
Am Sonnabend war ich bei einem Sommerfest einer lieben Freundin. Es war sehr nett. Die Hausherrin hatte eine bunte Mischung von Leuten eingeladen, darunter uns als alte Bekannte, aber auch neue Leute, die sie gerade im Urlaub kennen gelernt hatte. Nun bin ich für Neues grundsätzlich aufgeschlossen. Allerdings musste ich mich dann zur vorgerückten Stunde über die Meinungen eines einzelnen Herrn sehr wundern. Es ging um die gestiegenen Lebensmittelpreise und seine Meinung gipfelte in der Aussage "Fairerweise dürfen wir nicht vergessen, dass wir bei Milch und Butter jetzt erst die Preise von 1982 haben". Da bin ich explodiert, denn wenn ich eines nicht ausstehen kann, ja direkt hasse, ist es Schubladendenken. Nichts von ökonomischen Gesetzen wie z.B. das höhere Produktivität zu billigeren Preisen führt, von EU-Milchquoten, fehlgeleiteter Entwicklungshilfe, dadurch ausgelöstem Bauernsterben in Afrika und Indien und der Milchunverträglichkeit der
Südeuropäer, Afrikaner und Asiaten. Denn diese stellen die Laktase-Herstellung nach dem Säuglingsalter ein. (Man schätzt, dass 75 Prozent der Erdbevölkerung Milchzucker nicht vertragen und eine so genannte Laktose-Intoleranz haben.) Aber genau der erhöhte Milchbedarf in Asien war uns doch als Begründung für die höheren Preise geliefert worden! Und nun sollten wir nach Meinung dieses einzelnen Herrn gefälligst einsehen, dass wir bisher viel zu billig eingekauft hatten! "Fairerweise" wies ich ihn auch darauf hin, dass sich unsere Netto-Einkommen seit 1992 unaufhaltsam rückwärts bewegen. Natürlich bestritt er meine Aussagen, eine Milchunverträglichkeit der Asiaten gäbe es nicht usw. und so fort. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, stellte sich heraus, dass dieser Schlauberger Journalist beim Rundfunk Berlin-Brandenburg ist. Nun: Sieht oder hört man sich dessen Programm an, findet man mitnichten eine vierte Macht im Staate, eine Macht, die den Bürger aufgeklärt, die ihn mobilisiert, die ihn an der Demokratie beteiligt. Man findet im Gegenteil eine mit der Politik verbündete Macht vor, die das Volk, den großen Lümmel, einlullen und beruhigen soll. Ruhe ist nämlich die erste Bürgerpflicht, nur nichts bewegen in diesem plastifizierten Staat. Und das glückt auch, vor allem durch die Abhängigkeiten der Journalisten von staatlicher oder privater Macht, durch die Auswahl der Journalisten und durch ihre miserable Ausbildung. Hier vordergründig auf den rbb gemünzt, trifft diese Aussage m.E. auf 95 %,wenn nicht sogar auf alle Medien in diesem Land zu.
Wie weit man heute als linientreuer Journalist kommen kann, zeigt sich am Beispiel des Brandenburger Provinzjournalisten Rüdiger Thunemann, seines Zeichens bis vor kurzem Mitarbeiter im Politikressort der Märkischen Oderzeitung und jahrelanger Garant für dröge und tendenziöse Lokalnachrichten. Auf Grund dieser Qualifikationen wurde Thunemann von der Kreisverwaltung Barnim als Geschäftsführer der siechen Wirtschaftsfördergesellschaft WITO des Landkreises eingesetzt. Was Thunemann für diese schwierige Aufgabe qualifiziert, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Hätte man sich für diesen Job bewerben müssen, wären wahrscheinlich wirkliche Qualifikationen gefragt gewesen, wie z. B. ein BW- , Volkswirtschafts- oder Jurastudium. Vermutlich hat sich der Wirtschaftsdezernent des Kreises Carsten Bockhardt im Zuge des „Rüdnitzer Alleenkonfliktes“ in den smarten Journalisten verliebt. Immerhin schaffte es der Lokalredakteur, selbst die absurdesten Argumente der Kettensägen-Fraktion in Brandenburg in eine halbwegs druckreife Form zu bringen. Wes' Brot ich ess', des' Lied ich sing'. Oder war es umgekehrt ?
Foto: Das Bild zeigt ein sowjetisches Propagandaplakat.
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