Sonntag, 7. März 2010

Robin Hood mit Pumpgun


Mindestens vier bewaffnete und maskierte Täter drangen am Sonnabend in das Nobelhotel Grand Hyatt am Potsdamer Platz in Berlin ein, wo zur Zeit ein fünftägiges Poker-Turnier mit rund 950 Teilnehmern stattfindet, bedrohten die Angestellten und zwangen sie zur Herausgabe des Preisgeldes. Nach Angaben der Polizei gelang ihnen mit einem Teil der Beute die Flucht. Über die genaue Höhe der Beute wird bislang nur spekuliert. Sie könnte zwischen 200.000 bis 800.000 Euro liegen. Laut Augenzeugenberichten sollen die Räuber sogar Schüsse mit einer sogenannten Pumpgun abgegeben haben. "Ich hörte nur, wie jemand 'runter, runter' rief, dann habe ich mich unter einen der Tische gelegt", schilderte die Poker-Spielerin Claudia S. "Spiegel-Online" den Hergang des Überfalls.

Glaubt man nun Gu-i-do Westerwelles Definition der "spätrömischen Dekadenz", wären zu diesem Pokerturnier ja vor allem Hartz IV-Empfänger angereist. Die Medien stellten das aber umgehend klar und sprechen von richtigen "Promis", d. h. ziemlich gelangweilten Langweilern aus unseren Super-Medien, die an dem Turnier teilnehmen. So hat Mitspielerin Charlotte R. diesmal wohl richtige Feuchtgebiete in einer ziemlich dunklen, unappetitlich riechenden Farbe in der Hose gehabt. Wie schön, das Leben ist ja sonst sooooo langweilig.

Wie war das doch gleich?
"Während die unteren Schichten immer mehr verarmten und das weströmische Reich zu einem Entwicklungsland wurde, hat das Patriziertum in purem Luxus und verschwenderisch gelebt." Ah ja. Soweit zur spätrömischen Dekadenz. Liebe "Promis", ihr müsst so richtig mit eurem Reichtum protzen, dann klappt's auch mit dem Überfall.

Übrigens sind weitere Sorgen unnötig: Das Turnier wird inzwischen fortgesetzt.

Und nun noch das Letzte aus dem Leben sinnloser Existenzen: Der ebenfalls anwesende Hobby-Pokerspieler und Lebenskünstler Boris B. soll sich nach unbestätigten Berichten in eine Wäschekammer des Hotels geflüchtet haben. In Wäschekammern kennt er sich aus. Der Wahrheitsgehalt dieser Berichte wird sich leider erst in neun Monaten überprüfen lassen...

Foto: Ingelotte, www.pixelio.de

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