Montag, 26. Januar 2015

Deutschland, einig Vaterland?

Vor rund 25 Jahren: Eine lichte Zukunft mit blühenden Landschaften lag vor uns. Niemandem sollte es schlechter gehen. Ein dicker Kanzler stellte sich vor die Massen der Ostdeutschen - auch in Dresden - und versprach ihnen, dass im Himmel endlich Jahrmarkt sein würde. Bei den  Zeithorizonten für den Eintritt in das Paradies hat er sich allerdings genauso vertan, wie 40 Jahre lang seine Vorgänger-Regierung auf ostdeutschem Boden.

So wie der Beginn des kommunistischen Paradieses für Faulpelze, Abzocker und Nassauer  ("Jeder nach seinen Bedürfnissen") von SED-Parteitag zu SED-Parteitag immer weiter nach hinten verschoben werden musste - nur in der Bernauer Bonzensiedlung "Waldsiedlung", gemeinhin  "Klein-Wandlitz" genannt, existierte dieses schon seit den späten 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts - sprach auch bald niemand mehr von den blühenden Landschaften in der ehemaligen DDR. Stattdessen wurden nach DDR-bewährtem Muster und ebenso bewährten statistischen Methoden die Arbeitslosenzahlen geschönt.

Man ballerte etwa 2 Billionen Euro für den Aufbau in den Osten, strich die Häuser dort notdürftig bunt an, baute Paläste für die Arbeits- und sonstigen Ämter und ließ vor allem Westkonzerne das Geld wieder einsammeln. Die kaputten Straßen  und Autobahnen im Osten sind inzwischen schon wieder kaputt oder noch gar nicht fertig, von den Häusern blättert schon wieder die Farbe - was schlimmer aussieht, als das Einheitsgrau in der DDR oder in Düsseldorf - und infolge von ständigen  und anhaltenden  Gemeindegebiets- oder Kreisreformen braucht man immer wieder neue Verwaltungspaläste.Wir bauen auf und reißen nieder - so hab'n wir Arbeit immer wieder.

Und über die 87 Prozent der durchschnittlichen Westrente und die 70 Prozent des durchschnittlichen West-Lohns berichteten bald auch die Medien nicht mehr.  Es zählten nur vermeintliche Erfolge. Schon damals hätte man über den Terminus "Lügenpresse" diskutieren müssen, denn gelogen ist es auch, wenn man Nachrichten der Bundespressekonfrenz unkritisch übernimmt oder nur die Hälfte (oder noch weniger) der ganzen Wahrheit nacherzählt. So wie seit anderthalb Jahren im Konflikt der ukrainischen Putschisten mit der eigenen Bevölkerung und mit Russland.

Gaucks neue Losung für Deutschland?
Auch ideologisch im Sinne von Freiheit und Gerechtigkeit ging es immer weiter bergab. Wer hätte vor 25 Jahren geglaubt, dass heute mit der Politik und der Mehrheit der Medien  für die Werte von Kant und der Aufklärung gekämpft werden muss! Aber genau diese Werte stehen wieder zur Disposition!  Oder ist es nicht alarmierend, wenn man unter dem Deckmantel der freien Religionsausübung Priestern urzeitlicher Weltanschauungen höchstrichterlich gestattet, an den Pimmeln kleiner Jungs herum zu schnitzen? Wo bleibt da das Menschenrecht auf Selbstbestimmtheit und Unversehrtheit des eigenen Körpers?  Oder dass man einer anderen Religionsrichtung erlaubt, ihre Kinderschänder im Dienste des Herrn selbst abzuurteilen? Oder dass man Militärbischöfen oder dem Chef einer ganzen Staatskirche gestattet, Atheisten öffentlich vor anderen Verblendeten als nicht lebenswert zu bezeichnen und Strafanzeigen gegen diese Volksverhetzer wortreich abwiegelt? Wobei dann in der ellenlangen Begründung der Ablehnung eines Strafverfahrens noch viel entlarvendere Tatbestände dieser Hetzer genannt werden, als der Initiator der Strafanzeige bisher kannte? Oder wenn der oberste Repräsentant dieses Staates, ein ehemaliger Pfaffe der Ost-EKD, der auch in der DDR immer wie ein Fettauge auf der Suppe schwamm, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit für mehr Kriegseinsätze der Bundeswehr im Ausland plädiert? 

Allerdings  dürfte inzwischen wenigstens eines langsam klar werden: Die Lösung für eine kurz-bis mittelfristige Integration von Menschen unterschiedlicher Religionen in Deutschland kann nur die Gleichberechtigung aller Religionen ausschließlich auf dem Boden des Grundgesetzes sein. Und das heißt konkret, dass ALLE Religionen dahin zu schicken sind, wohin sie gehören: In den privaten Bereich der Menschen. Die Lösung heißt dann also nicht: Islamunterricht in die Schulen wie jetzt selbst von dem pseudolinken Renegaten Ramelow in Thüringen unterstützt. Die Lösung heißt "Religionsunterricht raus aus den Schulen". Nicht Rabbi und Imam in die Rundfunkräte, sondern Pfaffen raus! Und so weiter. Für alle Menschen in diesem Land stehen doch die Parlamente und Parteien offen! Das würde natürlich auch bedeuten, den Einfluss ALLER anderen Lobbyisten auf die Politik abzuschaffen.

