Sonntag, 3. Juli 2011

Mitleid

Bundestagsabgeordnete in unserem schönen, reichen Land müssen am Rande des Existenzminimums leben. Weiß jeder. Es weiß auch jeder, dass sich die herrschende Politkaste im Bundestag aus diesem Grunde regelmäßig die Diäten selbst erhöht. Über diesen Selbstbedienungsladen regt sich keiner mehr auf. Und damit die armen, sich den Arsch wund schindernden Abgeordneten nicht mehr so viel Arbeit haben, wurde die nächste Erhöhung gleich für zwei Jahre hintereinander beschlossen. Zur Zeit betragen die Diäten pro Abgeordneten 7668 Euro - im Monat. In den Jahren 2012 und 2013 sollen sie um jeweils 292 Euro steigen. Die Diäten orientieren sich an der Besoldung von Bundesrichtern, erreichen deren Höhe aber auch mit den geplanten Steigerungen nicht. Noch nie in meinem Leben habe ich von vergleichbarem Elend gehört! Wenn man dann noch bedenkt, dass jeder dieser arg Gebeutelten eine steuerfreie Aufwandsentschädigung (in der Wirtschaft nennt man so etwas Spesenvorschuss) in Höhe von knapp 48.000 Euro pro Jahr erhält, die allerdings nicht abgerechnet werden muss, erschließt sich die ganze Misere unserer Volksvertreter.

Außerdem haben Abgeordnete auch nur noch 12.000 Euro/Jahr für Büroausstattung zur Verfügung. Das reicht natürlich ebenfalls nicht: Allein im Jahr 2009 bestellten 115 Bundestagsabgeordnete insgesamt 396 Montblanc-Füller im Wert von 68.000 Euro über die Bundestagsverwaltung.

Den Abgeordneten des Deutschen Bundestages wird in Berlin rund um die Uhr ein Fahrservice mit Dienstlimousinen und Chauffeur angeboten. Dazu gibt es eine Netzkarte erster Klasse der Bahn für ganz Deutschland für das ganze Jahr. Eigentlich alles nur für den dienstlichen Gebrauch. Aber genau wie bei Spesen, Mitteln für das Büro und den Montblanc-Füllern kontrolliert das natürlich keine Sau.

Zwei Tage habe ich über dieses unsägliche Elend unserer obersten Volksvertreter bittere Tränen vergossen. Nicht mal das Salär eines Bundesrichters bekommen sie dafür, sich ab und zu mal den Hintern breit zu sitzen. Dann las ich diesen Artikel in meiner Morgenzeitung. Und dann dachte ich daran, dass in einem Teil Deutschlands früher, bis vor 21 Jahren, jeder Mensch einmal alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenfreie Brille hatte. Nur, wenn man einen modischen Rahmen haben wollte, musste man zuzahlen, die Gläser waren umsonst.

Aber dieser ehemalige Teil Deutschland ist heute pfuibaba und jemand, der sich an ihn erinnert, ein ewig Gestriger oder gar Kommunist und überhaupt: Was gehen uns alte Leute an? Das Geld für den Sozialstaat sowie für richtige, auch erwähnenswerte Rentenerhöhungen brauchen wir doch dringend für die Bundeswehr in Afghanistan, die Finanzhilfe an den Quisling Karzai, seine Gangster- Clique und ähnliche Despoten sowie für das Aushalten eigener Parasiten...

Grafik: Gerd Altmann/dezignus.com / pixelio.de

1 Kommentar:

  1. über diesen Artikel habe ich mich auch aufgeregt.
    Doch eine ohnmächtige Wut bringt nur Magengeschwüre und die kann ich mir in dieser Zeit auch nicht leisten.
    Ich denke wieder mal an Dr. Liebermanns Ausspruch. Er ist so aktuell wie nie:" Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchten"
    Barnimer

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über alle Kommentare. Bitte halten Sie sich aber an die Netiquette - keine rassistischen, sexistischen oder sonstwie diskriminierenden Äußerungen. Auch Militaristen haben hier ausdrücklich kein Forum. Falls Sie der Ansicht sind, ich wäre a. blöd b.hässlich oder c. beides, behalten Sie das bitte für sich. Es interessiert hier niemanden. Versuchen Sie, inhaltlich relevante Kommentare, die die Diskussion zum Thema voran bringen und das Thema erhellen, abzugeben. Ich behalte mir vor, Kommentare zu kürzen oder zu löschen und weise darauf hin, dass die in Kommentaren geäußerten Ansichten nicht unbedingt meinen eigenen entsprechen.