Sonntag, 2. Januar 2011

Versprechungen, Vertröstungen und massive Nachteile


Philipp Schöning, der Betreiber der Initiative "DSL für Blumberg" hat mir dankenswerter Weise eine längere Zusammenstellung zur Versorgung des ländlichen, Brandenburger Raums mit schnellem Internet zur Verfügung gestellt, die ich hier im wesentlichen unverändert übernommen habe. Philipp hat diese Ausführungen an verschiedenene Entscheidungsträger geschickt, es möge nützen:

"Die Versprechen der Bundes- und Landesregierung, der Wirtschafts- und der Tourismusentwicklungsgesellschaft mbH des Landkreises Barnim (WITO) und weiterer Entscheidungsträgern bezüglich Breitband-Internet, vor allem im ländlichen Bereich, waren groß.

Hier eine kleine Auflistung:

von: Deutsche Telekom
Datum: 14.06.2010
Quelle: Pressemitteilung "Deutsche Telekom startet bundesweiten LTE-Netzausbau in Ostdeutschland und schließt weiße Flecken"

"Mehr als 1000 Orte ohne Zugriff auf das schnelle Internet sollen bis Jahresende mit Breitband erschlossen werden. Hiervon werden etwa 500 weiße Flecken mit LTE versorgt, die weiteren mit anderen Funk- oder Festnetztechnologien wie UMTS oder DSL." (LTE = long term evolution, d.h. die zukünftigen Mobilfunkstandards nach UMTS)
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Von: Friedrich Joussen, Konzernchef Vodafone Deutschland
Datum: 03.04.2010
Quelle: Interview der Rheinischen Post "Vodafone steht zu Düsseldorf"

"wir wollen Lizenzen ersteigern. Wenn wir erfolgreich sind, werden wir sie nutzen, um in einem Jahr alle sogenannten „Weissen Flecken” in der deutschen Internetversorgung zu schließen. Immerhin erlauben neue Mobilfunktechniken Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit. Ich stehe zu meinem Wort bei der Bundeskanzlerin und bei Jürgen Rüttgers und den anderen Ministerpräsidenten, das schnelle Internet für alle wird zügig kommen."
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Von: Hartmut Schauerte, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie (CDU)
Datum: 07.03.2008
Anlass: Bundestagsdebatte Flächendeckende Breitbandversorgung
Quelle: Plenarprotokoll 149. Sitzung

Ich denke, wir werden eine Anschlussdichte, eine Versorgung erreichen, die den Anforderungen gerecht wird. Der Bundeswirtschaftsminister und der Bundeslandwirtschaftsminister arbeiten sehr engagiert an diesem Thema. Es wäre gelacht, wenn wir das Thema nicht in relativ kurzer Zeit - ich sage noch einmal: binnen zwölf Monaten - im Wesentlichen gelöst haben.
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Von: Klaus Hofbauer (CSU)
Datum: 07.03.2008
Anlass: Bundestagsdebatte Flächendeckende Breitbandversorgung
Quelle: Plenarprotokoll 149. Sitzung

Lassen Sie mich zusammenfassen: Unser gemeinsames Ziel muss erstens darin bestehen, die ländlichen Räume in einem überschaubaren Zeitraum - ich sage es jetzt einfach so, Herr Staatssekretär: in den nächsten zwei, drei Jahren - flächendeckend zu versorgen.
...
Dann einigen wir uns auf ein Jahr. Ich bin sehr optimistisch. Wer hätte vor einem halben Jahr oder Dreivierteljahr geglaubt, dass wir so weit kommen würden?
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Von: Kai-Uwe Ricke
Datum: 09.09.2006
Quelle: Onlinekosten.de nach einem Bericht des Spiegel

Die Deutsche Telekom will allen Bundesbürgern bis spätestens zum Jahr 2012 einen Internet-Zugang über Breitband anbieten. "Das ist ein Versprechen", sagte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke in einem Interview mit dem "Spiegel". Möglich werde die flächendeckende Bereitstellung der schnellen Anschlüsse durch die Umstellung des alten Telefonnetzes der T-Com auf ein Internet-basiertes Netz. Ricke will diese Umstellung im Zuge eines milliardenschweren Sparpakets vorziehen.

Der Ministerpräsident von Brandenburg, Matthias Platzeck verkündete einst Breitband für alle bis 2009, was sich als später als heiße Luft entpuppte. Rüdiger Thunemann von der WITO versprach Lösungen für die Gemeinden im Barnim. Was wurde durch die WITO bis heute geleistet? Nicht viel!

Seine heutige Meinung zum Thema ist wie folgt: "Bei DSL und „schnellem Internet“ rechnet der Wito-Chef damit, dass in zwei Jahren „alles abgedeckt ist“."

Wie soll das passieren? Es wurde in der Vergangenheit so viel versprochen, nichts ist wirklich eingetreten, wie am Breitbandatlas Brandenburg zu erkennen. Die großflächige Löschung von Bedarfen ist auch keine Lösung! Die drei LTE- Anbieter (+E-Plus) planen bisher noch nicht einmal eine LTE-Versorgung für den Niederbarnim und speziell den Ahrensfelder Ortsteil Blumberg, in dem ich lebe.

