
" Der Kapitalismus ist so weit entwickelt, dass die Warenproduktion, obwohl sie nach wie vor "herrscht" und als Grundlage der gesamten Wirtschaft gilt, in Wirklichkeit bereits untergraben ist und die Hauptprofite den "Genies" der Finanzmachenschaften zufallen. Diesen Machenschaften und Schwindeleien liegt die Vergesellschaftung der Produktion zugrunde, aber der gewaltige Fortschritt der Menschheit, die sich bis zu dieser Vergesellschaftung emporgearbeitet hat, kommt den - Spekulanten zugute."
Diese Zitat ist mittlerweile 91 Jahre alt. Es stammt von einem gewissen Wladimir I. Uljanow, einem Russen jüdischer Abstammung. Über diesen Russen redet man heute nicht mehr gern. Er ist nach offizieller Lesart ein Verbrecher, denn er hat einen großen Despoten und dessen Familie hinrichten lassen. Und während Engländer und Franzosen noch heute auf ihre großen Revolutionen und darauf, dass sie ihre Könige über die Klinge springen ließen, ziemlich stolz sind, hat man gerade in Russland den adligen Despoten und Mörder des Petersburger Blutsonntags Nikolaus den Zweiten rehabilitiert und schon lange vorher heilig gesprochen. Aber kommen wir zu Lenin - um diesen handelt es sich bei dem zitierten Autor- zurück, der sich in seinem Werk "Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus" im Jahre 1917 mit den ökonomischen Prozessen seiner Zeit auseinandersetzt. Seiner Zeit ? Es ist geradezu bestechend, wie aktuell das Werk ist. Natürlich sind die angeführten Statistiken veraltet und man müsste wahrscheinlich auch noch mal über Karl Kautskys Theorie vom "Überimperialismus" reden. Die Schlußfolgerungen allerdings, selbst die Zitate aus Zeitschriften und nationalökonomischen Schriften vom Anfang des vorigen Jahrhunderts muten an wie in den vergangenen drei Wochen geschrieben. Und insofern bin ich mir sicher, dass Lenins Schriften zur politischen Ökonomie- neben denen von Marx, der bereits vor 160 Jahren in seinem "Kommunistischen Manifest" die heutige Globalisierung vorweg nahm - durchaus nicht veraltet oder gar widerlegt sind. Und das nicht etwa deshalb, weil beides böse Menschen waren, sondern "wegen die letzten Ereignisse", wie der Berliner sagen würde. Die "Vergesellschaftung der Produktion" macht einen gewaltigen Sprung vorwärts. Wo führt uns dieser Sprung hin ?
Grafik: Gerd Altmann (www.pixelio.de)
Es ist für mich immer wieder frappierend, wie zutreffend Marz und Lenin auch heute noch bzw. gerade wieder sind. Irgendwie waren die drei Jahre M/L während meines Studiums nicht umsonst.
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