Schön, wenn das (selbst-) kritische Denken der Aufklärung, das Hinterfragen, das dem Problem auf den Grund gehen wollen, die faire, offene, gewaltfreie Auseinandersetzung noch nicht völlig aufgegeben werden. So wie jetzt gerade bei ESPESIGA oder wie die Bewegung des Herrn Gabriel da heißt. Könnte man denken, wenn man den Genossen der SPD nicht seit 1914 so oft beim Versagen in puncto Arbeiter- und Bürgerinteressen zugesehen hätte. Aber wie der Brandenburger Plattscheck spürt auch der dicke Siggi sehr deutlich, wenn sich der Wind gerade dreht und hat mal vorsichtigerweise das Besansegel aus der Persenning befreit, um auf jede Kursänderung oder das Anluven vorbereitet zu sein. Bleiben wir misstrauisch, aber  trotzdem optimistisch, auch kleinste Ansätze in der Politik müssen gelobt werden.

Eines ist klar: Wenn weiterhin alles merkelmurkselhaft alternativlos sein soll, wenn jede sachliche faire Auseinandersetzung mit dem politischen Gegner und jede gegenteilige Meinung als nicht hilfreich, wahlweise sogar als nazistisch, populistisch, volksverhetzend, gefährlich oder gar minderbemittelt  abklassifizert werden, sind wir schon viel weiter von einer gelebten und tatsächlichen Demokratie entfernt, als es alle totalitären
Staaten auf dieser Welt sind...

3 Kommentare:

  1. Nur kurz: Wandlitz war ja sowas von kleinbürgerlich und absolut kein Luxus. Handwerker haben damals in der Regel luxuriöser gelebt. Und "Jeder nach seinen Bedürfnissen" ist okay und beinhaltet nirgendwo sogenannte Faulpelze und Abzocker. Diese Begriffe sind erst mit dem "neuen" Deutschland zu uns herübergekommen, als man Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger so titulierte. Ich würde denken, dass diese Begriffe im Post besser in Gänsefüßchen wären. Des Weiteren sollten wir uns nicht darüber erheben, was die jüdische und muslimische Religion ihren Gläubigen sagt. Wenn sie es so wollen, dann sollen sie so leben. Es ist ihr Leben. Und alles nun an der Beschneidung festzumachen - ich weiß nicht, ob wir das Recht haben, aus unserer Sicht heraus, Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben. Änderungen müssen von diesen Menschen selbst kommen. Alles andere ist Besserwisserei. Wir im Osten kennen das zur Genüge und es ist ätzend. Ansonsten gehe ich völlig d'accord.

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  2. Tut mir Leid: Wandlitz war das Paradies auf Erden, mit Preisen für Westwaren in DDR-Mark von Mitte der 50er Jahre im HO bis zuletzt und bei Bedarf Klopapier aus dem KaDeWe per Kurier. Darüber haben wir uns zu Recht aufgeregt. Schon vergessen? Die Faulpelze und Abzocker habe ich selbst erlebt. Die wurden alle vor mir Aktivist (weil Stasi-Spitzel oder Matratze oder Zäpfchen des Chefs), bis ich dann auch mal irgendwann dran war. Deshalb auch keine Gänsefüßchen. ich dachte, es ist klar, dass damit nur die Typen im Pseudo-Sozialismus der DDR gemeint sind. Ich würde mich hüten, in der heutigen Gesellschaft irgend jemanden mit diesen Voklabeln zu belegen. Einen Otto Normalverbraucher trennen von einer gut bezahlten Stellung bis zu HIV lediglich 12 Monate.
    In puncto Religion bin ich nicht Deiner Ansicht. Immer dann, wenn andere Menschen (in diesem Fall die Kinder) von der Willkür der Religioten betroffen sind, müssen wir Einspruch anmelden. Wir leben nicht mehr in der Steinzeit und auch nicht in der Wüste, wo man den Schniepel nicht waschen konnte und sich unter der Vorhaut u.U. Dreck angesammelt hat, der dann zu Infektionen führte. Das Änderungen von diesen Menschen selbst kommen müssen, ist klar. Aber einfach über diese Misshandlungen von Kleinstkindern hinweg sehen? Nee!

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  3. vor gut 30 Jahren schmiedeten wir Schwerter zu Pflugscharen obwohl die NVA keine aktiven Einsätze fuhr, bis auf die Manöver in den Steppen Kasachstans und unsere alten Männer auch keine Kriegsambitionen hatten.
    Niemals hätte ich gedacht, dass wir nun in Kriege verwickelt sind, abgesegnet von einem BuPrä und BuKa und die Gelüste wieder eindeutig nach Osten weisen.
    Dagegen ist das Herumgelaber über Pegida reine Augenwischerei.
    Barnimer

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