Im Barnim sind vor allem die berlinnahen Gemeinde wie Wandlitz, Ahrensfelde, Werneuchen und Bernau betroffen. Aus den dortigen Verwaltungen hört man selten bis gar nicht, dass Bemühungen gemacht werden, um diese Situation zu verbesssern.

Folgen der Unterversorgung:

Breitbandnutzung steigert die Innovationsfähigkeit hinsichtlich der Entwicklung von neuen Diensten und Produkten
  • Diejenigen Räume haben ein niedrigeres Innovationspotential, die nicht über die Anbindung an Breitbandkommunikation verfügen.
Leistungsstarke Anbindung an das virtuelle Netz ist inzwischen zu einem entscheidenden Standortfaktor für Unternehmen geworden.
  • Ländliche Räume ohne Breitbandtechnik verlieren weiter an Wettbewerbsfähigkeit.
Potentiale einer Versorgung:

Durch IKT werden neue Dienstleistungen, neue Produkte und neue Formen der Übertragung und des Transports von Dienstleistungen ermöglicht.
  • Durch IKT entwickelt sich die Chance, im ländlichen Raum neue Arbeitsplatzpotentiale zu erschließen.
IuK-Technologien ermöglichen ortsunabhängiges Arbeiten und ortsunabhängige Dienste.
  • Standortnachteile durch die räumliche Distanz zwischen ländlichen Räumen und Ballungszentren sowie anderen Räumen nehmen ab.
Ich kämpfe mit meiner Initiative (DSLnachBlumberg) größtenteils allein, um diese Situation hier verbessern, meist bekomme ich nur Gegenwind bei meinen Bemühungen. Seit 2008 wurden diverse Presseberichte durch Entscheidungsträge veröffentlicht, doch wirklich gehandelt wurde nie, bzw. Ergebnisse sind nicht zu verzeichen:

-2008-

Weiße DSL-Flecken am Berliner Rand
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/5088/
16.02.2008

2008 soll Blumberg DSL-fähig werden
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/5445/
20.02.2008

Was den Blumbergern auf der Seele liegt
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/11149/
14.04.2008

Lange Leitung bleibt Problem
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/14298/
14.05.2008

Aussicht auf starke DSL-Anschlüsse
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/22092/
24.07.2008

-2009-

Funklösung beim DSL in Blumberg
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/43000/
04.02.2009

DSL-Misere soll ein Ende haben
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/56039/
23.04.2009

DSL in Blumberg zunächst vom Tisch
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/96386/
24.07.2009

-2010-

Ein zäher Weg ins Internet
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/128942/
11.02.2010

Blumberg weiter ohne DSL
http://www.dslnachblumberg.de/news/dsl- ... ne-dsl%22/
21.07.2010

Bürgerinitiative kritisiert Bürgermeister
http://www.dslnachblumberg.de/news/dsl- ... -voran%22/
20.12.2010

Die Frage ist, warum wird der Gemeinde Ahrensfelde eine Förderung aus Landesmittel verweigert, mit der Begründung der Definition des ländlichen Raums, die auf DIE KOMPLETTE Gemeinde Ahrensfelde nicht zutreffen sollte? Nun frage ich mich, sind die Ortsteile Blumberg und Mehrow denn nicht ländlich?

Warum wird von den Anbietern (Telekom etc.) erklärt, eine Versorgung mit Breitband-Internet sei aufgrund der Lage im ländlichen Raum und der vorherrschenden Glasfaserinstallation (HYTAS94) nicht möglich, aber für meinen Wohnort Blumberg gibt es keine Förderung, da er angeblich nicht im ländlichen Raum liegt?



"Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns jetzt endlich Taten sehn'n.." meinte damals der alte Goethe im "Faust". Er kannte seine Schwätzer...


Foto:Erich Werner / pixelio.de

2 Kommentare:

  1. Aus wirtschaftlicher sich lohnt die Erschließung dünn besiedelter Räume für die Telekommunikationsanbieter nicht. Wird von Bund, Land, Gemeinde kein Druck ausgeübt oder gefördert gibt es schlicht aus Rücksicht auf die Aktionäre keinen Anschluss in diesen Gebieten.
    Wenn man sich das entgangene Potenzial anschaut – welches Unternehmen siedelt sich den in einem Gebiet an, wo kaum Kommunikation über das Internet möglich ist. Die Bildung der Bevölkerung leidet, vor allem bei den Jungen, die das Internet verstärkt zur Informationsbeschaffung nutzen. Das gesamtwirtschaftliche Ergebnis könnte fatal sein.

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  2. Eine Schlussfolgerung daraus - und aus dem, was Post, Bahn, E-Werke und privatisierte Wasserbetriebe seit Jahren an Leistungen abliefern - ist, dass man Infrastrukturunternehmen einfach nicht privatisieren darf!

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