Freitag, 20. Januar 2017

Die Stasi ist wieder da

Als es vor nunmehr über 26 Jahren mit der Deutschen Demokratischen Republik zu Ende gegangen war, wurden auch die Mitarbeiter der Humboldt-Universität zu Berlin auf ihre Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit überprüft. Das war  eine der wenigen Maßnahmen nach der sogenannten Wiedervereinigung, die ich auch heute noch uneingeschränkt begrüße. Wurden doch im Zuge dieser Reinigung des Lehrkörpers endlich die unnützen Fresser heraus geschmissen, die teilweise jahrzehntelang auf den Knochen ihrer Kollegen ihre Gehälter (nicht) verdient hatten, diese Kollegen dann aus Dank auch noch ausspionierten.  Im Wissenschaftsbereich meiner lieben M. traf es berechtigterweise einen Herrn R., einen ausgewiesenen Faulpelz, der über rund 20 Jahre fast nie an der Uni zu finden war, jeder erdenklichen Arbeit aus dem Wege ging, sogar seine Kollegen beklaute und trotzdem immer vom Bereichsleiter gedeckt wurde und regelmäßig mit dem Titel "Aktivist der sozialistischen Arbeit" ausgezeichnet wurde. Dieser Mensch durfte sich dann  fortan in der freien Wirtschaft bewähren. Das war gerecht.

Im Herbst 1990 hatte ich aus der Erkenntnis heraus, dass dieses Land ( die ehemalige DDR) auf lange Zeit lediglich als Absatzmarkt für Westfirmen fungieren würde, bei der Firma Bayer im Außendienst angefangen. Ein Schwerpunkt meines “Bauchladens" war ein umfangreiches Sortiment für die Ernährung von Diabetikern, zum Beispiel Schokolade, Müsli, Kekse. Mit diesem Sortiment belieferte ich in der ersten Zeit nach der sogenannten Wiedervereinigung vor allem die Altenpflegeheime im Osten Berlins, die damals noch größtenteils dem Senat, also dem öffentlichen Dienst, unterstanden.  Da die Diabetiker zu DDR-Zeiten mit diesen speziellen Lebensmitteln nicht gerade verwöhnt worden waren, wurden mir die Leckereien von den Wirtschaftsleitern der Altenpflegeheime regelrecht aus der Hand gerissen. Eines Tages im Frühjahr 1991 traf ich die Chefin eines Heimes in Berlin-Friedrichshagen in höchster Verzweiflung und in Tränen aufgelöst an. Sie war Köchin im Ministerium für Staatssicherheit der DDR gewesen, sie hatte diese Tätigkeit in ihrem Fragebogen verschwiegen, ihr war folgerichtig gekündigt worden. Obwohl sie nur für die Stasi gekocht und niemals gespitzelt hatte. Ähnlich erging es Heizern, Hausmeister, Chauffeuren. Das war gerecht. Mit der Berufung eines Andrej Holm, Offiziersschüler des MfS, zum Staatssekretär des Berliner Senats wären alle diese Entlassungen konterkariert worden. Man hätte diesen Menschen nur raten können, auf Wiedereinstellung und Lohnnachzahlung für 26 Jahre zu klagen.


Diese beiden Beispiele zeigen die Irrationalität der gegenwärtigen Diskussion um den gewesenen Staatssekretär und ehemaligen Mitarbeiter der Humboldt-Universität zu Berlin, Andrej Holm, auf. Holm hat im Jahre 2005 bei seiner Einstellung an der Humboldt-Universität wissentlich gelogen. Noch Ende 89 war er nichts weiter als ein verblendeter Idiot, der treudoof an den Sieg des Sozialismus glaubte und dafür im Auftrag der SED und Erich Mielkes  sogar die Waffe in die Hand nehmen wollte. Das sagt seine schriftlichen  Bewerbung fast wortgenau aus. Glücklicherweise blieb diese Konsequenz uns und auch ihm erspart.

 Dabei wissen gelernte DDR-Bürger, dass die Tätigkeit für das MfS immer mit einer besonderen Alimentierung und Bevorzugung (Gehalt, Wohnung, seltene Konsumgüter) verbunden war. Holm wollte also damals schon absahnen, nicht erst jetzt als Staatssekretär. Schleunigst weg mit ihm in die Produktion!

Leider nicht down!
Dass die sogenannte Linke mit dieser Personalie die Stasi wieder hoffähig machen wollte, habe ich erwartet. Für einen Menschen, der diese Zeit mitgemacht hat, der damals vor 26 Jahren erleben durfte, welche Ganoven und Strolche sich jahrelang hinter dem "Schild und Schwert der Partei" versteckt hatten, ist es einfach unglaublich, dass sich heute Studenten meiner Alma Mater hinter einen derartigen Betrüger, einen egoistischen Lumpen stellen. 

Es ist auch völlig unerheblich, ob dieser Mensch nun ein ausgewiesener Fachmann der Gentrifizierungsforschung  oder sogar ein guter Lehrer ist. In jedem Fall ist er ein Lügner und Betrüger und seine Fans haben offenbar nicht nur kein Unrechtsempfinden, sondern sind entweder vollkommen verhetzt, einfach nur doof oder beides...

1 Kommentar:

  1. Ooch, wir leisten uns doch sogar eine BK mit Stasi-Vergangenheit und strammer FDJ-Tätigkeit im Propagandabereich. Passt doch. Da fällt so ein kleiner Wicht fast nicht mehr ins Gewicht. Außerdem feiert die Stasi ja auch nun offiziell ihre fröhlichen Urständ im Wahrheitsministerium, was wiederum hinter einer Stiftung oder was das ist, versteckt wird zuzüglich extra noch zur Kahane-Stiftung. Mehr Stasi geht fast nicht mehr. Oder doch noch? Diesem verottetem Land ist noch viel mehr zuzutrauen.

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