Donnerstag, 20. September 2007

Glückliches Mittelalter, Teil II

" Wozu ist denn ein König in einer Schachtel gut?" - Nun, lieber Gustav Adolf II. von Schweden, das ist ganz einfach: Er kann sein Leben und damit die Dynastie retten, der Krieg geht weiter und die Staatskasse kann weiter reiche Beute machen. Die Hauptmaxime heutiger Kriegstreiber, Führer und Präsidenten - nämlich Kriege möglichst in tiefen Bunkern am Sandkasten oder ganz weit weg, z.B. in Weißen Häusern, zu führen - war im Mittelalter nicht nur in Schweden gänzlich unbekannt. Bekannt wurden allerdings vor allem zwei schwedische Könige durch ihr Pech in vorderster Linie: Gustav II. Adolf (1594 - 1632), von den deutschen Protestanten oftmals als Retter ihrer Religion angesehen, fiel in der Schlacht bei Lützen gegen die kaiserlichen Truppen durch die Kugel eines Füseliers. Den obigen Satz entgegnete er so oder so ähnlich auf eine Warnung seines Stabes, der ihn ungern an der Truppenspitze gesehen hatte. Interessantes Detail: Der Zug mit der Leiche des Schwedenkönigs machte auch in der Bernauer St. Marienkirche Station, der König wurde hier am 17. Dezember 1632 aufgebahrt. Daran erinnert ein Gedenkstein aus dem Jahre 1884. Aber damit hatten die schwedischen Könige noch nichts gelernt. Einer der Nachfolger von Gustav Adolf, Karl XII, fiel am 11.11. 1718 durch einen Kopfschuss vor der Festung Fredericksten beim heutigen Halden (Norwegen). Man weiß bis heute nicht, ob durch Einwirkung des Feindes oder durch ein Attentat eigener Leute. Karl hatte die Schweden nämlich seit 1700 durch ganz Nordeuropa, die Ukraine und Rußland gejagt, sie waren des ewig währenden Krieges müde. Mit Karls Tod war dann der sogenannte Große Nordische Krieg auch sofort zu Ende. Die Schweden gingen nach Hause und Rußland löste Schweden als Großmacht im Baltischen Raum ab. Und daran knabbern die Russen ja noch heute, während uns Schweden als Hort des Friedens und der Demokratie erscheint. Glückliches Mittelalter, als die Kriegsherren noch ganz vorn kämpfen mussten...

Das Foto zeigt ein Detail der Festung Fredericksten bei Halden/Norwegen und ist von mv.

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