Donnerstag, 15. September 2011

Papa Ratzi, die europäischen Augenärzte und der olle Goethe

Toller Zusammenhang, oder ? Na gut, Erklärung tut Not: Ratzinger kommt nach Deutschland, die Medien, die meisten Polypiker überschlagen sich in Devotheit und der Steuerzahler zahlt - wie immer. Selbst Harald Schmidt hat sich jetzt wohl mit viel Rotwein die Kirche schön gesoffen. Motto: Wenn es mit Late Night auch bei Sat1 nichts mehr wird, dann vielleicht bei der katholischen Kirche!? Oder ist der jetzt schon so zynisch, dass ihn gar niemand mehr versteht?
Deutschland - ob evangelisch, atheistisch oder katholisch - ist jedenfalls am Durchdrehen. Alles wegen des letzten Diktators von Westeuropa. Oder ist der vom Kirchen-Volk gewählt?


Nur die deutschen Augenärzte sind schlau, denn sie verschwinden genau während des Ratzi-Besuches für eine Woche nach Wien. Ins temporäre Exil. Ich gehe auch. Wegen Glaubenswahns. Wie sagte der letzte sächsische König bei Ausbruch der später von der SPD verratenen Novemberrevolution: "Macht doch euren Scheiß alleine!"



Nun der olle Goethe noch. Keine Angst, habe ich nicht vergessen! Ich lasse meine Leser doch nicht für eine Woche allein, ohne eine Denkaufgabe zu hinterlassen. Deshalb ein Gedicht von Wolfgang Amadeus oder wie der da in Weimar hieß, das mich in früher Jugend sehr stark beeinflusst hat. Ich besitze immer noch - seit 45 Jahren - ein Faksimile des Originals aus Goethescher Hand. Das Gedicht ist ein aufklärerisches und es wendet sich an alle, die meinen, uns könnten irgendein höheres Wesen, ein Gott, ein Kaiser, ein Papst, ein bayerischer Freiherr oder eine schöne Pfarrerstochter aus dem Elend erlösen. Genug der Vorrede, Auftritt für



Prometheus


Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen steh'n,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn' als euch Götter.
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrte mein verirrtes Aug'
Zur Sonne, als wenn drüber wär'
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie mein's,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir wider
Der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?

Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?

Hier sitz' ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich.


Scheint ein richtiger Stänker gewesen zu sein, der Prometheus. So wie weiland Jesus, bevor er unter die Evangelien und an die Kirche gefallen ist.


Ach ja: Herzlich willkommen in Deutschland, Herr Ratzinger...



Foto: Marcks, Gefesselter Prometheus 1948 (Dieter Schütz / pixelio.de)

3 Kommentare:

  1. Mir graut es schon davor: früh, mittags, abends Ratzi und nichts anderes und das wird uns alles verkauft, weil wir Respekt vor diesen Menschen haben müssen. Wieso? Mich interessiert der absolut nicht. Er ist Mittelalter und bleibt Mittelalter und ich bin weit darüber hinaus.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Frank,
    „Wien, Wien nur Du allein…“ Glücksvogel, ich wünsche Dir schon jetzt einen angenehmen Aufenthalt in die „Perle der Donau“.
    Es fehlt dort aber auch nicht an Kirchen und andere katholische Einrichtungen (Lach).
    Grüße bitte das dortige imposante sowjetische Befreiungsdenkmal von mir.
    Ich hoffe daß Du deine liebe M. mitnimmst auf der Reise!
    Sonnige Grüße aus Flandern,
    Nadja

    AntwortenLöschen
  3. Na ja, die Ösis haben wenigstens ihren Adel beseitigt,d.h. das Führen aller Adelstitel konsequent verboten. Ein Freiher Gutti wäre also dort nicht möglich. Den letzten Kaiserenkel haben sie nur als Leiche wieder ins Land gelassen.Ich finde es auch konsequent, wie man die Habsburger ausgeweidet hat: die Herzen im Stephansdom, der Rest in der Kapuzinergruft. Auferstehung quasi aisgeschlossen ;-) Auch mit Ratzinger ist nicht zu rechnen. Und Frauen müssen hier "schon" mit 60 in Rente.Sachertorte und andere leckere Mehlspeis' und natürlich der große Braune: Ein Paradies, wenn die Krauts nicht gerade wieder einmarschieren.Ab ins Exil!

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über alle Kommentare. Bitte halten Sie sich aber an die Netiquette - keine rassistischen, sexistischen oder sonstwie diskriminierenden Äußerungen. Auch Militaristen haben hier ausdrücklich kein Forum. Falls Sie der Ansicht sind, ich wäre a. blöd b.hässlich oder c. beides, behalten Sie das bitte für sich. Es interessiert hier niemanden. Versuchen Sie, inhaltlich relevante Kommentare, die die Diskussion zum Thema voran bringen und das Thema erhellen, abzugeben. Ich behalte mir vor, Kommentare zu kürzen oder zu löschen und weise darauf hin, dass die in Kommentaren geäußerten Ansichten nicht unbedingt meinen eigenen entsprechen.