Sonntag, 4. Oktober 2009

Die Feier ohne Grund


Am 3. Oktober 1990 wuchs endlich "zusammen, was zusammen gehört" - die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurde offiziell besiegelt. Ein knappes Jahr zuvor, am 9. November 1989, war die Berliner Mauer gefallen. Im Zuge der Wiedervereinigung sollte es keinem ehemaligen DDR-Bürger schlechter gehen. Nun gut, jeder hat inzwischen sein buntes Blech und kann sich auch eine Westzeitung leisten. Dass Freiheit und Wohlbefinden aber doch etwas mehr sind, können vor allem unsere westlichen Landsleute überhaupt nicht verstehen. Zum Beispiel gehören auch Arbeit und das Gefühl des Gebrauchtwerdens dazu. Und mit der Arbeit und dem Gebrauchtwerden ist auch nach 20 Jahren vollmundiger Versprechen und Augenverkleisterei u.a. mit gefälschten Arbeitslosenstatistiken nicht so weit her.

Aber bald hat ja die Meckerei der Ossis, die sich mit dem einseitigen Anschluss der DDR immer noch über denn Tisch gezogen fühlen, endlich ein demographisches Ende: Jeden Tag zieht es 140 Ostdeutsche in die alten Bundesländer. Allein Sachsen-Anhalt verliert auf diese Weise täglich 32 Bürger.Wenn die Abwanderung weitergeht, leben in Bayern bald mehr Menschen als in den fünf neuen Bundesländern zusammen. Seit der deutschen Einheit ist die Wohnbevölkerung in den neuen Bundesländern von 14,5 Millionen auf 13 Millionen im Jahr 2008 zurückgegangen.Der Aufholprozess der wirtschaftlichen Entwicklung Ostdeutschlands machte in den vergangenen Jahren nur langsame Fortschritte. Es sind besonders junge Menschen, die im Zuge ihrer Ausbildung oder nach deren Abschluss auf Arbeitssuche gen Westen wandern, da sie nur hier Zukunftsperspektiven haben. Und auch deshalb habe ich gestern nicht gefeiert, denn soll ich etwa darüber froh darüber sein, dass meine Kinder in Stuttgart oder sonstwo am Arsch der Welt leben und arbeiten müssen? Und meine Familie stellt dabei leider überhaupt keine Ausnahme dar...

Foto: Gedenktafel in Erlangen (Hartmut910, www.pixelio.de)

4 Kommentare:

  1. Danke, wenn sie nichts gegen haben, übersetze ich diesen Beitrag für russischen Internet.

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  2. @Blaue Krähe: Natürlich habe ich nichts dagegen - und freue mich schon darauf, endlich zu lernen, was "Arsch der Welt" auf Russisch heißt...
    Viele Grüße

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  3. lach, Valli und Yana, das möchte ich auch wissen, was "Arsch der Welt" auf russisch heißt :-). Ansonsten, Frank, hast Du natürlich recht, es gab nichts zu feiern!

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  4. Arsch der Welt habe ich übersetzt als у черта на куличках - so ungefähr wie "teufelsloch", das ist auch russische Idiom, die Sinn von "Arsch der Welt" hat.

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