Sonntag, 5. Februar 2012

Daggi E. in Betrachtung des Mondes

" Populismus (lat.: populus, „Volk“) bezeichnet eine um „Nähe zum Volk“ bemühte Politik, die Unzufriedenheit, Ängste und aktuelle Konflikte für ihre Zwecke instrumentalisiert, indem sie Gefühle anspricht und einfache Lösungen vorstellt...  Zielgruppen des Populismus sind in der Regel soziale Schichten und gesellschaftliche Gruppen, die sich durch die bestehende gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Ordnung oder ihre Entwicklung benachteiligt sehen." (Wikipedia)

Dagmar E., Bundestagsabgeordnete der Linken und Mitglied der Stadtverordnetenversammlung von Bernau, rettet gern die Welt. Im vorigen Jahr hat sie die letztendlich dann doch geschlossene Großbäckerei  Bernau (fast) gerettet. Wurde nicht so richtig, weil da fachlicher Unsinn gepredigt wurde. Aber ihre etwas verbohrte Wählerschaft hat immerhin erkannt, dass "sie wenigstens was macht". Alle anderen würden ja immer nur reden. Aha, da haben wir wieder etwas gelernt: Es kommt nicht etwa darauf an, dass in der Legebatterie  irgendwann tatsächlich ein Ei erscheint. Gackern allein reicht zur Wiederwahl.

Jetzt wird Daggilein vom Verfassungsschutz  beobachtet, was ihr in den Augen ihrer Anhänger erneut den Status der Heiligen Johanna verleiht. Und prompt läuft die heilige Dagmar zur Höchstform auf, indem sie mal kurz den Verfassungsschutz auflöst. Oder jedenfalls fordert, die Schlapphüte ausnahmslos in Rente zu schicken. Anstatt froh zu sein, dass die Kölner Amtsfuzzis so schön die Reklametrommel für die PDL und speziell für Daggi rühren. Nichts aktiviert die potentiellen Wähler mehr als richtige Märtyrerschaft.

Wir hatten diese Salonbolschewisten und linken Sozialdemokraten schon fast vergessen und uns daran gewöhnt, lieber gleich das Original, die SPD, zu wählen. Und nun diese Bestätigung, dass die Linke vielleicht doch etwas ändern will in dieser Bundesrepublik? Nee, nee. Eher ein amtlicher Irrtum, der aus dem Beharrungsvermögen des deutschen Berufsbeamtentums resultiert, denn wie lautet Regel 3 dieser Schnarchsäcke: Das haben wir schon immer so gemacht! Und wie im Amt um die Ecke, so auch in Köln.
Was soll also Daggis Forderung anderes sein, als der Auftakt des Bundestagswahlkampfes 2013?

Aber Daggi wäre nicht die Heilige Dagmar, wenn sie nicht noch einen drauf setzen würde. Im nächsten Jahr  will sie wieder in den Bundestag und so hat sie sich jetzt an die Spitze einer seit Jahren schwelenden Kampagne gesetzt, die sich die Wiedereinführung  des 10-Minuten-Taktes der S-Bahn zwischen Berlin-Buch und Bernau zum Ziel gesetzt hat. Dieser wurde vor rund 70 Jahren notgedrungen abgeschafft, weil das zweite Gleis zwischen beiden Stationen nach dem Zweiten Weltkrieg als Reparationsleistung in die Sowjetunion ging.

