Dienstag, 14. Dezember 2010

Maulaffen feilhalten an der Ostfront

"... Bundeswehr raus aus Afghanistan! Die Friedensbewegung fordert das nicht erst seit dem Tod dreier Bundeswehrsoldaten am vergangenen Karfreitag und auch nicht erst seit der denkwürdigen Neujahrspredigt der damaligen Bischöfin Margot Käßmann, die uns, auch wenn sie heute nicht mehr Bischöfin ist, für immer das geflügelte Wort hinterlassen hat: „Nichts ist gut in Afghanistan“.

Es ist auch nichts gut in der Bundesregierung, die in dreister Verdrehung der Tatsachen in Bezug auf den Tod der deutschen Soldaten unisono von einer „verabscheuungswürdigen“ und „hinterhältigen“ Tat reden. Ich frage mich: Welche Attribute wären dann geeignet, das Massaker von Kunduz, das vor genau sieben Monaten stattfand, zu beschreiben? Die deutschen Soldaten fielen in einem Gefecht, die 142 Afghanen, darunter über 100 Zivilpersonen, starben im Bombenhagel eines von einem deutschen Oberst befehligten Luftangriffs. Diesen Luftangriff fand der spätere Verteidigungsminister zu Guttenberg „angemessen“. Als er unter dem Druck der Tatsachen von dieser Einschätzung vorsichtig abrückte, griff er zu einer neuen Lüge: Er sei nicht rechtzeitig und umfassend vom Generalinspekteur der Bundeswehr unterrichtet worden; General Schneiderhahn habe ihm Berichte vorenthalten. Mal sehen, welche Lügen dem Herrn Baron einfallen, wenn er vor dem Kunduz-Untersuchungsausschuss aussagen muss.

Aber er ist im Kabinett Merkel in guter Gesellschaft. Erzählt uns doch die Kanzlerin bei jeder sich bietenden Gelegenheit alte und neue Märchen aus dem Orient. Besonders angetan hat es ihr das Märchen von den vielen Fortschritten, von denen in Afghanistan insbesondere Mädchen und Frauen profitieren, weil sie in die vielen Schulen, welche die Bundeswehr gebaut hat, gehen können. Die Realität sieht anders aus: Weder hat sich die Lage der Frauen signifikant verändert, noch gibt es Fortschritte bei der Alphabetisierung (im Gegenteil: 36,5 % der afghanischen Bevölkerung sind heute Analphabeten, 2001 waren es 34 %). Armut und Hunger haben laut UN-Berichten erschreckende Ausmaße angenommen: Die unterernährte Bevölkerung ist seit dem Krieg von 30 auf 39 % angewachsen, die Armutsbevölkerung von 33 auf 42 %. Das einzige, was neben der Phantasie der Kanzlerin wirklich blüht in Afghanistan, sind die Mohnfelder und die Korruption.

Neben Guttenberg und Merkel bestimmt noch ein weiterer Minister die Geschicke dieses Landes. Doch es wäre zu billig, Herrn Westerwelle auf ähnlich ernsthafte Weise aufs Korn zu nehmen. Das einzige, was mir Kopfzerbrechen macht, ist die Tatsache, dass ein notorisches Großmaul sich den höchsten Posten im Auswärtigen Amt erschlichen hat und damit oberster Diplomat des Landes werden konnte.

Kurzum: Unser Land wird zur Zeit regiert von einem Kabinett aus einer Märchentante, einem Lügenbaron und einem Hochstapler. Es ist wahrlich Zeit, diesem betrüblichen Zustand ein Ende zu bereiten..." (zitiert nach: " Krieg bleibt Krieg – und Arschloch bleibt Arschloch - Eine umgangssprachlich gehaltene Ostermarschrede von Peter Strutynski in Hamburg, 5. April 2010)

Diese Rede ist zwar alt, hat aber leider in den letzten 8 Monaten nicht an Aktualität verloren. Im Gegenteil. Unser Kriegsminister von und zu , bekannt als besonders mediengeil - zum Dank wird er ständig "hochgeschrieben" - ist ja mit seiner hysterischen Kinderschmutz-Schnecke und einem seiner Hofnarren von Sat1 gerade nach Afghanistan aufgebrochen, um uns die schwere "Arbeit" der armen Bundeswehrsoldaten nahe zu bringen. Diese Reise und die Talgschoff vor Ort sind Bestandteil eines gigantischen Programms unserer Neocons, das das "Volk" dazu bringen soll, den Ostfront-Einsatz unserer Krieger im Auftrag der Konzerne endlich zu lieben. Schmuseheuler Xavier Naidoo war ja auch schon da und fand es prickelnd. Hat wohl seine Manneskraft aufgewertet. So schön, wenn man sich vor Angst in die Hosen kackt. Danke, Taliban.

Es ist zu hoffen, dass dem offensichtlich für alles käuflichen Kerner - der würde für gute Einschaltquoten wahrscheinlich sogar noch seine Oma zu Gutfried-Wurst verarbeiten- auch noch die letzten Zuschauer den Saft abdrehen. Einiges können wir eben leider nicht den Taliban überlassen, wir müssen schon selbst aktiv werden - und sei es mit der Fernbedienung.

Mehr an körperlichem Einsatz ist diese Pfeife auch nicht Wert.

Ansonsten spare ich mir jeden Kommentar zu diesem teuflischen Trio, das da gerade in Afghanistan im ideologischen Auftrag Maulaffen feilhält und noch mehr unserer Steuergroschen verbrät. Das schöne Wort "Arschloch" sollte wirklich nicht ständig als Bezeichnung für den Abschaum der Menschheit herhalten. Halten wir es lieber mit Kurt Tucholsky, der da sagte:
"Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und zu sagen: Nein!"

Nein zum Krieg! Nein zu dieser Regierung! Nein zu diesen Medien! Nein zu diesen Hofnarren der Mächtigen!

2 Kommentare:

  1. Hallo Frank,
    Ausgezeichnet geschrieben und das Tucholsky-Zitat paßt perfekt.
    Im Westen nichts Neues,
    Nadja

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  2. nun, endlich hat der Verteidigungsminister so übertrieben, dass auch der Dümmste merkt, wohin es führen soll. Altkanzler Schmidt hat bei Maischberger bemerkt, dass ihn der Paarlauf in Afghanistan doch erstaunt hat.
    Der Baron soll die Kanzlerin nicht unterschätzen. Auch wenn sie sich nicht geäußert hat, war sie sicherlich not amused.
    Barnimer

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