Dienstag, 12. Juli 2011

Apropos Schulpolitik oder : Späte Wahrheiten

Zugegeben: Ich lese die Westpresse, seitdem ich gezwungenermaßen Teil des Westens wurde, nicht mehr so gerne wie damals vor 35 Jahren. Damals war die Lektüre zum Beispiel des " Goldenen Blattes" eine willkommene Abwechslung beim Aufbau des Sozialismus. Vor allem aber waren diese Art Blätter schon immer eine hochmotivierende Anregung, die Weltrevolution endlich auch wirklich weltweit durchzuführen, damit beispielsweise ein Albert von Monaco seine Brötchen am Fließband in der Glühlampenfabrik voni NARVA in der Berliner Warschauer Straße hätte verdienen müssen. "Hätte der Hund nicht, dann hätt' er den Häsen" mag da manch einer sagen. Aber es ist noch nicht aller Tage Abend und Alberts Nachkommen sollten sich vorsehen.

Nun, ab und zu finden sich in gehobenen und damit teureren Blättern kurze Anklänge an die Wahrheit, auch wenn es hinterher meist niemand wahr haben will. So bringt mir die "Zeit" - manchmal ein übles neoliberales Hetzblatt, manchmal wirklich liberal und um Aufklärung bemüht- am Wochenende einen Artikel mit der Überschrift "Sachsen kann Spitze bleiben" auf dem Tablet-PC. Und mich haut es fast um, was dort ein Professor Olaf Köller mehr oder weniger gezwungen zugeben muss: Der Fokus der DDR-Schule auf Mathematik und Naturwissenschaften, der anspruchsvolle naturwissenschaftliche Unterricht in der DDR könnte tatsächlich der Grund für das gute Abschneiden Sachsens bei den Pisa-Test sein!!!

Natürlich darf das so nicht gesagt werden. Bildungsforscher Köller relativiert dann auch mit vielen "Könnte, naja, wissen wir nicht, nicht wirklich, vielleicht, oder doch nicht,wahrscheinlich oder vielleicht doch, empirisch nicht zu beweisen" und ähnlichen Floskeln. Aber irgendwie ist da noch was, das der tolle Wissenschaftler auf Grund seiner systembedingten Erkenntnisschranken nicht packen kann. Natürlich kommt wieder der Kokolores mit dem fehlenden Englisch, aber wer den Quatsch glaubt, dass im Westen alle Englisch lernen, sollte mal an die Westerwel(l)schen Ausrutscher im Stile von "Ei äm sse Schermänn forän minnistär" oder "Isch bin ain Berlinner" denken. Und Russisch als Fremdsprache wird wohl aufgrund westeuropäischer Überheblichkeit bei PISA nicht abgefragt.

Die Sachsen sind also 1990 schlauer gewesen. Warum wir Brandenburger nach der Wende unbedingt den abgelatschten Dreck aus NRW übernehmen mussten? Selbst das Potsdamer Sozialministerium der sogenannten "Mutter des Osten", der nervigen Regine Hildebrandt, bestand überwiegend aus abgehalfterten Westbeamten fünften Ranges. Was sollte da erst im Bildungsministerium sein? Keine eigenen Ideen - unsere "Revolutionäre" an der Spitze der landesregierung und der SPD. Da die hergelaufenen Wessis aber eben fünfte Garnitur und nicht besonders helle waren, lief das Ganze nach dem Motto: "Das haben wir schon immer so gemacht." Und da sie nicht gestorben sind, reformieren sie heute noch am Brandenburger Bildungssystem herum...

2 Kommentare:

  1. Naja, das scheint aber wirklich nur Zufall zu sein, dass Sachsen bei Pisa gut abgeschnitten hat. Wenn ich die Schule meines Enkels sehe, eine mit ganz gutem Ruf, dann überkommt mich das kalte Grausen. Man darf das, was und wie heutzutage in Sachsen gelehrt wird nicht mit dem verwechseln was vor 20 Jahren war - leider. An dieser Stelle hätte gern von uns DDRlern gelernt werden können. Andere haben es und sind Deutschland meilenweit voraus.

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  2. Wahrscheinlich ist der Einäugige in diesem Fall unter den vielen Blinden ein König.

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