Daggi hat zunächst einmal allen Bürgern mitteilen lassen., dass sie als Bundestagsabgeordnete auch S-Bahn fährt. Allerdings auch umsonst auf unsere Kosten. Wie wählerverbunden! Jedenfalls im Gegensatz zum Bundes-Wulff. Und ganz selbstverständlich  hat die S-Bahn Berlin überhaupt keine dringenderen Probleme als das zweite Gleis nach Bernau. Zwar legt man bei der Berliner S-Bahn gerade wieder einmal ganze Linien lahm, es gibt wahlweise keine Fahrer / Triebwagen / beheizbare Weichen/ Bahnhöfe/ Computer/ funktionierende Stellwerke/ Strom. (Nur Manager und Fahrkartenkontrolleure haben sie komischerweise immer genügend! ). Aber bevor sich S-Bahn Berlin und Deutsche Bahn AG bald völlig aus Berlin und Umgebung zurückziehen, wird man natürlich auf Daggis Wunsch den 10-Minuten-Takt zwischen Buch und Bernau wieder einführen. Garantiert!

Wie war das doch gleich mit dem Populismus? Einfache Lösungen vorstellen? Unzufriedenheiten instrumentalisieren? Früher, als man es noch nicht so mit Fremdwörtern aus der Politkiste der Politkaste hatte, sagte man auch einfach "heiße Luft" dazu  Aber - wie schon gesagt - Daggi macht was! Wenn es auch grober Unfug ist, bringt es sicher Wählerstimmen.

P.S: Ich fordere übrigens seit 21 Jahren die sofortige Kontaktaufnahme zu den Klingonen sowie den umgehenden Stopp aller Geschwindigkeitskontrollen auf den EU-Straßen sowie im Weltraum. Und keine Sau kümmert sich darum...

Bild: Zwei Männer in Betrachtung des Mondes, Caspar David Friedrich, 1819, Dresden, Galerie Neue Meister

3 Kommentare:

  1. An den heiligen Vallentin,
    was spricht gegen die Beobachtung der Bürger durch den Verfassungsschutz? Aus ihrer Sicht nichts. Richtig. Diese Funktion üben Sie ja in Schönow selbst aus, nur mit dem Unterschied, das ihre Aktivitäten ja leider noch nicht so pressewirksam vermarktet werden.
    Achso und die S-Bahn sollte Bernau am besten garnicht mehr erreichen, schafft ja auch bessere Luft, keine Verunreinigung und erheblich mehr Arbeitsplätze. Wie war das noch mit dem POPULISMUS?--Welchem Volk stehen Sie denn eigentlich nahe?

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  2. @Eigentlich werden anonyme Kommentare nicht mehr veröffentlicht, aber der obige ist so schön und so typisch, da konnte ich nicht widerstehen. Allerdings bietet der Autor auch wieder nichts substantiell Neues,es kommt nur immer derselbe geistige Dünnschiss: Wenn man nichts Sachliches beitragen kann, holt man wieder persönliche Anwürfe raus. Aber auf die Frage kann ich ja mal antworten und meine Antwort an den anonmyen Dreckschleuderer lautet: Du mich auch!

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  3. Hallo Frank,
    Vielen Dank für dieses Stück das mir aus dem Herzen spricht.
    Vor wenige Tage noch, in eine Zuschrift an meine Freundin Mechthild Mühlstein, bezeichnete ich Partei ‚PDS-Die Linke‘ als „BÜRGERLICHE AGENTUR IN DEN REIHEN DER ARBEITERBEWEGUNG“, siehe weiter dort:
    http://1-euro-blog.blogspot.com/2012/02/rechts-links.html

    Schade daß ich Deine Zuschrift (vom 26. Januar) zu Baby Brother nicht bekam, das Verfahren um zu beweisen daß man kein Roboter sei, ist verschärft, aber ich bekomme ansonsten doch Zuschriften.

    Die Kältewelle ist gar nichts für mich, nach 27 Jahre bin ich das Kontinentalklima, das Oderklima, gar nicht mehr gewöhnt. Meine deutsche Muttersprache leidet auch, nicht vor der Kälte, sondern weil Flämisch und Deutsch doch naheverwandte germanische Sprachen sind und daher kommt es leicht zu Grammatikfehler. Naja, Hauptsache wir verständigen und verstehen uns.
    Herzliche Grüße aus Flandern,
    Nadja

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