Mittwoch, 18. Dezember 2013

Mondzahlen oder: Die Demagogien des Hubert Handke

Gestern das  "Neue Deutschland"  respektive das Amtsblatt für die Stadt Bernau bei Berlin studiert. Ich wollte es eigentlich schon in die blaue Altpapiertonne werfen - da es meist ein reines Propagandablatt des Bürgermeisters ist und vor allem Fotos desselbigen auf jeder Seite enthält, kann man es getrost vor dem Lesen verbrennen - da finde ich im nichtamtlichen Teil die "Antworten  des Wasser- und Abwasserverbandes (WAV) "Panke/Finow" auf aktuelle Fragen. Diese Fragen wurden natürlich vom WAV (sprich: Hubert Handke) vorgegeben und vor allem die Antworten sind von entsprechender Qualität.

Vorweg das Fazit der Auslassungen: Würde der Verband auf die Altanschließerbeiträge verzichten, bräche der Weltuntergang in Bernau an. Hmm. Warum haut man mir dann allerdings schon in der ersten Spalte des Propagandatextes dermaßen die Taschen voll, dass sich meine Zehennägel kräuseln?

Konkret: Man vergleicht die Trinkwassergebühren in Potsdam, in der Stadt Rheinsberg und in Panketal mit denen in Bernau. Diese Gebühren hat der WAV "Panke/Finow" gerade als kleines Zuckerbrot an die Bernauer Mieter geringfügig gesenkt. In den drei Vergleichskommunen verzichtet man auf Altanschließerbeiträge und offensichtlich sollen die höheren Gebühren suggerieren, dass a. in Bernau besser gewirtschaftet wird und b. der WAV nicht auf die Beiträge der vermeintlich reichen Hausbesitzer verzichten kann. Das ist ziemlich durchsichtig und dazu auch noch schlecht gemacht, denn die Trinkwasserpreise hängen von vielen Faktoren ab, nicht nur davon, ob ein Verband zusätzlich Beiträge einnimmt oder nicht.

Pinocchios Lügennase / Gabi Eder  / pixelio.de
Erstaunlich an diesem Vergleich sind dann auch nicht die unterschiedlichen Gebühren. Erstaunlich ist einmal die Unverfrorenheit, mit der man auf die schlechten Fähigkeiten der Bürger in den einfachen Rechenarten spekuliert. Während man nämlich bei Bernau, Potsdam und Rheinsberg die Preise noch auf 150 m³ Wasser bezieht - hier schneidet Bernau am besten ab - ist bei Panketal plötzlich nur noch von einer drohenden Erhöhung von derzeit 1,23 € auf 1,65 € pro Kubikmeter ab 2014 die Rede. Grund für die Erhöhung: Natürlich das Umschwenken der Panketaler Gemeindevertreter  auf das Gebührenmodell. Und jetzt kommt's: Rechnet man die angegebenen Bernauer Vergleichspreise von einhundertfünfzig auf einen Kubikmeter herunter, ergibt sich ein Preis von 1,86 Euro pro Kubikmeter. Dass man diesen gerade auf Grund der politischen Bedrängnis des WAV-Vorsitzenden und Bürgermeisters Handke durch sein Beharren auf den Altanschließerbeiträgen auf 1,27 Euro gesenkt hat - geschenkt, da ein absolut durchsichtiges Manöver.

Fakt ist, dass man sich das Durchlesen der Zahlenspielereien im wesentlichen sparen kann, denn in diesem Stil geht es weiter. Wenig später ist dann natürlich von einer dringend notwendigen Erhöhung der Preise Kubikmeter WASSER die Rede, wenn der Verband auf die Altanschließerbeiträge verzichten würde. Jetzt plötzlich mixt man munter Trink-und Abwasserpreise durcheinander und gesteht anschließend indirekt ein, dass man eigentlich schon seit Jahren zu geringe Preise genommen hat. Man kann angeblich die künftigen Investitionen des Verbandes nicht finanzieren. In der freien Wirtschaft wäre hier schon der Staatsanwalt wegen Insolvenzverschleppung auf der Matte!

Offensichtlich hat man von vornherein auf die Möglichkeit der Altanschließerbeiträge vertraut und wollte sich als großzügiger Provinzfürst gerieren. In Wirklichkeit ist dieser Verbandsvorsitzende einfach unfähig, er kann nicht planen oder vorausschauend arbeiten und genau deshalb sollen jetzt die Altanschließer für alle anderen Verbraucher in Bernau und Umgebung bluten!?

Der Wahnsinnige im Rathaus will übrigens mit den Altanschließerbeiträgen - wie dem Beitrag im Amtsblatt zu entnehmen ist -  insgesamt 14.600 Haushalte um drei - bis vierstellige Beträge schröpfen.  Fünftausendvierhundert Bescheide sind erlassen, rund 4.200 Widersprüche sind bisher eingegangen, davon sind noch 4.140 Widersprüche offen. Ein Damoklesschwert für Menschen, die auf hohen Hypotheken sitzen bzw. sich ihr Häuschen vom Munde abgespart haben, hier bis an das Ende ihrer Tage ungestört leben wollten und sich eingebildet haben, dass sie schuldenfrei sind. Insgesamt hat man bisher 11,7 Millionen Euro eingenommen. Für dringend notwendige Investitionen, heißt es.


Ich habe mit Absicht nicht auf das Amtsblatt verlinkt. Wer sich die Auslassungen dieser Demagogen antun will, findet es sicherlich auf der Webseite der Stadt Bernau bei Berlin. Demagogie (griechisch δῆμος, dēmos, „Volk“, und ἄγειν, agein, „führen“; auch: Volksverführung) ist übrigens im abwertenden Sinne ideologische Hetze, besonders im politischen Bereich.

Es ist wirklich an der Zeit, diesem Wahnsinn endlich Einhalt zu gebieten...





1 Kommentar:

  1. Sehr geehrter Herr Valentin,

    Ihr Beitrag spricht Bände. Sie geben das wieder was auch ich aus diesen Zeilen (Amtsblatt) gelesen habe. Behalten Sie Ihren Scharfsinn und machen Sie weiter so.

    Hochachtungsvoll André Köhn
    ein Bürger aus Bernau

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