbe mit einem Rösler- , Niebel-  oder sonstigen  FDP-Freund und der Besoldungsgruppe B 11 oder so an der Spitze
Foto: s.media  / pixelio.de

Die gestrige Sitzung des Finanzausschusses entließ mich nach Behandlung des Bürgerhaushaltes dann doch sehr zwiegespalten. Einerseits gönne ich den Leuten vom Wirtschaftsamt ihren jetzt wohlverdienten Winterschlaf, denn auf die Idee einer Bundespapierkorbstatistik (BuPapkoStat) wäre ich nicht gekommen. Andererseits ist mir jetzt auch klar, warum überall in der Stadt soviel Dreck herumliegt. Offensichtlich hat da jemand immer nur die 0,2 Papierkörbe von den 12,2 Durchschnittspapierkörben aufgehängt. Damit die Statistik stimmt...

2 Kommentare:

  1. Guten Morgen Frank, ich weiß, früher war nicht alles besser...aber hier in Mainz ist mir als erstes im Gegensatz zu Neubrandenburg aufgefallen, wie wenig Papierkörbe es gibt. Auch wenn die Statistik bescheuert ist, Bernau auf jeden Fall mehr Papierkörbe zu gönnen sind...grins, Ihr gehört zur damit überdurchnittlich versorgten Bevölkerung :-). LG Jeanette

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