Samstag, 26. April 2008

A. schenkt uns eine Sporthalle

A. ist unsere ehrenamtliche Bürgermeisterin. Ihre Großtaten der Vergangenheit füllen Bände: Ob es der neue Berliner Knast war, den sie in unser Dorf holen oder der Golfplatz, den sie auf Berliner Grund bauen wollte. Da war der nie richtig gegründete Abwasserzweckverband (trotz teurer Berater aus dem Westen und das Millionen teure Schulklo, von dem sie angeblich nichts wusste. Sie war damals nur der Stellvertreter und als solcher natürlich völlig ahnungslos. Und als der wahre Schuldige nicht geschnappt werden konnte - er war inzwischen in der DomRep - versäumte sie, rechtzeitig Einspruch gegen die Einstellung des Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft einzulegen. Welch ein Zufall. Kann doch jedem mal passieren, oder ? Ein Narr, der Böses dabei denkt. Als das Kabelwerk geschlossen wurde, hätten wir uns über ein wenig Engagement der Bürgermeisterin gefreut. Na ja. Viele Einwohner unseres Dorfes hofften jedenfalls, dass wir sie mit der Gemeindegebietsreform loswerden. Hat leider nicht geklappt. Statt dessen sitzt sie wohl alimentiert für die SPD im Stadtparlament von B. herum und macht dort nicht besonders viel. Ein ruhiger Posten, wie man so schön sagt. Außerdem ist sie natürlich im Aufsichtsgremium der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Und ist der Posten noch so klein, bringt er doch mehr als Arbeit ein. Nun war A. früher Wurstverkäuferin in der HO. Aus dieser Zeit besitzt sie noch eine gewisse Bauernschläue. Und da in diesem Jahr Kommunalwahlen anstehen in Brandenburg, hatte sie ihre Chancen blitzschnell durchgerechnet. In den Vorjahren fiel sie pünktlich ein bis zwei Monate vor der Wahl in den Rentnerklub ein und organisierte dort einen Kaffeeklatsch. Natürlich hatte sie daraufhin die Rentner fast geschlossen auf ihrer Seite. Es gab sogar alte Damen, die ihr Gedichte widmeten. Man kann sagen, dass viele Bürger unseres Dorfes nur wegen A. zur Wahl gingen. Das traf auch für mich zu: Ich wollte sie unbedingt loswerden. Dieses Dorf mit mehr als 5000 Einwohnern hat wirklich etwas besseres verdient.

Nun, in diesem Wahljahr hat sich A. etwas anderes ausgedacht. Da der Sportplatz mitsamt Turnhalle die einzige attraktive Stelle in unserem Drecknest ist, will sie an die Sportler heran. Und deshalb brachte sie während der letzten Tagung der Stadtverordneten am Donnerstag einen Antrag ein, den Bau einer neuen Sporthalle in den Investitionsplan für 2011 aufzunehmen. Die Planung wäre schon fertig. Natürlich scheiterte die ganze Geschichte, weil nun wirklich kein Bedarf dafür da ist. Das haben sogar die auf Lebenszeit ernannten Schlauberger der Stadtverwaltung von B. erkannt. Die existierende Sporthalle aus den 50er Jahre wurde erst kürzlich überholt und ein modernes Mehrzweckgebäude angebaut. Aber A. denkt ja weiter. Sie hat wie immer den Daumen auf der Waage und kann nun mit dem Zeigefinger nach B. zeigen: Sie hat sich ja bis zum äußersten für die Sportler eingesetzt und ist erst nach schwerem Kampf an den sturen Beamten von B. gescheitert. Wenn das kein Grund für eine Wiederwahl ist...


Das Foto zeigt die Stadtmauer von B. und ist von Christina Telker (pixelio.de)

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