Sonntag, 15. November 2009

Manchmal verplappert man sich


>>"In der Menschenmenge, die vergangenen Montag am Brandenburger Tor den 20. Jahrestag des Mauerfalls mit Kanzlerin Angela Merkel und zahlreichen Staatsgästen feierte, standen auf Anordnung des Berliner Senats auch "alle verfügbaren Polizeischüler" der Stadt – in Zivilkleidung. Die Polizeianwärter sollten in "sensiblen Zuschauerbereichen als ,Stabilisatoren'" wirken, so heißt es in einem Schreiben von Staatskanzlei-Chefin Barbara Kisseler an den Berliner Innenstaatssekretär Ulrich Freise. Ein Polizeisprecher teilte auf Anfrage mit, der Einsatz von "Stabilisatoren" sei in Berlin kein Einzelfall, sondern "eine bewährte taktische Maßnahme bei Veranstaltungen mit hohem Gefährdungspotential". Dabei geht es nach Angaben eines Berliner Polizeigewerkschafters darum, Plätze mit zuverlässigen Personen zu besetzen: "Die Polizeischüler sollen nicht eingreifen, aber wo sie stehen, kann ja kein anderer stehen.", so meldet Spiegel online gestern.

Natürlich kann da nur ein Narr annehmen, es wäre gerade der 7. Oktober 1989 gewesen und Mielke immer noch im Amt. Natürlich haben sich unbedarfte BRD-Medien an den Menschenmassen gefreut, die da aufmarschiert waren und die "Freiheit" feierten. Dem Nachdenklichen allerdings fallen böse Vergleiche ein und er wendet sich angewidert ab. Diese herrschende Clique hat schon dermaßen den Rückhalt im Volk verloren, dass sie solche Veranstaltungen nicht mit wirklichen Anhängern voll kriegen, sondern Jubelperser hinstellen müssen, die dann natürlich so ganz nebenbei noch etwas auf's Volk aufpassen. So wie Mielkes kleine Männer in den Einheitsparkas. Aber natürlich ist das ja jetzt alles freiheitlich-demokratisch geregelt und überhaupt nicht mit den Stasi-Maßnahmen von damals zu vergleichen. Die Spitzel in Zivil haben jetzt ja auch eine Gewerkschaft, die sich um sie sorgt. Wie erfreulich und was für ein Unterschied zur DDR...

Nachdem ich neulich dann noch im "Spiegel" 42/2009 lesen durfte, dass der BND nicht nur sämtliche Post aus dem Osten gelesen hat, sondern auch alle in der DDR geführten Telefongespräche - auch die im eigentlich sicheren DDR-Regierungsnetz - abhörte, weiß ich, warum man uns ständig und ewig mit der Stasi-Keule kommt, saublöde Propaganda-Filme über unser Leben in der DDR dreht, die etwas beschränkte Birthler und ihren Zirkus alimentiert und uns bis zum Kotzen mit "Freiheitsfeiern" sowie selbsternannten Befreiern nervt...

P.S. : Ein besonderes Ereignis der wochenlangen Feiern zur Maueröffnung war übrigens die Verteilung von Briefen aus dem Westen, die ihre Empfänger im Osten nicht erreichten, weil sie die Stasi abgefangen hatte. Davon war ich übrigens auch mal längere Zeit betroffen gewesen, weil mir meine liebe Freundin Mic immer Ausschnitte aus der "Bravo" in ihre Briefe aus Hannover legte und diese Briefe irgendwann nicht mehr ankamen. Jetzt frage ich mich natürlich schon wieder, welche meiner Briefe damals vom BND mitgelesen wurden. Und ob wir das jemals erfahren werden ? Und wenn wir es jemals erfahren: Wer verteilt dann die Kopien der Briefe aus dem Osten zum Beispiel mal in Hannover ?

Fazit: Ich kann wirklich 'ne Menge Unsinn und Lügen vertragen, vor allem den Politzirkus und die einseitige Propaganda dieser phantastischen und nicht zu übertreffenden Bundesrepublik Deutschland halte ich jetzt schon fast 20 Jahre ohne wesentlichen Schaden aus. Richtig böse werde ich aber, wenn man mich quasi täglich für blöd verkaufen will...


Foto: Mauerfall-Domino (Dieter Schütz, www.pixelio.de)

2 Kommentare:

  1. Tja Valli, nu weeßte nicht mal, wer die Briefe für Dich damals nicht durchgelassen hat, so wad aber auch ;-).
    Aber im Ernst, auch für die BRD war es doch nicht einfach eine Grenze mitten in Deutschland, egal, was sie ihrer Bevölkerung immer erzählt hat, es war auch dort drüben eine Grenze zwischen zwei Gesellschaftsordnungen und vor allem zwischen zwei Militärblöcken.
    Wer von den Wessies also meint, die gute alte BRD kam ohne Geheimdienst im Innern aus, der ist eigentlich nur strunzdumm. Gruß, Jeanette

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  2. Na ja, ich glaube nicht, dass meine Stones - oder Beatlesbilder den Sozialismus in seinem Lauf nachhaltig aufgehalten hätten.Und auch meine Liebesbriefe wären wohl nur für Jutta Resch-Treuwerth von der Jungen Welt interessant gewesen.Man kann eben 17 Millionen Menschen nicht penetrant mißtrauen, ohne dass die es merken und irgendwann sauer werden.
    Übrigens: Wir haben heute nicht nur eine Grenze in Deutschland, es sind mehrere. Die wichtigste aber verläuft wieder zwischen Arm und Reich.

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