Ganz Deutschland befindet sich in der ersten Phase einer absoluten Euphorie: Der Tag der Maueröffnung jährt sich in diesem Jahr zum 20. Mal. Bis auf wenige westdeutsche Stammtische und etwa 9.000 Bonner Regierungsbeamte in der Berliner Verbannung sind alle glücklich oder besser gesagt: Es haben alle glücklich zu sein! Vor allem natürlich die Ossis, denn die wurden wahlweise von CDU/Kohl/Genscher/Papst Polen-Paul/dem Heiligen Geist/Reagan/Thatcher oder wem auch immer vom Joch des Kommunismus befreit und herrlichen Zeiten entgegen geführt. Leider ist ja inzwischen der offiziellen Geschichtsschreibung völlig entfallen, dass die Ostdeutschen ihre überforderte Führung unter Honecker (und später Krenz) selber davon gejagt haben.Dass nachher nichts wesentlich Besseres kam und dass wir hier inzwischen das Armenhaus Deutschlands bewohnen,ist zwar im Osten aus eigener böser Erfahrung weithin bekannt, wird aber von der offiziellen Politik nicht wahrgenommen oder bewusst totgeschwiegen. Auch folgende winzige dpa-Meldung wird wohl ganz schnell im Orkus der Medienwelt verschwinden:
"Günter Grass hat eine negative Bilanz von 20 Jahren deutscher Einheit gezogen. Es sei eine Einheit auf Pump gewesen, begleitet von einer historisch bisher beispiellosen Enteignung und von Bevormundung der ostdeutschen Bevölkerung, sagte der Literaturnobelpreisträger im dpa-Interview anlässlich des Erscheinens seines Tagebuchs von 1990 «Unterwegs von Deutschland nach Deutschland» am Donnerstag. Grass sieht starke Erosionsschäden der Demokratie. Notwendig sei jetzt deshalb eine umfassende Verfassungsreform."
Es hat richtig große Dichter schon immer ausgezeichnet, dass sie gesellschaftliche Prozesse feinfühlig aufnahmen und auch ehrlich beim Namen nannten.
Oh, wenn sie doch nur gehört würden....
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Freitag, 30. Januar 2009
2 Kommentare:
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Guten Abend Valli,
AntwortenLöschenwie immer guter Artikel, aber Du wirst doch nicht Gorbi, der seit dem Tag seiner Geburt seinem Ziel, Vernichtung des Kommunismus, energisch zuarbeitete, vergessen.
Du wirst lachen: Der stand etwa an fünfter Stelle. Dann habe ich ihn doch rausgeschmissen, denn dieser Mensch ist mir einfach zu unbedeutend.
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