Donnerstag, 12. November 2009

Äntschie erklärt die DDR


Die Tochter von Freunden war neulich mal für ein Jahr als Austauschschülerin in den USA. Rein schulisch brachte der ganze Aufwand zwar nicht viel, aber das Mädchen kam nach dem Jahr verändert zurück, hatte Weltsicht gewonnen und war sehr selbständig geworden. Das waren Veränderungen, die ihr gut zu Gesicht standen, mit denen die Eltern aber erst fertig werden mussten. Als schöne und bezeichnende Episode erzählte die erwachsengewordene "Kleine"  von einem Vortrag über ihre Kindheit in der DDR, den sie an der amerikanischen Schule halten sollte. Während ihre Mitschüler und Lehrer ihr partout nicht glauben wollten, dass sie eine glückliche und ausgefüllte Kindheit  gehabt hatte, bedauerte man sie noch lange später, weil sie als Kind nicht mit Barbiepuppen spielen konnte. Das Fehlen von Barbiepuppen: Was für ein Elend, was für ein Unrecht. 

Nun war Äntschie neulich auch in den USA. Politisch brachte sie lediglich die Absage der GM-Führung zum Opel-Deal mit, aber sie durfte wenigstens vor dem US-Kongress reden. Auch sie redete über ihr Leben in der DDR. Aber natürlich spielten in Äntschies Vortrag  nicht die ausgezeichnete Schulbildung, ihr Abitur, das Physikstudium der Pfarrerstochter, die Promotion oder der Super-Job bei der Akademie der Wissenschaften die Hauptrolle. Nein, das wichtigste im Leben unserer  jugendlichen Äntschie war die amerikanische Jeans von der West-Oma. Was für ein Elend in diesem Unrechtsstaat DDR... 


Foto: Barbie (Klaus Rupp, www.pixelio.de)

4 Kommentare:

  1. Guten Tag Herr Valentin,
    Das haben Sie supergut geschrieben! Wer sich noch betören läßt von den großen Tönen die Äntschie spuckt, der/die ist nicht mehr zu helfen. Im Westen nichts Neues: In Antwerpen macht Opel übrigens den Laden dicht, schließt ihre Produktionsstätte. Und ich kann Ihnen nur beipflichten: Wir hatten keine Westverwandten, bekamen somit nie Westbesuch und Westpaketen und ich hatte ohne dem, in schwere aber bessere Zeiten, eine schöne geborgene Kindheit in unserer DDR.
    Mit sozialistischen Gruß,
    Nadja Norden

    AntwortenLöschen
  2. also, so was von Unrechtsstaat, dabei ists nur die Strafe der zu frühen Geburt, ich durfte 1980 als Lehrling im "7. Oktober" Wranglerjeans kaufen. Ätsch, Äntschie!!!

    AntwortenLöschen
  3. was ich übrigens nicht getan habe, weil mein Lehrlingssalär nicht ausreichte und meine Mutter meinte "Goldpunkt" oder wie die hießen täten es auch. Ich muß mir jetzt aber nicht wirklich leidtun oder?

    AntwortenLöschen
  4. Ätch Äntschie!!! und ich habe 1972 in der Jugendmode Eisenhüttenstadt
    orginal Levis in blau und weinrot gekauft...dafür hat mein Lehlingsgeld gereicht.

    AntwortenLöschen

Ich freue mich über alle Kommentare. Bitte halten Sie sich aber an die Netiquette - keine rassistischen, sexistischen oder sonstwie diskriminierenden Äußerungen. Auch Militaristen haben hier ausdrücklich kein Forum. Falls Sie der Ansicht sind, ich wäre a. blöd b.hässlich oder c. beides, behalten Sie das bitte für sich. Es interessiert hier niemanden. Versuchen Sie, inhaltlich relevante Kommentare, die die Diskussion zum Thema voran bringen und das Thema erhellen, abzugeben. Ich behalte mir vor, Kommentare zu kürzen oder zu löschen und weise darauf hin, dass die in Kommentaren geäußerten Ansichten nicht unbedingt meinen eigenen entsprechen.